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Umwelt

Biowärme als Zukunftsoption

In der Vergangenheit ist fossile Energie günstig gewesen. Wegen der explodierenden Preise wollen nun viele möglichst schnell heraus aus Öl und Gas. Eine bislang, aus der Sicht des Tiroler Biowärme-Verbands, zu wenig genutzte Möglichkeit sind Nah-und Fernwärmenetze, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Genau vor 30 Jahren ist in Tirol das erste Biomasse-Heizwerk in Terfens in Betrieb gegangen. Heute gibt es 81 Anlagen im Land, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung versorgen. Biowärme bedeutet dabei Wärmeversorgung mit allen erneuerbaren Energieträgern, nicht nur mit Holz. Besonders interessant sei die Nahwärme vor allem im städtischen Bereich und auch in Tourismusdestinationen, sagt Bruno Oberhuber von der Energie Tirol. Daher seien kürzlich eröffnete Anlagen wie in St. Anton oder Gerlos ganz zentrale Technologien, die man dringend für die Umsetzung der Wärmewende benötige.

Die große Stärke der Nahwärme liege auch in der Möglichkeit, andere erneuerbaren Energieformen einzuspeisen, so der Verband „Biowärme Tirol“, dem 43 Betreiber angehören. Eingespeist werden könne nicht nur Biomasse wie Holz, sondern auch Abwärme, Umgebungswärme, Solarenergie bis hin zu Wasser- und Windkraft.

Wörgl setzt auf Abwärme

In Wörgl wird etwa ein Drittel des Wärmebedarfs der Stadt bereits mit Stadtwärme versorgt, insgesamt rund 500 Objekte, erklärt Stadtwerke Geschäftsführer Reinhard Jennewein. Dabei wird die Abwärme der Tirol Milch genutzt, die vorher einfach in die Atmosphäre gegangen sei. Die Stadt habe dann auf dem Gelände der Tirol Milch eine Energiezentrale hingebaut.

Man bekomme unterschiedlich warmes Wasser, dieses werde mit Hochtemperaturwärmepumpen auf das gewünschte Niveau angehoben und in der Stadt verteilt. Man habe bereits einen zweiten Betrieb für eine ähnliche Abwärmenutzung gefunden, das Ziel sei im Endausbau 60 bis 65 Prozent der Wörgler Haushalte so mit sauberer Energie versorgen zu können, sagt Jennewein.

Forderungen an die Politik

Das Potential von Biowärmenetzen werde noch viel zu wenig genutzt, so der Verbands-Koordinator Andreas Moser. Er fordert eine tirolweite Energie- und Wärmeraumplanung sowie eine Förder-Priorisierung dort, wo bereits Nahwärme existiert. Die Effizienz werde dadurch spürbar besser. Dabei stehe nicht der große Ausbau der Holznutzung im Vordergrund, sagt Moser, sondern die Effizienzsteigerung, etwa mit Wärmepumpen, die noch mehr Energie herausholen könnten. Das werde derzeit bereits in Lienz oder Söll umgesetzt.

Die Energiewende schaffen könne man aber nur mit genügend Fachkräften. Dafür müsse man auch zukunftsweisende Ausbildungszweige bereits in der Mittelschule besser bekannt machen: wie beispielsweise den Zweig „Energie-und Gebäudetechnik“ an der HTL Jenbach mit besten Jobchancen.