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Wissenschaft

Künstliche Intelligenz liest Handschriften

Eine an der Universität Innsbruck mitentwickelte Plattform macht Handschriften für alle lesbar. Die Plattform mit dem Namen „Transkribus“ beruht auf künstlicher Intelligenz. Sie kann die Arbeit in der Forschung aber auch für Laien erleichtern.

Wer schon einmal eine alte Chronik oder ein altes Kirchenbuch in den Händen gehalten hat, weiß, wie mühsam die alten Kurrentschriften zu lesen sind. Die Transkribus Plattform kann solche Texte entziffern und damit lesbar machen. Davon profitieren nicht nur Laien, die vielleicht ihre Familiengeschichte erkunden wollen, sondern auch Forscherinnen und Forscher. So machte die Plattform etwa Tausende Seiten aus Tagebüchern des deutsch-französischen Altphilologen Karl Benedikt Hase zugänglich, die dieser handschriftlich und noch dazu auf Altgriechisch verfasst hatte.

Nicht mehr auf einzelne Schriften festgelegt

Transkribus arbeitet mit neuronalen Netzen. Diese maschinenlernenden Methoden haben den Vorteil, dass sie nicht mehr speziell für eine bestimmte Handschrift programmiert werden müssen. „Die Benutzerinnen und Benutzer bringen der Maschine bei, die Schrift zu lesen“, sagt Günter Mühlberger von der Arbeitsgruppe Digitalisierung/Archivierung an der Universität Innsbruck.

Alte Schriften mit Transkription
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Die Transkribus-Plattform kann unterschiedlichste Handschriften verarbeiten. Gibt es kein gut passendes Modell, können Nutzerinnen und Nutzer die Maschine selbst trainieren.

„Und eine Maschine ermüdet nicht, das heißt, sie kann auch Tausende, Hundertausende oder Millionen von Seiten automatisiert verarbeiten. Das haben wir beispielsweise für das finnische Nationalarchiv gemacht, bei dem nunmehr über zwei Millionen handschriftliche Dokumente aus dem 19. Jahrhundert für alle durchsuchbar sind.“ Die verwendete Technologie ist völlig unabhängig von der Sprache und der eigentlichen Schriftart.

Plattform erkennt Schriften verschiedener Sprachen

Transkribus erkennt nicht nur Kurrentschrift oder auch moderne Handschriften, sondern auch mittelalterliche Schriften, aber auch Hebräisch, Arabisch oder indische Schriften. „Und derzeit führen wir gerade Experimente für Chinesisch durch, für altes Chinesisch“, freut sich Mühlberger.

Treffen in Innsbruck

Am Donnerstag und Freitag treffen sich an der Universität Innsbruck über 200 Expertinnen und Experten für Handschriftenerkennung und Nutzerinnen und Nutzer der Transkribus-Plattform, um die jüngsten Fortschritte der Technologie und deren Anwendungen zu diskutieren. Gleichzeitig werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt die Tagung online verfolgen.