SPÖ-Spitzenkandidat Georg Dornauer und ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle im Rahmen der Tiroler Landtagswahl
APA/ROLAND SCHLAGER
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Politik

Nach der Wahl stellt sich die Koalitionsfrage

Die Fortsetzung einer schwarz-grünen Landesregierung ist in Tirol nicht mehr möglich. ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle will außer mit der FPÖ mit allen verhandeln. Vom SPÖ-Spitzenkandidaten Georg Dornauer heißt es, man wolle nicht um jeden Preis regieren. Auch Dreier-Koalitionsvarianten wären möglich.

Die ÖVP ist zwar weiterhin mit Abstand stimmenstärkste Partei, musste aber mit -9,6 Prozentpunkten große Verluste hinnehmen. Spitzenkandidat Anton Mattle zeigte sich am Sonntagabend dennoch erleichtert, denn die Verluste seien nicht so groß ausgefallen wie erwartet. Man werde ganz hart daran arbeiten, das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler, von denen man nicht mehr gewählt worden sei, zurückzugewinnen. Er werde mit allen Parteien betreffend einer Regierungskoalition Gespräche führen, mit Ausnahme der FPÖ, so Mattle.

FPÖ-Chef rechnet mit rot-schwarzer Koalition

Die FPÖ kritisierte, dass sie von der ÖVP ausgegrenzt wird. Spitzenkandidat Markus Abwerzger sagt, man sei immer für Gespräche offen gewesen, man grenze niemanden aus. „Ich glaube, dass eine gestärkte FPÖ wichtig ist für das Land“, so Abwerzger. Es sei das historisch beste Ergebnis der freiheitlichen Partei, man liege auf Platz zwei. Abwerzger rechnet allerdings bereits mit einer rot-schwarzen Koalition.

SPÖ ernennt Sondierungsteam

SPÖ-Spitzenkandidat Georg Dornauer möchte nicht um jeden Preis regieren. Am Montag gebe es einen Landesparteivorstand und dort soll ein Sondierungsteam bestimmt werden. Der Regierungsbildungsauftrag liege klar bei Anton Mattle. Die SPÖ werde mit klaren Forderungen und Vorstellungen in Sondierungsgespräche gehen und er hoffe, dass die ÖVP bereit für Änderungen sei, so Dornauer. Der SPÖ-Chef hätte sich ein besseres Ergebnis für seine Partei erwartet, auch daraus macht er keinen Hehl. Eine Koalition mit ÖVP und SPÖ käme auf solide 21 Mandate.

Experten sehen Schwarz-Rot kommen

Als „nahezu aufgelegt“ bezeichnete Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer von OGM eine Schwarz-Rote-Koalition gegenüber der APA. Das letzte Mal regierten die beiden „Großparteien“ Tirol gemeinsam bis 2013 unter der Führung von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Dessen überhasteter Rückzug dürfte seinen Teil zum historisch schlechtesten Ergebnis der Tiroler ÖVP beigetragen haben. „Wie man das so vergeigen kann, ist beinahe einmalig“, fand Bachmayer klare Worte zum Abgang des Ex-Landeshauptmanns. Eine Dreierkoalition sehen sowohl Bachmayer als auch der Politikberater Thomas Hofer und der Meinungsforscher Peter Hajek als nicht wünschenswert für die ÖVP.

Grafik zu möglichen Koalitionen in Tirol
Grafik: APA/ORF.at

Getrübte Stimmung bei den Grünen

Beim bisherigen Koalitionspartner war die Stimmung wesentlich schlechter. Der grüne Spitzenkandidat Gebi Mair sagt, man habe sich ein ganz anderes Ergebnis erwünscht und erhofft. So ein Abend tue deshalb auch persönlich weh. Man sei bereit für Gespräche, sollten sich andere nicht einigen können.

Liste Fritz sieht keinen automatischen Regierungsauftrag

Bei der Liste Fritz war am Sonntagabend die Stimmung besonders gut. Es sei ein sensationelles Ergebnis, betonte Spitzenkandidatin Andrea Haselwanter-Schneider. Sie sehe einen Wahlsieger, das sei die Liste Fritz, sie sehe einen Wahlverlierer, das sei die Volkspartei, „wenn man zehn Prozent in den Sand setzt, sehe ich nicht automatisch den Regierungsauftrag“. Es gehören jetzt alle in Gespräche eingebunden, so Haselwanter-Schneider.

NEOS-Chef mit Kritik an Umfragen

Für die NEOS ist das Ergebnis ernüchternd. Spitzenkandidat Dominik Oberhofer sagt mit Blick auf die Umfragen der letzten Tage, die NEOS hätten sich mehr gewünscht, aber da seien auch die Umfragen zu hinterfragen, die seien komplett falsch gewesen. Oberhofer sieht mit zwei Abgeordneten keinen Regierungsauftrag. Rechnerisch würden sich unter NEOS einige Dreier-Koalitionsvarianten ausgehen – etwa ÖVP-Grün-NEOS. Allerdings käme man damit im Landtag gerade einmal auf 19 Mandate und damit nur eine dünne Mehrheit.

Die MFG ziehen nicht in den Landtag ein und machen die schwache Medienpräsenz im Wahlkampf dafür verantwortlich.