Eine Frau auf dem Weg zur Wahlkabine
APA/GEORG HOCHMUTH
APA/GEORG HOCHMUTH
Landtagswahl 2022

Die Eigenheiten der Tiroler Wähler

Wie die Landtagswahl ausgeht, entscheiden die Tirolerinnen und Tiroler. Deren Wahlverhalten ist laut Wahlforscher Christoph Hofinger durchaus als „wankelmütig“ zu bezeichnen. Spannend bleibt auch, wie hoch oder niedrig die Wahlbeteiligung sein wird.

Christoph Hofinger ist Sozialforscher und Mitgründer des SORA-Instituts, das regelmäßig Hochrechnungen und Wählerstromanalysen für den ORF erstellt. Die bisherigen Umfragen würden klar daraufhin deuten, dass die Landtagswahl am Sonntag in Tirol einiges bewegen werde, erklärte er: „Die ÖVP wird das Ergebnis von 2018 ganz klar nicht halten können. Je nach Umfrage wird ihnen ein Verlust von zehn Prozent oder deutlich mehr vorausgesagt. Das deutet doch an, dass einiges an Wählerdynamik und an Bewegungen stattfinden wird.“

Wahlforscher Christoph Hofinger vom SORA-Institut
ORF
Wahlexperte Christoph Hofinger

„Untreue“ Tiroler Wähler

Ein wechselndes Wahlverhalten sei typisch für die Tirolerinnen und Tirolern, so Hofinger: „Die Tiroler Wählerdynamik ist sehr hoch. Es gibt ein Klischee, dass die Tiroler angeblich treu sind. Das wird in Liedern besungen, aber im Wahlverhalten trifft das nicht zu. Sie gehören zu den mobilsten Wählerinnen und Wählern Österreichs. Sie haben wenige Gewerkschaftsbindungen und Parteimitgliedschaften. Tirol ist schon seit 30 Jahren ein Ort der starken Veränderungen.“

Wähler in Wahlkabine
ORF
Man wird erst am Sonntag wissen, wie viele Tirolerinnen und Tiroler von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht haben

Wahlbeteiligung als große Frage

Viel hängt durchaus auch von der Wahlbeteiligung ab. Bei der letzten Wahl sei sie mit 60 Prozent bereits sehr niedrig gewesen, weiß Hofinger: „Wenn manche Parteien Mobilisierungsprobleme haben, könnte sie diesmal noch niedriger ausfallen. Auf der anderen Seite stellen wir in Umfragen fest, dass die Menschen im moment sehr emotionalisiert sind. Wenn sich diese Emotionen – Sorge, Ärger, aber auch die Sehnsucht nach bestimmten politischen Konstellationen – an die Wahlurne bewegen, dann kann das die Wahlbeteiligung auch wieder ansteigen lassen.“

Der Experte glaubt, dass eine hohe Wahlbeteiligung der derzeit regierenden ÖVP nützen könnte. Die Wahlbeteiligung würde seiner Ansicht nach vor allem sinken, wenn die Volkspartei Probleme hätte, ihre Wählerinnen und Wähler zu den Urnen zu bewegen. Man könne derzeit aber schwer einschätzen, ob die Wahlbeteiligung diesmal noch geringer ausfällt als letztes Mal, oder wieder steigt: „Es sind beide Szenarien denkbar und es ist eben auch denkbar, dass die Wahlbeteiligung aufgrund der hohen Emotionalität in der Bevölkerung noch steigt“, erläuterte Christoph Hofinger.