K.O. Tropfen werden in Flasche gefüllt
APA/dpa/Nicolas Armer
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Aktion hat Schutz vor K.O.-Tropfen im Visier

Die Innsbrucker Club Commission als Interessensvertretung der Nachtszene ortet eine Zunahme von Vorfällen mit K.O.-Tropfen gegenüber der Zeit vor der Pandemie. Die Aktion „NO!K.O.“ soll mit Unterstützung des Landes Aufklärung und Sensibilisierung forcieren.

Die Innsbrucker Club Commission habe dieses Jahr vermehrt Hinweise über den mutmaßlichen Einsatz von K.O.-Tropfen von den Nachtlokal-Betreibern aus ganz Tirol, zumeist Innsbruck, bekommen, wie es am Dienstag hieß. „Die Anzahl der K.O.-Tropfen-Einsätze habe sich bis über das vor Corona-Pandemie-Niveau erhöht“, erklärt Mona Paschinger, Projektleiterin von der Innsbrucker Club Commission. Täter wollen damit ihre Opfer willenlos machen, um damit die Gelegenheit für Übergriffe, Missbrauch oder andere Delikte zu bekommen.

Genaue Fall-Anzahl nicht bekannt

Eine genaue Statistik von Vorfällen, bei denen Opfer mit K.O.-Tropfen oder ähnlichen Substanzen beeinträchtigt wurden, gibt es in Tirol nicht. „Der Grund dafür ist, dass weder bei der Polizei noch im Krankenhaus die Fälle mit einem eigenen Codewort bzw. Markierung versehen werden“, erklärt Paschinger. Die Einführung zur besseren Erfassung des Problems habe sie jetzt beantragt. Trotzdem glaubt die Expertin, dass es auch weiterhin eine hohe Dunkelziffer geben werde.

Einen Grund für die Zunahme der Vorfälle sieht sie in der Pandemie. „Potenzielle Opfer, die zumeist Frauen sind, sind nach der Pandemie oft mit weniger Erfahrung oder Argwohn im Nachtleben unterwegs“, so Paschinger. Auf der Täterseite vermutet sie eine stärkere psychische Belastung durch die Lockdowns. Auf der Täterseite könnten fehlende Kontaktmöglichkeiten in dieser Zeit eine Rolle spielen und sich die Bereitschaft zu Übergriffen erhöht haben, unter anderem auch durch den Einsatz von Betäubungsmitteln.

Das Nachtlokal bzw. der Nachtclub Arche Ahoi in den Bögen in Innsbruck steht während des Lockdown leer
David Prieth
Die Aktion „NO!K.O.“ soll das Nachtleben vor allem für Frauen sicherer machen

Stärkung von Opfern, Abschreckung möglicher Täter

Das Ziel der Aktion sei es Aufmerksamkeit und auch Bewusstsein zu schaffen. „Wir wollen den Opfern zeigen, dass sie sich wehren und auch darüber sprechen können. Gleichzeitig sollen potenzielle Täter durch die gesteigerte Aufmerksamkeit abgeschreckt werden“, erklärt Paschinger. Dabei liegt der Fokus vor allem auf Social Media und auch Plakaten und Flyern, die in Nachtclubs aufgehängt bzw. aufgelegt werden sollen.

"Im Rahmen des „Luisa ist hier"-Projektes können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lokalen auch von uns geschult werden, wie mit potenziellen Opfern umgegangen werden kann. Das Wichtigste ist dabei klar, dass vor allem scheinbar stark betrunkene Frauen auf keinen Fall vor die Tür gesetzt werden dürfen. Dies ist derzeit leider teilweise immer noch die Praxis“, meint Paschinger. Vor dem Club seien die Frauen potenziellen Tätern noch viel mehr ausgeliefert.

Einrichtung von „safer spaces“

Die Innsbrucker Club Commission schlägt deswegen auch die Einrichtung von „safer spaces“ in Clubs vor. Scheinbar betrunkene bzw. unter starkem Konsum stehende Menschen könnten sich in diesen zurückziehen und auch von den Club-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern beobachtet werden. „Hier kann es natürlich schnell zu einem Fehlalarm kommen, aber wenigstens lässt man die Betroffenen nicht allein und ihr Gesundheitszustand kann beobachtet werden“.

Die Projektleiterin betont dabei , dass der Einsatz von K.O.-Tropfen in Tirol nicht unterschätzt werden dürfe. „Nur weil wir eine Urlaubsregion sind, heißt es nicht, dass es sicherer oder idyllischer ist. Ganz im Gegenteil: Im Urlaub werden oft sonst vorhandene Schutzmechanismen abgelegt.“ Es seien nicht nur Ballungsräume wie Innsbruck, sondern auch Skiregionen betroffen.

Deswegen sei es wichtig, dass die Aktion „NO!K.O.“ in ganz Tirol umgesetzt werde. Auch Frauen- und Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) unterstreicht die Notwendigkeit der Kampagne. So habe auch Tirol ein Problem mit gewaltbereiten Männern, wobei richtiger Gewaltschutz eben bei Prävention und Sensibilisierung beginne.