Sexismus erlebt oder beobachtet haben laut der Studie über 75 Prozent der Teilnehmenden, wobei Frauen häufiger angaben, mit Sexismus Erfahrungen gemacht zu haben als Männer. Über eine eigene Betroffenheit berichteten über 80 Prozent der Teilnehmerinnen und rund zehn Prozent der Teilnehmer.
Befragung durch Fokusgruppen ergänzt
Durchgeführt wurde die Befragung im Auftrag der Abteilung Gesellschaft und Arbeit des Landes Tirol von L&R Sozialforschung in Kooperation mit dem Center for Social & Health Innovation (CSHI) des MCI, das ergänzend zur quantitativen Befragung die qualitative Forschung vor Ort in Form von Fokusgruppen umsetzte.
Auch Männer können betroffen sein
„Einig waren sich rund die Hälfte der Männer sowie der Großteil der Frauen darüber, dass Sexismus ein weit verbreitetes Phänomen ist, das nicht nur ausschließlich Frauen betrifft: So können auch Männer sowie alle, die nicht in die gängigen Vorstellungen von Frauen und Männern passen, davon negativ betroffen sein“, führt Claudia Sorger von L&R Sozialforschung aus. Am häufigsten erlebten oder beobachteten die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer Sexismus im öffentlichen Diskurs.

Sorger nennt hier etwa Fälle von sexistischen Darstellungen oder verbaler und körperlicher sexueller Belästigung bzw. Gewalt in der Werbung, der medialen Berichterstattung, den sozialen Medien, in Aussagen von Personen des öffentlichen Lebens sowie im öffentlichen Raum. Aber auch am Arbeitsplatz, in der Vereinstätigkeit, in der Ausbildung und im privaten Umfeld hat laut der Studie jede dritte Frau Erfahrungen mit Sexismus gemacht.
Ländlicher Raum besonders betroffen
Lukas Kerschbaumer vom MCI sagt, es sei in den Fokusgruppen ersichtlich geworden, dass auch Frauen geschlechterspezifische Vorurteile und patriarchale Strukturen verinnerlicht haben und diese weitergeben. Vor allem der ländliche Raum mit einem männerdominierten Brauchtum und traditionellen Rollenbildern sei von den Teilnehmenden als besonders betroffen eingeschätzt worden, berichtet Kerschbaumer.
Sexismus hat viele Gesichter
Von Landesrätin Gabriele Fischer (Grüne) hieß es, man habe die Studie in Auftrag gegeben, um ein konkretes Bild von Sexismus in Tirol zeichnen zu können. Sexismus habe viele Gesichter und reiche von plakativen Rollenzuschreibungen in der Werbung über Hassnachrichten in sozialen Medien und körperlichen Belästigungen im öffentlichen Raum bis hin zu strukturellen Benachteiligungen im Berufs- und Alltagsleben.
Eines haben laut Fischer jedoch alle Formen gemeinsam: Sie verletzen die Würde und die Gleichheit der Menschen. Die Ergebnisse der Studie würden deutlich machen, dass Sexismus in Tirol nach wie vor existent sei und sowohl der Großteil der Frauen wie auch der Männer damit zu tun habe. "Wir müssen daher weiterhin aktive und passgenaue Schritte setzen, um überholte Rollenbilder und Stereotype abzubauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie voranzutreiben“, so Fischer.