v.l. PrŠsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz, Rudolf Federspiel, Landeshauptmannkandidat Markus Abwerzger, Bundesparteiobmann Herbert Kickl am Samstag 10. September 2022, beim offiziellen Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ in Innsbruck
APA/EXPA/JOHANN GRODER
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Landtagswahl 2022

Tirol-Wahl: FPÖ möchte Führung stellen

Die Tiroler FPÖ hat Samstagabend vor rund 400 Anhängern im Innsbrucker Congress ihren Start in die heiße Phase des Landtagswahlkampfes eingeläutet. Dabei stellte sie deutlich wie nie den Führungsanspruch in Land und Bund.

Bundesparteiobmann Herbert Kickl und Tirols als „Landeshauptmannkandidat“ beworbener FPÖ-Chef Markus Abwerzger trommelten in teils deftigen Reden für einen freiheitlichen Durchmarsch: In den Landeshauptmannsessel und ins Kanzleramt.

Kickl will FPÖ-„Triple“

„Ihr steht kurz davor, ein historisch hervorragendes Ergebnis einzufahren. Markus für alle, alle für Markus. Diese Tiroler Wahl kann eine Initialzündung für das ganze Land und für eine freiheitliche Siegesserie sein“, rief Kickl den jubelnden Sympathisanten in seiner 45-minütigen Rede zu und schloss dabei die Bundespräsidentenwahl und weitere Landtagswahlen mit ein. „Und am Ende stehen wir vor dem Bundeskanzleramt. Wenn ihr wollt, gehe ich voran. Bis hinein ins Kanzleramt“, erklärte Kickl, der mehrmals von einem künftigen freiheitlichen Bundeskanzler sprach. Es gebe doch „nichts Schöneres, wenn ein freiheitlicher Tiroler Landeshauptmann zu einem freiheitlichen Bundespräsidenten in die Hofburg kommt.“

v.l. PrŠsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz, Bundesparteiobmann Herbert Kickl, Landeshauptmannkandidat Markus Abwerzger am Samstag 10. September 2022, beim offiziellen Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ in Innsbruck
APA/EXPA/JOHANN GRODER
V.l.n.r. FPÖ-Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz, Bundesparteiobmann Herbert Kickl, Landeshauptmannkandidat Markus Abwerzger

FPÖ: „Alles möglich“

Der 25. September könne ein „Signal nach Wien und Europa“ aussenden, so der FPÖ-Chef. Es sei alles möglich, auch ein „freiheitlicher Landeshauptmann“. Für die Tiroler Politkonkurrenz hatte Kickl nur Spott übrig. „Herzliche Grüße des FPÖ-Obmannes an den Herrn Mattle“, meinte er in Richtung des ÖVP-Spitzenkandidaten. Die FPÖ stehe zu ihrem Parteinamen und „sich nicht dafür genieren“ und ihn wechseln, so Kickl in Anspielung darauf, das die ÖVP in der Kurzbezeichnung mit „MATTLE“ antritt.

„Umbenennen tut sich nur jemand, der etwas auf dem Kerbholz hat. Das ist ein untauglicher Versuch, die Leute für blöd zu verkaufen. Die Liste Mattle ist die Liste der Farblosen und Wertlosen“, polterte Kickl und nannte Mattle einen „Mann ohne Eigenschaften“, während er SPÖ-Landesparteichef Georg Dornauer als „Porsche-Schorschi“ titulierte. Heftig geißelte Kickl die „Ausgrenzung“ der Freiheitlichen durch die anderen Parteien in Tirol. Jemand der ausgrenze, sei ein „erbärmlicher Schwächling“.

LH: Abwerzger sieht „Jahrhundertchance“

„Ich will Landeshauptmann von Tirol werden. Wer denn sonst? Der Mattle, oder was?“, rief indes Abwerzger in seiner rund halbstündigen Rede nach Kickl der Menge zu. Der Wahltag sei eine Jahrhundertchance für die Tiroler FPÖ und der „Tag der Abrechnung mit der Politik des Einsperrens, der Misswirtschaft, der Ausgrenzung und Spaltung“. Frontal griff der Tiroler FPÖ-Obmann Noch-Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) an. Dieser habe „eines der größten Verbrechen nach Ende des Zweiten Weltkrieges“ verkündet – den Lockdown für Ungeimpfte sowie die Impfpflicht. Die ÖVP sei schon lange keine bürgerliche Partei mehr, so der Spitzenkandidat. Er prangerte unter anderem an, das vor allem nicht integrationswillige und fähige Asylanten Mindestsicherung beziehen würden und bezeichnete den Klimabonus auch für Asylwerber als „Sauerei“.

Kickl hatte zuvor auch gegen die ÖVP-Proponenten auf Bundesebene heftig ausgeteilt. Bundeskanzler Karl Nehammers Rücktritt wäre ein „großer Befreiungsschlag“, Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) sei der „Meister der Prozent- und Promillerechnung“, Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) der „Graf Bobby“, der nicht wisse, was die Neutralität bedeute. Kickl mahnte eine neutrale Position in Bezug auf den Ukraine-Krieg ein und verdammte die Sanktionen, die die fatale Teuerung mit sich brächten. Die Russen würden nur das machen, was die Amerikaner schon immer gemacht hätten: „Die Ukraine ist das Opfer der Amerikaner genauso wie das der Russen.“

Rosenkranz warb für eigene Ambitionen

Rosenkranz wechselte unterdessen in seiner weit kürzeren Rede zwischen der Tiroler Landtagswahl und seinem eigenen Wahlkampf hin und her. „Es liegt etwas in der Luft“, meinte er zur Situation in Tirol, denn: „Die ÖVP schwächelt.“ ÖVP-Spitzenkandidat Mattle und die Seinen würden ständig Kernforderungen der FPÖ übernehmen – sei es, indem plötzlich die Sanktionen gegen Russland in Frage gestellt werden oder der Klimabonus für Asylwerber vehement kritisiert wird.

Spitzenkandidaten mit Landeshauptmannkandidat Markus Abwerzger (mitte) am Samstag 10. September 2022, beim offiziellen Wahlkampfauftakt der Tiroler FPÖ in Innsbruck
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Die FPÖ-Spitzenkandidaten mit Markus Abwerzger (Mitte)

Einzug mit Fahnen und lauter Musik

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sei „komplett abgehoben“, er befinde sich „mitten in einer europäischen Allianz, die die Vaterländer aushebeln will“. Lobend erwähnte Rosenkranz dabei Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, ohne ihn aber beim Namen zu nennen. Zudem kritisierte der FPÖ-Kandidat einmal mehr Van der Bellens Agieren bezüglich der Corona-Maßnahme der Bundesregierung. Zudem verwies Rosenkranz auf sein prinzipielles Recht als Präsident, die Bundesregierung entlassen zu können. Zunächst werde er aber einmal „zu einem Gespräch einladen“, so der freiheitliche Hofburg-Aspirant. Zu lange solle er sich damit aber nicht aufhalten, gab ihm Kickl spöttisch mit auf den Weg.

Zu den Klängen von „Final Countdown“ und mit einer gehörigen Fahnenabordnung im Rücken waren die FPÖ-Spitzen zu Beginn in den Saal Innsbruck des Congresses marschiert. Jener Ort, an dem fast auf den Tag genau vor 36 Jahren, am legendären Bundesparteitag im Jahr 1986, Jörg Haider die Parteispitze erklommen hatte. Ein „historischer Ort“, an dem die „Weichen in Richtung Erfolg“ gestellt worden seien, so Kickl.

ÖVP warnte vor „LH Abwerzger“

Die Tiroler ÖVP warnte am Sonntag in einer Reaktion einmal mehr vor einem freiheitlichen Landeshauptmann. Ein FPÖ-Landeshauptmann bedeute „Aggression, rechte Hetze und Spaltung der Gesellschaft“, erklärte Klubobmann Jakob Wolf in einer Aussendung am Sonntag. Der Chef der schwarzen Landtagsfraktion sprach erneut von einer „Richtungsentscheidung“ für Tirol, die die Wahl am 25. September mit sich bringe: „Die Menschen haben die Wahl zwischen einem bürgerlichen Tirol und einer Politik der Mitte mit einem Landeshauptmann Anton Mattle, oder einem extrem weit rechts außen stehenden Landeshauptmann Markus Abwerzger von Kickls Gnaden.“ Er sei entsetzt, wie sich die Tiroler FPÖ unter Abwerzger in den letzten Jahren radikalisiert habe, so Wolf.