Trinkwasserkraftwerk in Aschau
Wasser Tirol
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Umwelt

Trinkwasserkraftwerke als Energiequellen

In Tirol gibt es derzeit bereits 80 Trinkwasserkraftwerke. Das heißt, dass in bestehende Trinkwasser-Anlagen Turbinen eingebaut werden, die Strom produzieren. Diese Art der Energiegewinnung soll weiter ausgebaut werden, so das Land Tirol.

Das Prinzip klingt einfach und soll gleich zweifachen Nutzen bringen: Wo Trinkwasser aus Quellen ohnehin gesammelt wird, sollen eingebaute Turbinen zusätzlich Strom produzieren. Dabei wird der Höhenunterschied von der Quelle ins Tal genutzt. So entstehen Kleinstkraftwerke, die auch bei einem großflächigen Stromausfall noch Energie liefern können.

Ausbau der Trinkwasserkraftwerke geplant

Mit der Energie aus den schon bisher bestehenden 80 Trinkwasserkraftwerken werden in Tirol derzeit rund 22.000 Haushalte mit Strom versorgt. Die Zillertaler Gemeinde Hippach ist nach Angaben des Landes Vorreiter, was die Energiegewinnung aus Trinkwasser betrifft: Sie hat bereits fünf dieser Kraftwerke, nun ist ein weiteres geplant. Bisher wurden 300 Haushalte der Gemeinde mit Trinkwasser-Strom versorgt.

"Noch heuer wollen wir mit dem Bau eines weiteren Trinkwasserkraftwerkes beginnen“, erklärte Bürgermeister Alexander Tipotsch. „Beim Hochbehälter Brandach wird im Zuge der Quellsanierung und im Zusammenhang mit dem erforderlichen Leitungsbau eine Turbine eingebaut. 15 Liter Wasser pro Sekunde kommen aus den Quellen. Bei einem Höhenunterschied von fast 800 Metern von der Quelle bis zur Turbine kann damit Strom für weitere 200 Haushalte produziert werden.“ Für die einwandfreie Trinkwasserqualität werde das Wasser laufend hygienisch untersucht.

Kleine Schritte in die Energie-Unabhängigkeit

"Ein kommunales Trinkwasserkraftwerk ist ein kleiner, aber wertvoller Baustein für die Energieunabhängigkeit Tirols bis 2050. Und es kann auch ein Bestandteil der lokalen Krisenvorsorge sein. Immer mehr Gemeinden erkennen das und interessieren sich für diese oft mit geringem Aufwand umzusetzende sowie nachhaltige Form der Energiegewinnung“, wies Energiereferent LHStv. Josef Geisler (ÖVP) in einer Aussendung am Donnerstag auf den Mehrfachnutzen von Trinkwasserkraftwerken hin.

Strom bliebe auch bei einem Blackout

Werde die Anlage so ausgeführt, dass sie auch unabhängig vom Netz im Inselbetrieb funktioniere, können etwa Gemeindegebäude oder wichtige Infrastruktureinrichtungen auch bei einem Blackout mit Strom versorgt werden, hieß es. Ein weiterer Vorteil: Die Wasserversorgungsanlagen in Tirol beziehen ihr Trinkwasser überwiegend aus Quellen, die meist gleichmäßig in die Behälter eingespeist werden. Im Unterschied zu vielen andern erneuerbaren Stromerzeugungen wird die Energie in der Regel ohne größere saisonale Schwankungen erzeugt.

Beratungen und finanzielle Förderung

Das Land Tirol hat bereits im Jahr 2011 ein Konzept für Trinkwasserkraftwerke erstellt. In Zeiten der derzeitigen Energie-Diskussionen hätte nun bereits jede fünfte Gemeinde Interesse an einem solchen Mini-Kraftwerk angemeldet, wurde ausgeführt.

„Die Investitionen in ein Trinkwasserkraftwerk sind überschaubar, es gibt keine großen Bauwerke oder Eingriffe in die Natur und wir leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Gemeinde und zur Energieunabhängigkeit des Landes“, machte der Hippacher Bürgermeister Tipotsch auch anderen Gemeinden Mut zur Umsetzung.

Seit etwas mehr als einem Jahr bietet das Land Tirol interessierten Gemeinden über die landeseigene „Wasser Tirol“ eine zweistufige Beratung für die Energiegewinnung aus Trinkwasser. Bereits 51 Gemeinden und Wassergenossenschaften haben sich dafür angemeldet. Für elf Gemeinden bzw. Wassergenossenschaften liegen bereits Varianten für die Umsetzung eines Trinkwasserkraftwerks vor. Zusätzlich könnten damit bis zu 1.700 Haushalte mit Strom versorgt werden.