In der Aussendung wird auch der Anwalt des verletzten 14-Jährigen kritisiert. Dieser hatte am Sonntag gegenüber der APA massiv überschießendes Verhalten der Polizisten ins Treffen geführt, diese hätten „im Stil eines Killerkommandos“ agiert. Für die Landespolizeidirektion Tirol waren dies „letztklassige Begrifflichkeiten“, die man „auf das Schärfste“ zurückweise. „Auch für Polizisten gilt, wie für jeden anderen Staatsbürger auch, bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung“, hieß es. Man habe aber „höchstes Verständnis für die nunmehrigen legitimen Diskussionen und Fragestellungen im öffentlichen Diskurs“, so die Polizei.
Anwalt: Emotionalisierung nützt niemandem
Anwalt Gernot Winkler sagte am Dienstag gegenüber dem ORF, dass er niemand sei, der die Polizei kritisiere. Sollte im Zuge eines Interviews dieser Sager (Anm.: „Killerkommando“) interpretiert worden sein, tue ihm das leid, so Winkler. Es nütze aber niemanden etwas, wenn man die Sache emotionalisiert. Dennoch schaue die Situation mit den Einschusslöchern nicht nach einem gezielten Polizeieinsatz aus, so Winkler.
Kohler: Genesungswünsche und Kollegen „viel Kraft“
Bei dem Einsatz sei es „bedauerlicherweise“ zur Verletzung des 14-Jährigen gekommen, wurde eingeräumt. Landespolizeidirektor Edelbert Kohler wünschte dem Jugendlichen „eine rasche und gute Genesung“ und „den betroffenen Kollegen viel Kraft für die Bewältigung dieser psychischen Ausnahmesituation“.
Die LPD verwies darauf, dass Tiroler Polizistinnen und Polizisten bei „jedem Einsatz“ damit rechnen müssen, „lebensbedrohenden Situationen“ ausgesetzt zu werden. Man investiere daher auch viel in Ausbildung und Einsatztrainings. „Und dass die Erkenntnisse des gegenständlichen Polizeieinsatzes – was immer auch die Ermittlungen ergeben werden – in das künftige Einsatztraining mit einbezogen werden, versteht sich von selbst“, hieß es weiter.
Polizisten gaben neun Schüsse ab
Das Landeskriminalamt Kärnten und die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermitteln in dem Fall. Der untersuchte Polizeieinsatz hatte sich vergangenen Freitagfrüh ereignet. Ein verdächtiger Kastenwagen, der zuvor bei einer Fahrzeugkontrolle in Wörgl (Bezirk Kufstein) rasant flüchtete, stand dort auf einem Bahngleis und bewegte sich nach Polizeiangaben trotz Anhalteaufforderung langsam fort. Zwei Polizisten feuerten neun Schüsse auf das Heck des Fahrzeugs, dabei wurde ein 14-jähriger Österreicher an Schulter und Hand verletzt. Laut dem Anwalt des Verletzten wurde noch geschossen, als der 14-Jährige, der als Beifahrer in Wörgl zugestiegen sei, das Auto schon verlassen hatte.
„Kugel knapp oberhalb der Lunge steckengeblieben“
Gegenüber dem ORF Tirol sagte Anwalt Gernot Winkler, dass eine Kugel im Brustbereich des 14-Jährigen neben der Wirbelsäule und knapp oberhalb der Lunge steckengeblieben ist, eine zweite hätte den Buben schwer an der Hand verletzt. Er liege derzeit auf der Kinderstation der Klinik Innsbruck. Es wird nun auch wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung ermittelt.
Anwalt: 14-Jähriger unbescholten
Die Beamten gaben an, zuvor einen „lauten Knall“ gehört zu haben, vermutlich ein Reifenplatzer. Zwei weitere Fahrzeuginsassen, ein 14-jähriger Österreicher und ein 13-jähriger Russe, flüchteten zu Fuß, wurden aber zwei Stunden später unweit des Tatorts vom Einsatzkommando Cobra festgenommen. Die drei waren laut LKA Tirol polizeibekannt. Eine Beschreibung, die der Anwalt für seinen 14-jährigen Mandanten zurückwies, dieser sei unbescholten, entsprechende Verfahren seien eingestellt worden.