Er war Buchdrucker und Gendarm, er lief Marathons und ist Präsident des Blasmusikverbandes. Hier das Portrait eines pragmatischen Strategen, der manchmal unterschätzt wurde.
Resümee über 14 Jahre
Die Zeit der Pandemie habe ihn sehr belastet, der Anblick der menschenleeren Maria-Theresien-Straße vom Landhaus aus. Er habe Verantwortung übernehmen wollen, deshalb habe er manchmal im Landhaus fast „gewohnt“, so der scheidende Landeshauptmann im Gespräch mit ORF-Tirol Chefredakteur Georg Laich.
Mit Mattles Wahlkampf bisher zufrieden
Auf die Frage, wie er den bisherigen Wahlkampf seines Nachfolgers Anton Mattle bewerte, sagte Platter, es sei für ihn eine riesige Erleichterung gewesen, dass Mattle in seine Fußstapfen trete. Mattle sei jemand, der Handschlagqualität habe und auf den man sich verlassen könne, der Visionen für Tirol habe. Bisher sei alles gut gelaufen, so Platter.

Möchte als „Ermöglicher“ in Erinnerung bleiben
Wie werden die Tirolerinnen und Tiroler den längstdienenden Landeshauptmann nach Eduard Wallnöfer in Erinnerung behalten? Er sei keiner, der sich mit Bauten oder Gebäuden schmücke, sagt Günther Platter. Vielmehr sei es ihm immer darum gegangen, das Land so zu übergeben, dass auch die Enkelkinder eine Chance hätten und dass es ihnen gleich gut gehe wie jetzt. Momentan sei die Situation sehr schwierig, aber die Chance bestünde, dass junge Menschen „in diesem wunderschönen Land“ Zukunftschancen hätten, so Platter.
Hohe Zahl an Lkws für Platter „bedauerlich“
Der Transitverkehr kann nicht von Tirol alleine zurückgedrängt werden, sagte der scheidende Landeshauptmann. „Wir haben mit unseren Maßnahmen, Fahrverboten, Blockabfertigungen eigentlich alles getan, was wir tun können. Die hohe Zahl der Lkws ist bedauerlich, aber jetzt endlich ist ein Einlenken in Bayern spürbar“, so Platter. Ziel sei eine Korridormaut von München bis Verona auf dem Niveau der Tiroler Maut, um den Umwegtransit zu vermeiden.
Auf die Frage, ob man der Bevölkerung mit der Ansage, die Zahl der Lkws zu verringern, zu viel versprochen hatte, sagte der Landeshauptmann, man habe mit dieser Vorgabe ein Ziel benannt. Dass es schwer zu erreichen sein werde, sei ihm immer klar gewesen.
TV-Hinweis:
„Tirol heute“, 30.08.2022,
19.00 Uhr, ORF2
Achensee war Tiefpunkt
Ein persönlicher Wendepunkt war die Landeshauptleutekonferenz am Achensee. Er sei strikt gegen einen Lockdown für alle gewesen, so Platter. Dann sei plötzlich die Impfpflicht dazu gekommen. Er sei um 2.00 Uhr morgens wutentbrannt zu Bett gegangen. Als Gastgeber und Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz habe er sich aber an die Spielregeln halten müssen, deshalb habe er diese Entscheidungen mitgetragen. In seiner politischen Tätigkeit sei dies eine Zäsur gewesen.
Künftig als Musikant unter den Menschen
Von allen politischen Funktionen – Landesrat, Verteidigungsminister, Innenminister, Landeshauptmann – sei die des Landeshauptmanns die schönste Aufgabe, die man sich vorstellen kann, wenn man politisch interessiert ist. Nach der Politik werde er mehr Zeit für Enkel und Hobbys haben, da und dort werde man ihn bei Veranstaltungen sehen. Als Präsident des Blasmusikverbandes werde er mit der Bevölkerung in Kontakt bleiben, aber eben nicht mehr an der Spitze.