Bevor Situationen eskalieren und es zu Gewalt im privaten Umfeld kommt, gebe es fast immer Anzeichen. Psychische Gewalt sei oft eine Vorstufe. Sie zu erkennen falle den Opfern schwer. Umso positiver sieht man es jetzt beim Gewaltschutzzentrum, dass sich zunehmend Frauen melden, die emotionalem Missbrauch ausgesetzt sind.
Erster Schritt: Gewalt selbst erkennen
Eva Pawlata, die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol sagte im ORF Interview: „Es ist deshalb eine positive Entwicklung, weil vom Umfeld die Form der psychischen Gewalt nicht wahrnehmbar ist, aber die Opfer in der eigenen Wahrnehmung selbst erkennen, dass in ihrer Beziehung durch die Beeinträchtigung ihrer eigenen Lebensbereiche etwas nicht in Ordnung ist.“
Es gebe klare Warnzeichen für psychische Gewalt, sagte Thomas Beck, der Leiter der Opferschutzgruppe Tirol: „Wenn es um Demütigung, Erniedrigung und Kontrolle über eine betroffene Person geht, was in einem Streit eigentlich keinen Platz haben sollte und haben darf. Wenn ich dann merke, dass es anfängt, meinen Selbstwert anzuknacksen und dass ich mich nicht traue, jemandem davon zu erzählen.“
Denn Täter sondern ihre Opfer oft ab: „Wenn noch ein soziales Umfeld da ist, dann können durch die Erzählungen des Opfers diese Form von Gewalt wahrgenommen werden. Vieles wird aber in einer Beziehung als normal angesehen. Da streitet man eben einmal. Aber zwischen einem Streit und psychischer Gewalt gibt es riesengroße Unterschiede. Bei Gewalt geht es immer um Erlangung von Macht über die Beziehung und das Opfer. Und paradoxerweise geht es auch darum, das Opfer in der Beziehung zu halten,“ ergänzte Eva Pawlata.
Psychische Gewalt macht auch körperlich krank
Psychische Gewalt verursacht keine äußerlichen Wunden. „Natürlich hat man keinen Knochenbruch und keinen blauen Fleck. Aber auch psychische Gewalt kann in Form von psychosomatischen Krankheiten Auswirkungen auf den Körper haben. Psychische Gewalt passiert aber viel subtiler als eine Watschen und ein blauer Fleck.“
Die Folgen von psychischer Gewalt können laut Pawlata von Problemen mit dem Magen und massiven Verspannungen über Schlafstörungen und Panikattacken bis hin zu Depressionen reichen. Hilfe erhalten Opfer von emotionalem Missbrauch beispielsweise beim Gewaltschutzzentrum oder beim Opferschutz.