Pflegemutter mit Baby
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Soziales

Gewalt steigt: Pflegeeltern dringend gesucht

Durch die CoV-Pandemie ist die Gewalt in Familien gestiegen. 2021 wurden in Innsbruck 1.200 Gefährdungsmeldungen verzeichnet. Das entspricht einem Anstieg von 35 Prozent zum Jahr 2019. Der Bedarf an Pflegefamilien sei entsprechend groß.

Viele Kinder erfahren in den eigenen vier Wänden Gewalt und werden vernachlässigt. Eltern stoßen oft an ihre Grenzen, die sie trotz Unterstützung nicht überwinden können. Die CoV-Pandemie hat die Situation in Familien nicht einfacher gemacht. Eine deutliche Zunahme von psychosozialen Belastungen und Problemen in Familien seien zu beobachten, sagt Raphael Hölbling, Amtsvorstand der Kinder- und Jugendhilfe: „Innerfamiliäre Belastungsfaktoren können ein unangemessenes Erziehungsverhalten begünstigen.“ Gewalt sei oftmals die Folge.

Steigende Zahlen an Gefährdungsabklärungen

Die Zahlen sprechen für sich: 2021 wurden von der Kinder- und Jugendhilfe im Stadtmagistrat Innsbruck rund 1.200 Gefährdungsmeldungen verzeichnet. Seit Beginn der Coronavirus-Pandemie sind die Zahlen konstant hoch. 2019 waren es noch 880 Meldungen und damit um 35 Prozent weniger als 2021.

Der Bedarf an Pflegefamilien sei dementsprechend groß, sagt Innsbrucks Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP): „Jedes Kind hat das Recht, in einem liebevollen und sicheren Zuhause aufzuwachsen.“

Beratung in einem Kinderschutzzentrum
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Die Gewalt in Familien ist durch die Pandemie noch einmal gestiegen

30 Pflegefamilien in Innsbruck

Im Vorjahr wurde in Innsbruck ein Pflegekind in eine Pflegefamilie übernommen. Weitere Kinder aus Innsbruck wurden in Pflegefamilien in ganz Tirol untergebracht. Insgesamt befanden sich 76 Kinder und Jugendliche aus Innsbruck 2021 bei Pflegefamilien in ganz Tirol.

In Innsbruck gibt es insgesamt 30 Pflegefamilien, wobei dort auch Kinder aus ganz Tirol untergebracht sind. „Dabei handelt es sich in der Regel um Dauerpflegeplätze. Das heißt, dass die Pflegekinder, die bei der Aufnahme zwischen null und drei Jahre alt sind, bis zur Selbständigkeit von den Pflegeeltern begleitet werden“, sagt Hölbling.

Grundsätzlich können auch allein lebende sowie unverheiratete Personen oder gleichgeschlechtliche Paare ein Pflegekind aufnehmen. Wichtig ist, dass sich das Kind auf stabile, tragfähige Beziehungen in der neuen Familie verlassen kann und rundum akzeptiert wird – mit allem, was es in seiner Herkunftsfamilie schon erlebt hat.

homosexuelles Paar mit Kind
dpa/Michael Löwer

Pflegeelternkurs ist Pflicht

Wer sich dafür interessiert, ein Pflegekind aufzunehmen, erhält von den Sozialarbeitenden der Kinder- und Jugendhilfe genaue Informationen, welche Voraussetzungen und Anforderungen für ein Pflegeverhältnis notwendig sind. So müssen Pflegepersonen, unabhängig von ihrer Vorbildung, einen Pflegeelternkurs absolvieren, eng mit der Kinder- und Jugendhilfe zusammenarbeiten und dieser Einblicke in ihr Familienleben gewähren.

Die Kinder- und Jugendhilfe überprüft nicht nur regelmäßig, ob sich das Kind gut in seine neue Pflegefamilie integriert hat, sondern steht mit den Sozialarbeiterinnen und -arbeitern in herausfordernden Situationen mit Rat und Tat zur Seite. Beispielsweise werden die Pflegeeltern zu Beginn des Pflegeverhältnisses von einer Fachkraft begleitet.