Frauenhände halten Banknoten in der Hand
APA/dpa/Marijan Murat
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Politik

Tirol: 44 Prozent weniger Pension für Frauen

Auf die massive Ungleichheit zwischen Frauen und Männern bei den Pensionen weisen die Tiroler ÖGB-Frauen anlässlich des „Equal Pension Day“ am Freitag hin. Die Rente von Frauen liegt im Schnitt in Tirol um 44 Prozent unter der von Männern.

Die Pensionsschere zwischen den Geschlechtern wird alljährlich durch den „Equal Pension Day“ symbolisiert. Das ist der Tag, an dem Männer durchschnittlich bereits so viel an Rente bekommen haben wie Frauen erst am Jahresende. Laut ÖGB-Frauen bekommen Männer in Tirol im Schnitt eine monatliche Pension von 2.042 Euro, bei Frauen sind es 1.138 Euro.

Altersarmut sei deshalb vorwiegend weiblich. „„Vor allem die aktuelle Teuerung wird für Pensionistinnen zur Armutsfalle“, warnt Tirols ÖGB-Frauenvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied. Sie spricht von einem „untragbaren Zustand“ und verweist auf den hohen Prozentsatz an unbezahlter Arbeit, die hauptsächlich von Frauen übernommen wird.

ÖGB-Frauen kritisieren fehlende Kinderbetreuung

„Frauen steigen im österreichischen Pensionssystem deutlich schlechter aus als Männer. Und das, obwohl Frauen nach wie vor den Großteil an unbezahlter Arbeit wie Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen leisten. Gleichzeitig gibt es nach wie vor zu wenige Kinderbetreuungsplätze. All diese Faktoren führen dazu, dass fast die Hälfte aller Frauen in Teilzeit arbeitet – oft unfreiwillig“, so Föger Kalchschmied auf. Sie verweist auf Daten, wonach jede dritte Teilzeitanstellung in Österreich durch Betreuungspflichten verursacht wird.

Kinder von hinten
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Der ÖGB fordert einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, damit Frauen die Chance auf eine Vollzeitbeschäftigung haben

Die Vorsitzende der Pensionistinnen und Pensionisten im Tiroler ÖGB, Johanna Wieser, sieht unterbrochene Erwerbszeiten und Teilzeitarbeit ebenfalls als Grund für massive Altersarmut. Die Tirolerinnen würden dabei im Österreichvergleich noch einmal schlechter abschneiden. Im bundesweiten Schnitt liegen die Frauenpensionen um rund 100 Euro höher. In Tirol ist der „Equal Pension Day“ deshalb fast zwei Wochen früher als im Rest Österreichs.

Der Tiroler ÖGB verlangt deshalb einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, um auch Frauen die Möglichkeit zu einer Vollzeitbeschäftigung zu geben und so im Alter eine höhere Pension zu bekommen. Darüber hinaus brauche es eine bessere Anrechnung von Kindererziehungszeiten. Problematisch sei zudem, dass in klassischen Frauenbranchen wie Pflege, Handel und Tourismus tendenziell schlechter bezahlt werde. Der Tiroler ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth (SPÖ) verlangt hier ein Umdenken der Betriebe und eine bessere Wertschätzung in Form einer höheren Entlohnung.

Land Tirol verweist auf Gleichstellungspaket

Die Tiroler Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) sieht ebenfalls Handlungsbedarf aufgrund der Ungleichheit bei den Pensionen. Der Hebel müsse bei einer gerechten Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit in der Familie genauso angesetzt werden wie bei der Erhöhung des Frauenanteils in technischen Berufen, die meist besser bezahlt sind.

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Mehr Frauen in besser bezahlten Berufen ist ein Ziel des Gleichbehandlungspakets des Landes

Über das Gleichstellungspaket 2020-2023 fördert das Land laut Fischer Projekte mit dem Fokus „Männer und familiäre Sorgearbeit“ mit 90.000 Euro. Zugleich beginne eine eigenständige Existenzsicherung von Frauen bei der Berufswahl. Einer von mehreren Aspekten ist die geschlechtersensible Berufsorientierung, wozu etwa der Girls Day Tirol beitrage, an welchem sich in diesem Jahr mit Landesunterstützung rund 650 Schülerinnen und über 70 Unternehmen beteiligten. „Gerade in den zukunftsorientierten Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) ergeben sich für Mädchen und Frauen auch entsprechende Einkommenschancen“, betont Fischer. In diese Richtung ziele auch die Berufswahlprämie des Landes.