Plakat auf einer Alm warnt vor Wölfen und Bären
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Politik

Hitzige Wolfsdebatte zum Abschluss

Die letzte reguläre Landtagssitzung vor der Tiroler Landtagswahl hat Donnerstagabend mit einer emotionalen Wolfs-Debatte geendet. Mit den Stimmen der Koalition wurde ein schwarz-grüner Abänderungsantrag angenommen – er hat drei Weidezonen zum Inhalt und soll die Basis für eine Gesetzesänderung schaffen.

Die Forderungen der Opposition wurden damit zwar berücksichtigt, sie stimmte dennoch dagegen – aus Protest an der Vorgangsweise von Schwarz-Grün. Nun sollen jedenfalls weitere Maßnahmen geprüft werden. Im Endeffekt ging es allen Parteien darum, per Antrag eine schnellere Einstufung und Entnahme von „Problemtieren“ zu erwirken.

Gutachten in Auftrag gegeben

Die Opposition aus SPÖ, FPÖ, Liste Fritz und NEOS war mit einem Dringlichkeitsantrag vorgeprescht, der eine Forderung nach drei Weidezonen enthält. Die schwarz-grünen Koalitionäre bekundeten daraufhin Zustimmung, unterstützten den Antrag mit zusätzlichen Fragen und erkannten ihm die Dringlichkeit zu. Europarechtler Walter Obwexer wurde mit einer gutachterlichen Stellungnahme betraut, um zu prüfen, ob die aufgeworfenen Fragen mit dem Europarecht bzw. Unionsrecht in Einklang zu bringen sind.

Regierung habe nicht schnell genug gehandelt

Nun fanden jedoch zweieinhalb Monate vor der vorgezogenen Landtagswahl am 25. September Wahlkampftöne Einzug in den Hohen Tiroler Landtag, der trotz seiner Auflösung im Zuge einer Sondersitzung Ende Juni zur Abhandlung von 100 Tagesordnungspunkten zusammengekommen war. Die Opposition warf der Regierung vor, nicht schnell genug gehandelt zu haben – schließlich seien in diesem Jahr bereits hunderte Tiere verendet. Die Regierungsparteien ÖVP und Grüne bezichtigten indes die Opposition des Populismus.

Opposition will drei Zonen

Diese hatte gemeinsam mit dem Verein Weidezone Tirol einen Plan mit drei Zonen erstellt. In der ersten Zone sollen die großen Beutegreifer Wolf, Bär, Luchs und Goldschakal vollständig geschützt sein. Die Zone 2 orientiert sich am aktuellen Tiroler Wolfsmanagement: Entnahme von Problemtieren nach Empfehlung der Expertenkommission. Für den dritten Bereich würde es eine Änderung des Jagdgesetzes benötigen, damit etwa verhaltensauffällige Wölfe innerhalb von 24 Stunden gejagt werden können.

Große Beutegreifer sind politischer Dauerbrenner

In Tirol beherrscht das Thema Wolf wegen der vielen Schafsrisse regelmäßig die Schlagzeilen und lässt die Wogen hochgehen. Die Koalitionäre ÖVP und Grüne haben dabei unterschiedliche Gewichtungen. Vor allem die Bauernschaft kritisierte beständig die mangelnde rechtliche Möglichkeit, die Tiere abzuschießen. Um eine leichtere Entnahme bzw. Abschüsse von „Problemwölfen“ zu ermöglichen, hatte der Landtag im Juli 2021 eine Änderung des Tiroler Almschutz-und Jagdgesetzes beschlossen. Konkret wurde das fünfköpfige Fachkuratorium „Wolf-Bär-Luchs“ eingerichtet, das über den Umgang mit auffälligen Tieren entscheiden soll. Es sollte unabhängig und weisungsfrei arbeiten. Die vom Kuratorium ausgearbeitete Empfehlung dient als bindende Grundlage für rechtliche Maßnahmen seitens der Landesregierung durch Verordnung und Bescheid.

Abschussbescheid wurde aufgehoben

Im Herbst 2021 lag schließlich ein konkreter Fall am Tapet. Das Fachkuratorium gab eine Empfehlung für einen Abschuss des „Problemwolfes“ MATK118 aus. Die Landesregierung verabschiedete schließlich die dafür notwendige „Gefährdungsverordnung“. Zu einem Abschuss kommt es erst dann, wenn weitere Risse durch diesen Wolf eindeutig genetisch festgestellt werden. Das Landesverwaltungsgericht in Tirol hob aber schließlich den Abschussbescheid des Landes für den „Problemwolf“ nach Beschwerden von WWF und Ökobüro auf. Wölfe sollen im Bundesland zudem teils besendert werden – nach einer Empfehlung des Fachkuratoriums.