Burgruine Ehrenberg
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KULTUR

Sanierung der Burg Ehrenberg schreitet voran

In Reutte geht die 2019 begonnene Sanierung der Burgruine Ehrenberg zügig voran. Mit jährlich rund 300.000 Besuchern entwickelte sich die Burgenwelt Ehrenberg für die Region zu einer wichtigen Tourismusattraktion. 15 Millionen Euro wurden in den letzten Jahren dort investiert.

Burg Ehrenberg in Reutte ist mehr als 700 Jahre alt. Das sogenannte Festungsensemble besteht aus vier unterschiedlichen Anlagen: der Klause, Burgruine Ehrenberg, der Festung am Schlosskopf und Fort Claudia.

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ließ Graf Meinhard II. von Tirol Ehrenberg nicht nur zum Schutz, sondern auch als Verwaltungs- und Gerichtssitz bauen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Festung erweitert und so zur mächtigsten Festungsanlage im Norden Tirols. 1782 ließ Kaiser Josef II. Ehrenberg auf. Das ganze Festungsensemble wurde bis auf die letzte Türschnalle versteigert. Was nicht verkauft werden konnte, wurde dem Verfall preisgegeben.

Architekt und Geschäftsführer der Burgenwelt Ehrenberg Armin Walch
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Architekt Armin Walch hat das Konzept für die Sanierung erarbeitet und leitet die Bauarbeiten

Sanierungskonzept statt Abriss

Eigentlich sollte Ende der 1990er Jahre die verfallene Festung Klause abgerissen werden. Die Gebäude drohten einzustürzen und waren eine Gefahr für die angrenzende Bundesstraße. „Man hat diskutiert, ob man die Klause abbricht“, erklärt Armin Walch, Geschäftsführer der Burgenwelt Ehrenberg. „Wir haben gesagt, in zwei Tagen ist sie abgerissen, dann ist das Gebäude dieses einst mächtigsten Verteidigungsensembles gegen den Norden von Tirol für immer verschwunden.“

Der Abriss wurde verhindert und aus der Renovierung der Klause wurde ein Gesamtprojekt entwickelt, erklärte Armin Walch. „Das Ziel dieses Projekts war die Erhaltung, Sicherung und Sanierung des gesamten Festungsensembles für die nächsten Generationen. Denn Ehrenberg ist doch ein prägendes Element für die Geschichte der ganzen Region Reutte“. Dazu wurde später ein eigener Verein gegründet, der sich bis heute um die Instandsetzung der Burg und ihre Erschließung für die Besucher kümmert.

Blick auf die Festung Klause in Reutte vom Berg aus.
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Die Sanierung der Festung Klause war der Startschuss für die Instandsetzung aller Bestandteile des Festungsensembles Ehrenberg

Restaurieren ist überwiegend Handarbeit

Bevor die Mauern der über die Jahrhunderte verfallenen Burgruine Ehrenberg renoviert werden konnten, musste man sie erst einmal ausgraben, erzählte Armin Walch. Hunderte Tonnen Steinmaterial seien bewegt worden, um an die drei bis vier Meter tief darunter liegenden Ebenen der Burgfestung zu gelangen. Erst dann habe man gesehen, wie die Burg funktioniert habe. Wo einst Torbögen, Treppen und Räume waren, erklärt Walch. Erst dann sei man in Abstimmung mit dem Denkmalamt daran gegangen, das Mauerwerk zu rekonstruieren.

„Die einzigen Maschinen auf der Baustelle sind die Mischmaschine und der Aufzug, der den Mörtel auf die Plattform bringt, wo gemauert wird“, sagt der Bauleiter. „Jeder Stein, der hier ausgegraben wurde, wurde in die Hand genommen, gereinigt, deponiert und zum Wiedervermauern händisch in seine Position gebracht.“ Der Mörtel wird mit Sumpfkalk angerührt. Das Institut für Materialtechnologie der Universität Innsbruck hat mit seinem Fachwissen bei der Rezeptur geholfen, damit die Bindemittel beim Aufmauern authentisch sind.

Baustelle auf der Burgruine Ehrenberg
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Die Mauern werden aus alten Steinen der Ruine rekonstruiert, der Mörtel wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Materialtechnologie der Universität Innsbruck alten Rezepturen nachempfunden

Altes Handwerk wurde wiederbelebt

Besonders stolz sei er auf seine Mitarbeiter, die aus 15 Nationen stammen würden, so Walch. „Wir haben im Jahr 2020 die sogenannte Bauhütte gegründet. Das heißt, wir haben eigene Leute im Mauern von historischem Mauerwerk, mittelalterlichem und barockem Mauerwerk ausgebildet.“ Inzwischen seien auch die Hilfsbauarbeiter und jene Leute, die graben, historisch so weit geschult, dass sie unterscheiden können, was Einsturzmaterial und was erhaltenswert sei.

„Diese Bauhütte und diese Mitarbeiter sind die Garantie, wenn wir ein Baulos fertig haben, und sehr viel Wissen angehäuft wurde, dass wir nicht wieder bei Null beginnen beim nächsten Baulos“, schildert Architekt und Bauleiter Armin Walch.

Ein Bauarbeiter steht vor einem rekonstruierten Torbogen der Burgruine.
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Bei der Rekonstruktion der Mauern und Torbogen helfen alte historische Zeichnungen und noch erhaltene Mauerwerke, die beim Graben freigelegt werden.

Wiederaufbau ist nicht geplant

Laut Geschäftsführer Armin Walch ist Burg Ehrenberg derzeit die größte Kulturbaustelle Tirols. Nach Instandsetzung der Festung Klause und der Renovierung der Burgruine Ehrenberg werden auch die Festungsanlage am Schlosskopf sowie Fort Claudia renoviert.

Die Arbeiten beim aktuellen Baulos der Burgsanierung – die Kosten liegen hier bei 1,2 Millionen Euro – haben 2019 begonnen und sollen nächstes Jahr abgeschlossen sein. Danach werde es aber noch einmal fünf Jahre dauern, bis die Hauptburg fertig saniert sei, so Walch. Außerdem werde derzeit ein zweiter Schrägaufzug gebaut, mit dem Besucher ab nächstem Jahr auf den Schlosskopf fahren können.

Blick auf Burgruine Ehrenberg und den Schlosskopf und die Hängebrücke highline.
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Jährlich besuchen rund 300.000 Besucher die Burgenwelt Ehrenberg und die Hängebrücke „highline 179“

„Der Wiederaufbau der Burg ist aus denkmalpflegerischen Grundsätzen nicht möglich. Aus einer Ruine darf kein Gebäude mehr werden“, erklärt Walch. „Unser Ziel ist es, dass die Besucher die Burganlage verstehen. Dass diese Ruinenanlagen für die nächsten Generationen erhalten bleiben und dass Besucher, die sich in dieser Burg bewegen, sicher durchgehen können.“ Jedes Jahr besuchen an die 300.000 Besucher die Burgenwelt Ehrenberg mit dem Festungsensemble und der „highline 179“.