Beim ÖGB sieht man in dem vom Land Tirol verkündeten Pflegepaket einen ersten Schritt in die richtige Richtung, es müssten aber weitere Maßnahmen folgen. Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth sagt, die Gewerkschaften hätten seit Monaten Verbesserungen für Beschäftige im Gesundheits- und Pflegebereich gefordert, Teile davon würden jetzt endlich umgesetzt, „offensichtlich greift man dabei auf einige unserer bereits vor längerer Zeit übermittelten Vorschläge zurück“, so Wohlgemuth.
ÖGB forderte höheren Minutenschlüssel
Es brauche aber weiterhin mehr Geld, mehr Personal und mehr Freizeit, so der ÖGB-Chef. Er fordert unter anderem auch eine Erhöhung des Minutenschlüssels in der Pflege und den Aufbau einer Personalreserve, die standortübergreifend zusätzliches Personal bereitstellen könne und den Aufbau eines landesweiten Betreuungspools etwa für die 24-Stunden-Betreuung. Der Bonus der Bundesregierung müsse zudem langfristig sichergestellt werden, denn befristete Perspektiven würden keinen Anreiz bieten, in den Gesundheits- und Pflegeberuf zu wechseln, heißt es vom ÖGB.
Abwerzger sieht Pflegelehre positiv
Auch der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger spricht von einem Schritt in die richtige Richtung. Finanziell sei es nur ein Tropfen auf den heißen Stein der zudem um Jahre zu spät komme. In der Einführung der Pflegelehre sieht der FPÖ-Chef eine große Chance, dass man die Jugend für die Pflege interessiert und eine fundierte Ausbildungsmöglichkeit schafft, die Absolventen berufliche Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten biete. Folgen müsse noch ein Anstellungsmodell für pflegende Angehörige, wie im Burgenland müsse das auch in Tirol umgesetzt werden.
Für Liste Fritz eine Beruhigungspille
Die Liste Fritz Landtagsabgeordnete Andrea Haselwanter-Schneider erwähnt zwar einige Punkte aus dem Pflegepaket positiv wie den Erlass der Studiengebühren für Menschen in der Pflegeausbildung oder die Forcierung einer Kinderbetreuung am Arbeitsplatz Altenwohn- und Pflegeheim, viele Ideen würden aber weiterhin in der Schublade bleiben. Über Jahre hinweg habe die Tiroler Koalitionsregierung wenig für die Pflege übriggehabt und jetzt vor der Landtagswahl gebe es eine Beruhigungspille. So verzichte Gesundheitslandesräting Annette Leja (ÖVP) weiterhin auf das von der Liste Fritz beantragte Burgenland-Modell mit der Anstellung pflegender Angehöriger.
SPÖ spricht von durchschaubarer Ho-Ruck-Aktion
Als durchschaubare Ho-Ruck-Aktion bezeichnete SPÖ-Pflegesprecherin Claudia Hagsteiner die Ankündigung der Landesregierung. „Wir begrüßen jede zusätzliche Unterstützung für unsere Pflegekräfte, aber mit erneuten Ankündigungen, schwammigen Überschriften, untätigen Arbeitskreisen und leeren Versprechungen ist niemandem geholfen“, so Hagsteiner.
Sie betonte, dass die zusätzlichen Mittel aus ihrer Sicht deutlich zu spät kämen. „Wenn es die ÖVP und die Grünen mit dem Kampf gegen den Pflegenotstand ernst meinen würden, hätten sie bereits viel früher reagiert und unsere Vorschläge ernst genommen“, betonte Hagsteiner.