Transit-Lkw auf der Luegbrücke der Brennerautobahn
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Politik

Luegbrücke: Einspurige Baustelle erzürnt ÖVP

Die von der ASFINAG in Aussicht gestellte jahrelange Bauzeit auf der Brennerautobahn (A13) bei der Luegbrücke hat zu heftigen Reaktionen geführt. LHStv. Josef Geisler (ÖVP) kritisierte die ASFINAG und sprach von einem Desaster für das Wipptal.

Die Sanierung der Luegbrücke auf der Brennerautobahn lässt sich nicht mehr länger aufschieben. Das betonte die ASFINAG am Mittwoch – mehr dazu in Bei der Luegbrücke läuft die Zeit ab.

Derzeit muss die Brücke gesichert werden, dafür werden 18 Millionen Euro aufgewendet. Mit Beginn der Sanierungsarbeiten und damit spätestens ab 2025 wird der Bereich laut ASFINAG für bis zu zwei Jahre pro Fahrtrichtung nur einspurig befahrbar sein. Massive Staus werden dadurch befürchtet.

Detail der Luegbrücke der Brennerautobahn, die sanierungsbedürftig ist und komplett neu gebaut werden muss
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Derzeit wird die Brücke aufwendig saniert

Geisler sieht ASFINAG und Ministerin Gewessler gefordert

Die Reaktion der ÖVP fiel deutlich aus. Der Autobahnbetreiber sei am Zug, bei baulichen Maßnahmen die Flüssigkeit des Verkehrs zu gewährleisten und Vorkehrungen zu treffen, um den Verkehr großflächig zu steuern, verlangte der für den Straßenbau zuständige Geisler: „Es gibt viele Möglichkeiten, den Stand der Technik und den Schutz der Bevölkerung voranzutreiben. Es braucht also verkehrsreduzierende Maßnahmen“.

Politisch nahm Geisler den grünen Koalitionspartner auf Bundesebene in Person von Verkehrsministerin Leonore Gewessler in die Pflicht und übte Kritik: „Was es braucht, sind mutige Schritte seitens der Verkehrsministeriums auch für Tirol. Ministerin Gewessler soll Nägel mit Köpfen machen und für die Entlastung der Bevölkerung eintreten. Denn bisher vermissen wir Initiativen in Richtung Verlagerung, Entlastung und Lärmschutz – nicht nur auf der Autobahn, sondern auch entlang der Bahnstrecke“.

Lkws auf der Luegbrücke der Brennerautobahn, die sanierungsbedürftig ist
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Die Tiroler Grünen warnten vor einem drohenden Verkehrschaos auf einer der meistbefahrenen Transitstrecken Europas und traten für eine rechtzeitige, wirksame Dosierung des gesamten Verkehrs ein. Damit wäre nicht nur wie derzeit der Lkw-Verkehr sondern auch der Pkw-Verkehr betroffen.

Auch Dosierstandorte zwischen Kufstein und Innsbruck

Bei einem weiteren Anstieg des Pkw- und Lkw-Verkehrs wäre eine Einspurigkeit im Bereich Lueg für das Wipptal ohne weitere Maßnahmen kaum verkraftbar, teilte Verkehrssprecher LAbg. Michael Mingler mit.

LHSvin. Und Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) habe eine Studie in Auftrag gegeben, so Mingler. „Ziel der Studie ist es genau zu ermitteln, wie viele Fahrzeuge die Brennerautobahn A13 bei einer Einspurigkeit im Bereich Lueg verträgt. Die Ergebnisse liefern uns die notwendige Grundlage, um in weiterer Folge eine wirksame Dosierung umzusetzen“. Dabei werde es nicht nur mehr Dosiertage brauchen, sondern auch zusätzliche Dosierstandorte zwischen Kufstein und Innsbruck.

Autobahnbetreiber: Tunnellösung endgültig vom Tisch

Die ASFINAG hatte mit Gesamtkosten in Höhe von 300 Millionen Euro gerechnet. Einer Tunnellösung – wie von den Wipptaler Gemeinden und der Tiroler ÖVP um Landeshauptmann Günther Platter vehement gefordert – war einmal mehr eine Absage erteilt worden. Ein Tunnelbau sei „ein für alle Mal vom Tisch“, betonte ASFINAG-Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl laut Medienberichten.

Zudem komme die Generalsanierung einem Brückenneubau gleich: „Die Sanierung des bestehenden Tragwerks ist nicht mehr möglich, sondern es sieht so aus, dass wir das alte Tragwerk entfernen und ein neues bauen müssen“, so Stefan Siegele, Geschäftsführer der ASFINAG Alpenstraßen GmbH.

Gurgiser sieht ÖVP und Platter vor Scherbenhaufen

Transitforum-Obmann Fritz Gurgiser nahm die ÖVP und LH Platter ins Visier. Diese stünden nunmehr vor einem „Scherbenhaufen“, den sie selbst angerichtet hätten, erklärte Gurgiser gegenüber der APA. „Durch ihren ‚Tunnelblick‘ habe sie sich ins Eck manövriert“, befand er. Das von einem internationalen Sachverständigen-Team unter der Leitung von Ex-Brennerbasistunnel-Vorstand Konrad Bergmeister erstattete Gutachten, wonach ein Brückenneubau die Bestvariante sei, sei nicht umgesetzt worden.

Stattdessen habe man auf „Verzögern und Verschleppen“ gesetzt: „Das kommt davon, wenn man aus parteipolitischen Gründen Experten ignoriert“. Dabei habe Platter selbst ihm, Gurgiser, gegenüber am 8. September vergangenen Jahres betont, eben nicht explizit für eine Tunnellösung zu sein, sondern für die bestmögliche Lösung, die sich aus dem Gutachten ergibt, behauptete der Transitforum-Chef.

NEOS spricht von Schlag ins Gesicht der Bevölkerung

Einen Frontalangriff auf den Autobahnbetreiber ASFINAG startete am Donnerstag hingegen NEOS. Die eingeschlagene Gangart sei ein „Schlag ins Gesicht der betroffenen Bevölkerung und völlig inakzeptabel“, sagte NEOS-Verkehrssprecher Abg. Johannes Margreiter in einer Aussendung: „Es ist keinesfalls hinzunehmen, dass die Folgen ganz offensichtlicher Versäumnisse der ASFINAG bei der laufenden Wartung und Erhaltung der Luegbrücke nunmehr der um eine Tunnel-Lösung kämpfenden Bevölkerung in die Schuhe geschoben werden“.

FPÖ irritiert über ASFINAG und mit Kritik an Regierung

Auch die Tiroler FPÖ zeigte sich irritiert über die ASFINAG. „Die Politik diskutiert über die zwei Verkehrslösungen Luegbrücke oder Luegtunnel, und die ASFINAG schafft einfach Fakten“, wunderte sich Verkehrssprecherin LAbg. Evelyn Achhorner. Sie kritisierte auch die ´Landesregierung. Sie habe sich einfach Zeit gelassen mit der Diskussion, habe sich scheinheilig auf die Seite der Bevölkerung gestellt und so getan, als wenn eine Tunnellösung immer noch möglich wäre.

Um die Zukunft der in den 1960er-Jahren erbauten Luegbrücke gibt es seit geraumer Zeit eine Auseinandersetzung zwischen der Wipptaler Bevölkerung und der Tiroler Landespolitik auf der einen und der ASFINAG bzw. dem Verkehrsministerium auf der anderen Seite. Während die Wipptaler sowie die ÖVP eine Tunnellösung fordern, will die Bundesebene an einem Neubau der längsten Autobahnbahnbrücke der A13 festhalten.