Flussregenpfeifer-Küken
Ingrid Bistan
Ingrid Bistan
Umwelt

Seltene Flussregenpfeifer-Kücken am Inn

Am Inn im Tiroler Oberland bahnt sich eine kleine Sensation für Vogelfreunde an: Ein Flussregenpfeifer-Paar zieht auf einer Sandbank bei Rietz seine Jungen groß. Am ganzen Inn sind derzeit nur zwei Brutplätze dieses seltenen Vogels bekannt.

Der Flussregenpfeifer ist in Mitteleuropa verbreitet, brütet dort aber nicht oft, sondern zieht eher durch. In Tirol steht der Flussregenpfeifer sogar auf der roten Liste der bedrohten Arten. Der WWF und die Vogelschutzorganisation Birdlife helfen nun, die Oberländer Kücken unbeschadet durch ihre gefährliche Kindheit zu bringen.

Seltene Brutgäste

Auf ihrer Schotterbank sind die kleinen Vögel perfekt getarnt. Vogelbeobachterin Ingrid Bistan hat sie vor wenigen Wochen dennoch erspähen können: „Es war immer sehr spannend, zu schauen, ob sie hier sind, wo sie umgehen – und ob ich sie finden kann oder nicht“, schilderte sie.

Vogelbeobachter suchen nach Flussregenpfeifern
ORF
Die Vogelexpertinnen und -experten müssen genau hinschauen, um die Kleinen zu erspähen

Flussregenpfeifer zu finden, ist alles andere als selbstverständlich, wie Katharina Bergmüller von Birdlife Austria bestätigte: „Es ist sehr schwer, weil es nur zwei bekannte Brutplätze gibt – einmal im Unterland in Kirchbichl bei der Innschleife und eben hier. Sonst kann man das nirgendwo sehen.“

Kindheit voller Gefahren

Da die kleinen Vögel noch nicht flügge sind, könnte ihnen Hochwasser zum Verhängnis werden: „Wenn das Wasser zu sehr steigt, kann es sein, dass wir sie heuer doch noch verlieren“, erklärte Ingrid Bistan. „Das sind quasi ‚meine Piepelen‘. Es täte mir im Herzen weh, wenn ihnen etwas passiert.“

Das Hochwasser ist nicht die einzige Gefahr, die auf die Kücken lauert: Auch Fressfeinde wie Möwen können den Kleinen gefährlich werden – aber auch Menschen, wie Katharina Bergmüller betonte: „Der Mensch hält sich auch gerne am Wasser auf, grillt hier, spielt mit Steinen oder baut Dämme. Die Eltern werden dann gestört und verlassen die Jungen kurzzeitig, wodurch diese auskühlen und sterben können.“

Fotostrecke mit 4 Bildern

Flussregenpfeifer-Küken
Ingrid Bistan
Noch sind die kleinen Flussregenpfeifer-Kücken nicht flügge
Flussregenpfeifer-Küken
Ingrid Bistan
Sie leben mit ihren Vogel-Eltern auf einer Sandbank
Flussregenpfeifer-Küken
Ingrid Bistan
Wenn sie ausgewachsen sind, werden sie Tirol wieder verlassen
Ausgewachsener Flussregenpfeifer
Ingrid Bistan
Die Expertinnen und Experten hoffen, dass die Vögel im kommenden Jahr wieder kommen

Hoffnung auf Wiederkehr

Um Spaziergänger zu informieren, haben der WWF und Birdlife in sensiblen Ufergebieten Hinweistafeln aufgestellt, auf denen um Vorsicht und Ruhe gebeten wird – zumindest bis zum Beginn der Sommerferien. Dann haben auch die Zugvögelkinder ihre heikle Schulzeit hinter sich.

Ein paar Wochen werden die Jungvögel noch in Begleitung ihrer Eltern am Inn bei Rietz leben, so Bergmüller: „Sie streifen bis dahin ein bisschen herum – und wenn sie dann groß genug sind, geht es im Herbst nach Afrika. Hoffentlich kommen sie dann nächstes Jahr wieder!“