Auf der Pirsch stieß der Jäger im Karwendeltal Donnerstagfrüh zuerst auf ein totes Schaf und im näheren Umfeld dann auf weitere tote Tiere. Er verständigte umgehend die beiden betroffenen Schafbauern. Gemeinsam entdeckten sie weitere 14 gerissene Tiere. Eines der Schafe habe sogar noch gelebt und musste durch einen Schuss von seinen Leiden erlöst werden, schilderte Schafbauer Gerhard Maurer gegenüber tirol.ORF.at.

Fast nur Muttertiere gerissen
Jäger und Schafbauern gehen davon aus, dass für die Risse jener Bär verantwortlich ist, der in den letzten Tagen mehrmals im Karwendeltal von einer Wildkamera aufgenommen wurde. Abgesehen hatte er es in erster Linie auf Muttertiere, so Maurer. Ob die dazugehörigen Lämmer durchkommen, die zum Teil erst ein Monat alt sind, sei fraglich.
Die beiden Schafbauern haben am Donnerstag rund 60 Schafe wieder von der Alm abgetrieben. Aufgetrieben wurden vergangenen Samstag, also erst fünf Tage zuvor, knapp über 80 Tiere. Einige Schafe werden noch vermisst. Sie dürften in ihrer Panik abgestürzt sein, vermutet Maurer.
Tiere waren durch Elektrozaun geschützt
Die rund 80 Schafe befanden sich in einem Areal, das mit einem ein Meter hohen Elektrozaun mit je drei Litzen gesichert war. Wie der Bär in das Areal eingedrungen sein könnte ist den Schafbauern ein Rätsel, zumal der Zaun an keiner Stelle beschädigt war. Innerhalb des Areals hatte der Bär dann leichtes Spiel, so Maurer, weil die Schafe aufgrund des Elektrozauns auch keine Fluchtmöglichkeit hatten.

Expertenkommission bereits informiert
Ins Karwendel werden jeden Sommer hunderte Schafe und ebenso Kühe aufgetrieben. Ob sich auch heuer alle Almbauern dazu entschließen, ist angesichts dieser jüngsten Vorfälle fraglich. Agrarlandesrat Josef Geisler spricht gegenüber ORF Tirol von einer verständlich schlechten Stimmung innerhalb der Bauernschaft.
Die Expertenkommission sei bereits in dieser Causa aktiv, so Geisler. Neben einem möglichen Abschuss des Bären gelte es auch abzuschätzen, welche Gefahr für den Menschen besteht. Immerhin sei das Kaewendeltal ein sehr beliebtes Ziel für viele Wanderer und Radfahrer, so Geisler.