Bär Scharnitz
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Chronik

15 Schafsrisse: Expertenkommission aktiv

Nach nur fünf Tagen auf der Alm haben am Donnerstag Schafbauern in Scharnitz ihre Tiere wieder ins Tal abgetrieben. Ein Jäger entdeckte im Karwendeltal die gerissenen Schafskadaver. Mit großer Wahrscheinlichkeit tötete ein dort nachgewiesener Bär die Tiere.

Auf der Pirsch stieß der Jäger im Karwendeltal Donnerstagfrüh zuerst auf ein totes Schaf und im näheren Umfeld dann auf weitere tote Tiere. Er verständigte umgehend die beiden betroffenen Schafbauern. Gemeinsam entdeckten sie weitere 14 gerissene Tiere. Eines der Schafe habe sogar noch gelebt und musste durch einen Schuss von seinen Leiden erlöst werden, schilderte Schafbauer Gerhard Maurer gegenüber tirol.ORF.at.

Gerissenes Schaf Scharnitz
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Die Kadaver wurden am Donnerstag entdeckt

Fast nur Muttertiere gerissen

Jäger und Schafbauern gehen davon aus, dass für die Risse jener Bär verantwortlich ist, der in den letzten Tagen mehrmals im Karwendeltal von einer Wildkamera aufgenommen wurde. Abgesehen hatte er es in erster Linie auf Muttertiere, so Maurer. Ob die dazugehörigen Lämmer durchkommen, die zum Teil erst ein Monat alt sind, sei fraglich.

Die beiden Schafbauern haben am Donnerstag rund 60 Schafe wieder von der Alm abgetrieben. Aufgetrieben wurden vergangenen Samstag, also erst fünf Tage zuvor, knapp über 80 Tiere. Einige Schafe werden noch vermisst. Sie dürften in ihrer Panik abgestürzt sein, vermutet Maurer.

Kurzer Almsommer

Am Donnerstagnachmittag holten die zwei Schafbauern ihre Tiere wieder ins Tal.

Tiere waren durch Elektrozaun geschützt

Die rund 80 Schafe befanden sich in einem Areal, das mit einem ein Meter hohen Elektrozaun mit je drei Litzen gesichert war. Wie der Bär in das Areal eingedrungen sein könnte ist den Schafbauern ein Rätsel, zumal der Zaun an keiner Stelle beschädigt war. Innerhalb des Areals hatte der Bär dann leichtes Spiel, so Maurer, weil die Schafe aufgrund des Elektrozauns auch keine Fluchtmöglichkeit hatten.

Bärenspur Scharnitz
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Im Nahbereich der Schafskadaver waren eindeutige Bärenspuren erkennbar

Expertenkommission bereits informiert

Ins Karwendel werden jeden Sommer hunderte Schafe und ebenso Kühe aufgetrieben. Ob sich auch heuer alle Almbauern dazu entschließen, ist angesichts dieser jüngsten Vorfälle fraglich. Agrarlandesrat Josef Geisler spricht gegenüber ORF Tirol von einer verständlich schlechten Stimmung innerhalb der Bauernschaft.

Die Expertenkommission sei bereits in dieser Causa aktiv, so Geisler. Neben einem möglichen Abschuss des Bären gelte es auch abzuschätzen, welche Gefahr für den Menschen besteht. Immerhin sei das Kaewendeltal ein sehr beliebtes Ziel für viele Wanderer und Radfahrer, so Geisler.