Gestapelte Gemüsekisten auf Gemüseacker
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Landwirtschaft

Teuerung lässt Gemüse auf Feld verderben

Die heimischen Bauern kämpfen derzeit mit Absatzproblemen. Manche verbuchen Nachfragerückgänge um bis zu 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Betroffen sind vor allem Tiroler Bio-Produkte. Das Gemüse bleibt erntereif auf den Feldern liegen.

Von den Absatzmengen des letzten Jahres kann der Stamser Biobauer Georg Speckbacher nur träumen. Radieschen und Salat in Bioqualität bleiben erntereif auf den Feldern und werden in den Acker eingearbeitet, weil sie keinen Absatz finden.

Die Situation hat mehrere Aspekte. Kein Regen und hohe Temperaturen lassen den Salat viel schneller als geplant wachsen, aber die Lieferkontingente an den Handel wurden bereits im Winter ausverhandelt und sind nicht flexibel.

Verdorrter Salatkopf
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Zu schnell gewachsen, vom Handel nicht angenommen – so verrottet der Salat auf dem Feld.

Viele Faktoren bringen Biobauern unter Druck

Teurere Arbeitskräfte wegen des Ausfalls ukrainischer Erntehelfer und erhöhte Energiekosten – auch für die Kühlung des Gemüses – würden eine Preiserhöhung von zehn bis 20 Prozent erfordern. Zwar führe der Handel eine Preiserhöhung durch, berichtet Speckbacher, gebe sie aber nicht an die Biobauern weiter. Die Konsumenten würden im Supermarkt dann nicht Bio-, sondern konventionell angebautes Gemüse kaufen, das zwar auch teurer geworden sei, aber wegen des niedrigeren Ausgangspreises noch gekauft werde.

Feldreihen mit großen Salatköpfen
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Auch Tirols Bauern spüren, dass wegen der Teuerung Lebensmittel, die relativ viel kosten, von der Einkaufsliste der Konsumenten gestrichen werden.

Resümee des Biobauern: Wegen der im Winter festgelegten Kontingente nehme der Handel nicht so viel Bio-Gemüse ab, wie auf den Feldern aktuell wachse, und die Kunden entschieden sich wegen der Teuerung für konventionell angebautes Gemüse.

Hohe Produktionskosten nicht nur in Tirol

Aber nicht nur bei Bioprodukten gehen die Verkaufszahlen zurück. Walter Plank baut in Thaur auf 50 Hektar unter anderem Salat und Zwiebeln an, er spricht von 30 Prozent Minus. Die Vermutung liege nahe, dass viele Menschen aufgrund der allgemeinen Teuerungen sparen.

Beim Lebensmitteleinkauf würden relativ teure und weniger lang haltbare Frischeprodukte als erste gestrichen. Das Problem herrsche nicht nur in Tirol, sondern österreichweit. Durch die Berichterstattung über die Teuerung sei der Konsument sensibilisiert, gleichzeitig seien die Produktionskosten in Österreich am höchsten, so Plank.

Frau beugt sich auf Gemüsefeld
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Auf manchen Tiroler Feldern kann man sich gegen einen freiwilligen Beitrag mittlerweile selbst bedienen

Handel bestätigt geänderte Nachfrage

Bestätigung kommt auf Nachfrage des ORF Tirol etwa beim Lebensmittelkonzern Spar Österreich. „Die während der Pandemie hohe Nachfrage nach Bioprodukten hat sich deutlich abgeschwächt (…) Demgegenüber werden günstige Produkte deutlich stärker nachgefragt als noch vor einigen Monaten“, hieß es in einer aktuellen Stellungnahme.

Diese Entwicklung wird auch von der politischen Vertretung der Bauern bedauert. Landwirtschaftslandesrat Josef Geisler (ÖVP) appellierte in einer Reaktion an den Handel, „Produkte nicht von weit her zu karren, sondern von den Tiroler Bauern zu nehmen.“ Es gebe schließlich keinen Lockdown, so Geisler, der auf Gespräche mit dem Handel setzt.