Altstadt Innsbruck im Regen, Blick Goldenes Dachl
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Wirtschaft

Journalismusfest: Skepsis gegen Tourismus

Eine mit Touristikern und Politikern aus Alpenstädten besetzte Diskussionsrunde hat am Samstag beim Journalismusfest in Innsbruck eine Tourismus-Skepsis bei den Einheimischen festgestellt. Sie gelte es durch Kommunikation aufzulösen.

Mike Peters, Tourismusforscher an der Universität Innsbruck, hob die Relevanz der Bevölkerung hervor: „Alpenstädte sind wichtige Denkwerkstätten für die ganze Region“, sagte er im Haus der Musik in Innsbruck.

Tourismus wird auch kritisch gesehen

„Einheimische und Touristen müssen immer zusammen gedacht werden. Wir brauchen den lebendigen Diskurs in den Diskussionszentren“, empfahl Mike Peters. Paradox sei, dass Einheimische tendenziell immer kritisch gegenüber dem Tourismus seien. Gleichzeitig konsumieren sie aber viele der Angebote, die der Tourismus schaffe, gab er zu bedenken.

Für Tirols ÖVP-LAbg. und Obmann des Innsbrucker Tourismusverbandes, Mario Gerber, gelte es nun, mit den Menschen in den Dialog zu treten. Er erlebe oft, dass Einheimische dem Tourismus an allem was schlecht laufe die Schuld geben. Wie beispielsweise beim Verkehr, doch in Innsbruck gebe es lediglich acht Prozent touristischen Verkehr, so Gerber.

Eine mögliche Ursache für das schlechte Image des Tourismus sah der Landammann von Davos in der Schweiz, Philipp Wilhelm, in Fehlern der Vergangenheit. Als man der Devise anhing: „Für den Tourismus muss man über Leichen gehen“. Dies könne der Grund sein, warum viele Menschen nicht in der Branche arbeiten wollen, meinte er. „Es ist wichtig, dass wir die Leute, die da leben, nicht vergessen“, hielt er fest.

Auch Airbnb hat seine Berechtigung

Nicht wegzudenken beim Thema Städtetourismus ist die mittlerweile fest verankerte Buchungsplattform Airbnb, die laut Kritikern zu erhöhten Mietpreisen in den Städten und zu Konflikten mit Hausbewohnern führt. „Airbnb muss Platz haben“, sagte Mario Gerber. Dies sei jedoch nicht zu verwechseln mit Illegalität. Er verwies auf eine in Innsbruck installierte Taskforce, die unerlaubt vermieteten Wohnungen einen Riegel vorschieben soll. Eine Obergrenze an erlaubten Airbnb-Wohnungen einzuführen, hielt er aber aufgrund der sich schwierig gestaltenden Kontrollen für nicht möglich.

Auch die Südtiroler Hotelierin Ingrid Hofer meinte, dass die Plattform ihre Berechtigung habe, aber es müsse Regeln geben. Sie berichtete von einem bis dato unbekannten Geschäftsmann aus Neapel, der in Meran 75 Wohnungen gekauft habe und sie privat vermiete. Vielfach würde von den Touristen die Ortstaxe nicht bezahlt, zeigte sie die Problematik auf. Auch werden den Hotels zahlreiche Vorschriften gemacht, die bei dieser Form der Vermietung keine Rolle spielen würden. Der Forscher Peters wiederum hob die positiven Effekte von Privatvermietungen hervor: So könnten nämlich Stadtviertel auch wieder belebt werden