Biogasanlage der Bioenergie GmbH in Schlitters im Zillertal
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Wirtschaft

Viel Biogaspotenzial, kaum Anteil im Gasnetz

Etwa ein Viertel des Tiroler Gasbedarfs könnte durch Biogas aus Klärschlamm, Bioabfällen und nachwachsenden Rohstoffen abgedeckt werden. Aktuell beträgt der Biogasanteil im Netz des Gasversorgers TIGAS weniger als ein Prozent, produziert wird aber deutlich mehr.

Im Zuge des Ukraine-Krieges ist die Abhängigkeit Österreichs von ausländischem, und da vor allem russischem Gas in den Fokus gerückt. Biogas bietet laut Expertinnen und Experten viel Potenzial: Schon derzeit falle durch Klärgase in Kläranlagen oder Biogasanlagen in Tirol so viel Gas an, dass damit 15 Prozent des Gasbedarfs fürs Heizen in Tirol abgedeckt werden könnten, rechnete der Technikgeschäftsführer der TIGAS, Georg Tollinger, vor. Der allergrößte Teil dieses Biogases werde aber zur Stromerzeugung mit Gasgeneratoren verwendet, etwa um den Energiebedarf der Kläranlage selbst abzudecken.

Laut Tollinger ist die Stromerzeugung mit Biogas allerdings mit Verlusten verbunden. Es entstehe dabei nämlich auch Wärme, die verloren gehe, sofern sie nicht ebenfalls an Ort und Stelle verwertet werden könne. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es sinnvoller, Strom aus anderen Quellen zu gewinnen und Biogas als erneuerbare Energie statt dem fossilen Erdgas für das Heizen zu verwenden. Das Biogas hätte auch den Vorteil, dass es etwa in der warmen Zeit mit Überschuss in den großen Gaslagern gespeichert werden könnte – für den Winter.

Regelstation des Tigas-Gasnetzes
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Aktuell landet nur ein Bruchteil der Tiroler Biogasproduktion im Gasnetz zur Wärmeversorgung

Fehlende Rahmenbedingungen für höheren Biogasanteil

Aufgrund der hohen Strompreise sei der Biogaseinsatz zur Erzeugung elektrischer Energie nachvollziehbar, so der TIGAS-Geschäftsführer. Es sei auch durchaus sinnvoll, das Biogas gleich bei der Erzeugungsanlage zu verwerten. Für die Einspeisung ins Gasnetz müsste das Biogas auch gereinigt werden, um die notwendigen Qualitätsstandards zu erreichen.

Biogas:

Biogas ist ein brennbares Gas, das durch die Vergärung von Biomasse entsteht: Das können Essensabfälle, Klärschlamm oder organische Rohstoffe aus der Landwirtschaft sein.

Das Gas kann zur Stromerzeugung, für den Fahrzeugantrieb oder nach Aufbereitung als Biomethan im Gasnetz eingesetzt werden. Weil Biogas letztlich aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird, gilt es als erneuerbarer Energieträger.

Die TIGAS bezieht Biogas aktuell aus der Anlage in Schlitters, an der sie selbst beteiligt ist. Weiteres Biogas kommt vom Abwasserverband Achental-Inntal-Zillertal in Strass und vom Abfallbeseitigungsverband West in Roppen. In diesen Biogasanlagen kann so viel Gas produziert werden, dass der Wärmebedarf einiger tausend Haushalte gedeckt werden kann.

Das Potenzial wäre aber deutlich größer, so Tollinger. Österreichweit werden rund 30 Prozent des Gases aktuell für die Stromgewinnung hergenommen. Werde Strom künftig etwa verstärkt mit Photovoltaik erzeugt, könnte auch in Tirol das produzierte Biogas in größerem Ausmaß zum Heizen oder als Treibstoff für Autos verwendet werden. Derzeit fehlen laut TIGAS allerdings noch die notwendigen Rahmenbedingungen, damit ein solcher Wandel im großen Stil erfolgt. Der Gesetzgeber müsse hier an den entsprechenden Stellschrauben drehen.