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Karin-Nussbaumer
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Gesundheit

Nicht nur Übergewicht führt zu Dialyse

Das Gewicht ist nicht für die langfristige Gefahr eines irreparablen Nierenversagens mit Dialysepflicht entscheidend. Wissenschaftler der Uni Innsbruck fanden heraus, dass Harnsäure, Blutdruck und der TyG-Index, ein neuer Parameter für Insulinresistenz, bestimmend sind.

Für ihre Untersuchung zogen die Forscher die Daten von 100.269 Personen heran, die sich zwischen 1985 und 2005 in Vorarlberg einer Gesundenuntersuchung unterzogen haben. Die Ergebnisse der ersten Vorsorgeuntersuchung, die im Mittel 23 Jahre zurücklag, glichen die Forscher mit den Daten des an der Innsbrucker Klinik angesiedelten Österreichischen Dialyse- und Transplantationsregister ab.

TyG-Index:

Der Triglyceride-Glucose-Index ist ein relativ neuer Parameter, der sich aus Triglyceriden und Glucose zusammensetzt. In dieser Kombination ergibt er einen aussagekräftigen Messwert für Insulinresistenz.

Josef Fritz von der Med Uni Innsbruck errechnete den Gesamteffekt von Übergewicht sowie den Effekt der einzelnen Einflussgrößen auf eine drohende Dialysepflicht. Dabei stellte sich heraus, dass ein hoher TyG-Index (33 Prozent) und Bluthochdruck (34 Prozent) wie erwartet gewichtige Risikofaktoren sind und jeweils rund ein Drittel zur Gefahr eines Nierenversagens durch Übergewicht und Adipositas beitragen.

Josef Fritz vom Institut für Medizinische Statistik und Informatik
MUI/Bullock
Josef Fritz errechnete den Gesamteffekt von Übergewicht sowie den Effekt einzelner Einflussgrößen auf eine drohende Dialysepflicht

Überraschend für die Wissenschafter ist der mit 30 Prozent ebenso große Einfluss von erhöhter Harnsäure. Vergleichsweise sehr niedrig fällt dagegen das Gefahrenpotential von erhöhten Cholesterinwerten (2 Prozent) aus. Übrig bleibt ein Rest von lediglich einem Prozent, der Übergewicht als eigenen Risikofaktor an sich ausweist.

Stoffwechsel-Risikofaktoren wiegen schwerer

Entscheidend für das langfristige Dialyserisiko ist damit letztlich das Risikofaktorenprofil, wie Institutsleiter Ulmer anhand der Zahlen erläutert. Während Normalgewichtige mit Risikofaktoren ein 4,5-fach erhöhtes Risiko gegenüber Normalgewichtigen ohne Risikofaktoren aufweisen würden, hätten adipöse Personen ohne Risikofaktoren nur ein rund zweifach erhöhtes Risiko – mit Risikofaktoren jedoch ein 5,8-fach erhöhtes Risiko.

Emannuel Zitt, Nephrologe am Akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch
privat
Emanuel Zitt

Risikofaktoren sind veränderbar

Alle Risikofaktoren sind dank Lebensstilveränderung bzw. entsprechender Therapie modifizierbar. Gewichtsreduktion sei ein wichtiger Nierengesundheitsfaktor, aber Normalgewicht noch kein Garant, betonte Emanuel Zitt vom Akademischen Lehrkrankenhaus Feldkirch.

Auch bei Normalgewichtigen erhöhe ein ungesunder Stoffwechselstatus mit Bluthochdruck, Insulinresistenz und erhöhter Harnsäure das Dialyserisiko. Übergewicht und Adipositas würden die Situation zusätzlich verschärfen, so Zitt. „Normalgewicht, normaler Blutdruck und gesunder Stoffwechsel sind wahrscheinlich ein sehr hoher Garant für lebenslange Dialysefreiheit.“