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POLITIK

Ärger über Krötenschutz am Walchsee

Die Gemeinde Walchsee (Bezirk Kufstein) hat im Schutzgebiet Schwemm ein Grundstück für leistbaren Wohnraum gewidmet. Das Land schreibt dort ein Amphibienleitsystem zum Schutz von Fröschen und Kröten vor, die Kosten von 370.000 Euro stoßen in Walchsee auf Unverständnis.

Wenn die Temperaturen steigen, gehen Grasfrosch, Erdkröte und Bergmolch im Schutzgebiet Schwemm in der Gemeinde Walchsee auf Wanderschaft. Das Schutzgebiet ist mit 65 Hektar das größte zusammenhängende Moorgebiet Nordtirols.

Schwemm Walchsee
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Die Schwemm grenzt direkt an Siedlungsgebiete

Im März und April wandern die Amphibien von den umliegenden Wäldern in die Schwemm. Um die Überquerung der Siedlungsstraße zu ermöglichen, stellen Land und Gemeinde jedes Jahr einen langen, mobilen Zaun auf. Dort werden die Tiere in Kübeln gesammelt und über die Straße ins Moor gebracht.

Gemeinde kritisiert hohe Kosten für Schutz

Bei dem Grundstück, das die Gemeinde für leistbaren Grund für Einheimische vorgesehen hat, schreibt das Land ein Amphibienleitsystem vor. Bisher wurde dort allerdings nie ein Zaun aufgestellt. Bei einer probeweisen Zählung 2018 wurden 890 Amphibien eingesammelt. Das ergebe ein bis fünf Amphibien, die hier zu den Wanderzeiten pro Stunde über das Grundstück gehen, sagt der ehemalige Bürgermeister von Walchsee, Dieter Wittlinger.

Grundstück leistbares Wohnen
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Hier plant die Gemeinde Walchsee leistbare Grundstücke zur Verfügung zu stellen

Das Amphibien-Leitsystem, das das Land vorgeschrieben hat, kostet 370.000 Euro. Das würde den Quadratmeterpreis um knapp 25 Prozent verteuern, meint Wittlinger. Er sei nicht gegen den Amphibienschutz, aber es müsse eine andere Lösung gefunden werden.

Vorbild Osttirol

Ein ähnliches Amphibien-Leitsystem gibt es bereits in Matrei in Osttirol. In Walchsee brauche es allerdings einen zusätzlichen Korridor für die Tiere, der zwei Meter breit und 150 Meter lang sein muss, sagt Gernot Guggenberger, der sich auf solche Amphibien-Leitsysteme spezialisiert hat.

Amphibienleitsystem Osttirol
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In Matrei gibt es bereits so ein Amphibienleitsystem

Außerdem müssten die Baugrundstücke eingefriedet werden, damit die Amphibien nicht direkt in die geplante Siedlung wandern. Das koste, die Population am Walchsee sei mit bis zu 10.000 Amphibien aber sehr bedeutend, betonte Guggenberger.

Land sieht keinen Grund für Kostenteilung

Auch der aktuelle Bürgermeister Ekkehard Wimmer findet 370.000 Euro zu teuer. Er will beim Land wegen Alternativen vorsprechen. Es müsse eine ökologisch vertretbare Lösung geben, um den Wohnraum möglichst erschwinglich zu halten, sagt Wimmer. Kostenteilung fände er wünschenswert, wenn das Land wolle, könne es auch die gesamten Kosten tragen, erklärte Wimmer im ORF Tirol-Interview.

Kröte
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Kröte und Frösche sollen beim Wandern über die Straße geschützt werden

Vom Land kommt dazu ein Nein. Es werde bereits genug Geld in den Naturschutz der Schwemm investiert, sagt die zuständige Landesrätin Ingrid Felipe (Die Grünen). Dass in Walchsee ein Amphibienschutz notwendig sei, sei lange bekannt und auch Bedingung für die Widmung des Grundstückes gewesen. Wenn man sich anschaue, was ein Tiefgaragenplatz koste, sei der Amphibienschutz im Vergleich auch leistbar.