Hochwasser im Unterland
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Politik

Mehr Hochwasserschutz für Unterland

Tausende Gebäude und viel Bauland sind bei einem 100-jährlichen Hochwasser im Unterland bedroht. Das Land unterstützt die Gemeinden in den nächsten Jahren bei Großprojekten zum Hochwasserschutz und übernimmt einen Teil der Kosten.

3.700 Gebäude und 280 Hektar Bauland in 20 Gemeinden zwischen Terfens und Wörgl laufen bei einem großen Hochwasser Gefahr, überflutet zu werden. Sachschäden in Millionenhöhe wären die Folge, so die Berechnungen des Landes. Zusätzliche alpine Kraftwerkspeicher würden diese Gefahr im Unterinntal nur eingeschränkt reduzieren – und auch erst dann, wenn sie tatsächlich in Betrieb sind, hieß es.

Land übernimmt Hälfte der Gemeinde-Kosten

Die Wasserverbände im Mittleren und Unteren Unterinntal treiben die Planungen und die Umsetzung für den Hochwasserschutz voran. Das Land Tirol unterstützt die Gemeinden bei Großprojekten in den nächsten Jahren mit einem Sonderbeitrag und übernimmt die Hälfte der für die Gemeinde anfallenden Kosten.

v.l.n.r. Markus Federspiel, Vorstand Abt. Wasserwirtschaft, Bgm Michael Huber, Obmann Wasserverband Mittleres Unterinntal, LHStv Josef Geisler, Bgm Michael Riedhart, Obmann Wasserverband Unteres Unterinntal
Land Tirol/Baumegger
v.l.n.r. Der Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft, Markus Federspiel, der Stanser Bürgermeister und Obmann des Wasserverbandes Mittleres Unterinntal Michael Huber, LHStv Josef Geisler (ÖVP), der Wörgler Bürgermeister und Obmann Wasserverbandes Unteres Unterinntal, Michael Riedhart (ÖVP)

Der Hochwasserschutz im Unterinntal sei „ein Mammutprojekt“, bei dem das Land Tirol neben dem Bund den Gemeinden und Wasserverbänden massiv unter die Arme greife, wie LHStv. Josef Geisler (ÖVP) betonte. Mit dem Sonderbeitrag für Hochwasserschutz-Großprojekte zahlen Gemeinden dann noch die Hälfte der Kosten.

Kosten werden aufgeteilt

Die Kosten für den Hochwasserschutz im Mittleren und Unteren Unterinntal werden auf rund 600 Millionen Euro (Preisbasis 2019) geschätzt. Rund 100 Millionen Euro davon müssen die Gemeinden, die für den Katastrophenschutz zuständig sind, stemmen. Bis zu 85 Prozent der Kosten für den Hochwasserschutz übernimmt der Bund. ÖBB, ASFINAG, TIWAG sowie die Landesstraßenverwaltung beteiligen sich als Infrastrukturträger. Für das heurige Jahr sind 1,2 Millionen Euro an Sonderbeiträgen des Landes für die Gemeinden budgetiert. Die Wasserverbände im Unterinntal gehen jetzt in die Detailplanung und Projektumsetzung.

Retentionsräume sollen geschaffen werden

Die nächsten Schritte im Mittleren Unterinntal sind der Neubau der Steinbrücke in Schwaz sowie die Umsetzung des Hochwasserschutzes für Jenbach. „Bei der Steinbrücke besteht Verklausungsgefahr. Mit dem Neubau, der 2024 fertig sein soll, beseitigen wir ein Abflusshindernis und entschärfen die Hochwassergefahr in Schwaz", erklärte der Verbandsobmann Michael Huber die nächsten Schritte im Mittleren Unterinntal.

Für den Retentionsraum Stans/Jenbach, der 690.000 Kubikmeter Wasser fasst, wird derzeit noch das Einreichprojekt finalisiert, zudem finden Gespräche mit den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer statt. Ziel hier ist es, das Gewerbegebiet und das Wohngebiet in der Rossschwemme, die im Hochwasserfall sehr früh von Überflutungen betroffen sind und ein hohes Schadenspotenzial haben, zu schützen.

Bei der Steinbrücke in Schwaz besteht im Hochwasserfall Verklausungsgefahr. Als erste Hochwasserschutzmaßnahme im Mittleren Unterinntal wird die Brücke neu gebaut und damit die Gefahr für Schwaz entschärft
Stadt Schwaz
Bei der Steinbrücke in Schwaz besteht bei Hochwasser Verklausungsgefahr, weshalb sie neu gebaut wird

Im Unteren Unterinntal werden Retentionsräume für den Bereich Kramsach/Voldöpp geplant, die den Schutz von Brixlegg und Rattenberg sowie teilweise für Kramsach und Radfeld ermöglichen sollen. Im Frühsommer starten hier Gespräche. Bis Ende des Jahres soll die Detailplanung vorliegen, wie der Wörgler Bürgermeister Michael Riedhart erklärte.

Studie über alpine Kraftwerkspeicher

Inzwischen liegt auch eine Studie zur Wirkung alpiner Kraftwerkspeicher für den Inn vor. Darin wird untersucht, wie sich große Kraftwerksprojekte auf das Inn-Hochwasser auswirken. Je weiter ein Kraftwerk entfernt ist, desto mehr nimmt die Rückhaltewirkung ab. Durch die alpinen Kraftwerkspeicher werde der Hochwasserschutz im Ötztal signifikant verbessert, so Geisler. Das Kraftwerk Kaunertal biete Sicherheit für das Ötztal. Kraftwerke alleine seien aber kein Ersatz für Hochwasserschutzmaßnahmen am Inn.

Konkret untersucht wurden in der Studie die Auswirkungen der in Bau befindlichen Kraftwerkserweiterung im Kühtai sowie der geplanten Erweiterungen des Kraftwerks Kaunertal auf die Hochwassersituation im Inntal. Vorausgesetzt wurde, dass die Speicher unbeschränkte Kapazität für den Hochwasserrückhalt haben. Die Erweiterung würde demnach den Pegel der Ötztaler Ache in Umhausen um gut ein Fünftel reduzieren können und würde auch noch kleine Auswirkungen bis an die Grenze zu Bayern zeigen. Jedes Hochwasser sei aber freilich anders, hieß es.

Retentionsräume unverändert

Die Kernfrage für die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer sei es, ob sich durch die zusätzlichen Kraftwerkspeicher der Flächenbedarf für die Retentionsräume ändere, so der Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft, Markus Federspiel. Die Ausdehnung der Retentionsräume bleibe unverändert, die Überflutungen in die Retentionsräume würden aber seltener auftreten und die Wasserhöhen würden teilweise geringer. Für einen optimalen Schutz im Unterinntal brauche es sowohl die Retentionsräume als auch die Schutzdämme und Mauern in vollem Umfang.