Ausstellung Zeughaus Filmland Tirol
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Kultur

100 Jahre Tiroler Film- und Kinogeschichte

Über ein Jahrhundert analoge Tiroler Film- und Kinogeschichte wird im Zeughaus Innsbruck ab 22. April ausgestellt. Anhand von Objekten wie einem Schneidetisch, Filmprojektoren und einer alten Kinokasse erwartet die Besucher ein nostalgischer Streifzug durch das filmische Tirol.

„Das Besondere am Film in Tirol war immer die Kulisse“, erklärte Kuratorin Claudia Sporer-Heis am Donnerstag bei einer Presseführung. Filmschaffende nutzten von Beginn der Geschichte des Films bis zum heutigen Tag – etwa für indische Bollywoodproduktionen – die Landschaft Tirols.

Luis Trenker Plakate
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In den 1930er Jahre wurden mehrere Luis-Trenker-Filme in Tirol und Südtirol gedreht: „Der verlorene Sohn“ 1934 in den Dolomiten, 1931 „Berge in Flammen“ auf der Nordkette und in den Kalkkögeln. Die Außenaufnahmen für „Der unsterbliche Lump“ mit Liane Haid und Gustav Fröhlich in den Hauptrollen wurden in Osttirol gedreht.

Anfang der 1920er-Jahre zeigte sich dies in den sogenannten „Bergfilmen“. Paradebeispiel dafür ist der 1931 präsentierte Film „Der weiße Rausch“ von Arnold Fanck, bei dem auch Luis Trenker und Leni Riefenstahl mitwirkten. In der Nachkriegszeit wurde mit Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ (1950) oder „Drei Männer im Schnee“ (1955) ein „visuelles Gesamtpaket“ geschnürt, das Tirol als Urlaubsdestination präsentierte. Doch auch jüngere Beispiele, wie der 2015 erschienene James-Bond-Streifen „Spectre“, bediente sich an Tirols Vorzügen: „Diese Szene hat mich nie überzeugt, aber die Kulisse war beeindruckend“, sagte der Direktor der Tiroler Landesmuseen, Peter Assmann.

Krieg und Propaganda ein zentrales Thema

Viel Raum wird in der Ausstellung dem Thema Krieg und Propaganda eingeräumt. Man wollte den Aspekt „zwischen privat und öffentlich“ herausarbeiten, erklärte Assmann. Wobei man bei der Öffentlichkeit auch gleich bei der politischen Dimension lande, und zwar bei dem „was man sagt und was man nicht sagt“.

Marschierende Schützen mit Hakenkreuzarmbinde
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„Marschierende, schießende Mitläufer“ – den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung soll verdeutlicht werden, wie sehr in Tirol in der NS-Zeit gejubelt wurde.

Ein ausgestellter Kurzfilm des Tiroler Regisseurs Daniel Pöhacker beschäftigt sich mit der NS-Zeit. Er wollte das aus der Zeit stammende Filmmaterial „nicht ungefiltert“ abspielen, daher ordnete er die Szenen neu. Mit dem Werk wollte er „zeigen, was ist“ – also „marschierende, schießende Mitläufer“. Die Besucher sollen „sehen, wie sehr Tirol gejubelt hat in der NS-Zeit“, so Pöhacker. Für Assmann wählte Pöhacker auch im Lichte des aktuellen Krieges in der Ukraine den richtigen Zugang, in dem er auch die „Folgen des Krieges“ thematisiere, nämlich dass er „psychisch und physisch zerstört“.

Plakat der Katholischen Filmkommission
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Die katholische Filmgilde unterteilte in „gute“ und „schlechte“ Filme, also jene, die vor allem die Jugend von christlichen Werten entfernen und in die Sünde führen würden. Alfons Plankensteiner gründete die katholische Filmgilde Tirol, er war Gymnasiallehrer und auch Filmrezensent in Radio Tirol.

Mit „besonderem Nachdruck“ mischte die Kirche bei der Frage des Zeigbaren und des Nicht-Zeigbaren in Tirol mit, erklärte Sporer-Heis. Die „Katholische Filmgilde“ machte es sich zur Aufgabe, die in den Kinos laufenden Filme zu kritisieren und Empfehlungen oder eben keine Empfehlungen abzugeben. Diese Kritiken waren im öffentlichen Raum angeschlagen, Ausschnitte davon sind nun ausgestellt.