Thorax eines Studienteilnehmers
Univ.-Klinik für Radiologie Innsbruck
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Coronavirus

Studie zu Folgeschäden nach CoV-Infektion

Seit 2020 untersucht ein Team der Medizin-Uni Innsbruck mögliche Folgeschäden nach einer schweren CoV-Infektion. Vor allem für ältere Männer besteht demnach Gefahr, an sichtbaren Veränderungen des Lungengewebes zu leiden.

Seit dem Jahr 2020 untersucht ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Pneumologie, Infektiologie, Neurologie und Radiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck in der Studie CovILD mögliche Folgeschäden nach einer schwer verlaufenen Infektion mit dem Coronavirus.

Männer, die 60 Jahre und älter sind, einen kritischen Covid-19-Verlauf hatten und beatmet werden mussten, haben ein deutlich höheres Risiko, auch ein Jahr nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch sichtbare Veränderungen des Lungengewebes zu haben. Diese Veränderungen waren bei mehr als der Hälfte der Studienteilnehmer sichtbar. Zu diesem Ergebnis kommen Tiroler Radiologen anhand von Untersuchungen mit dem Computertomographen (CT), die im Rahmen der Langzeitstudie CovILD durchgeführt wurden.

Thorax eines Studienteilnehmers
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CT Thorax eines Studienteilnehmers während des stationären Aufenthalts

Studienergebnis überrascht Wissenschafter

Zwar sei die Mehrheit der Studienteilnehmer zumindest schwer erkrankt gewesen, dennoch seien die Wissenschafter von diesem Ergebnis doch ein wenig überrascht gewesen. „Der über 60-jährige, männliche Patient mit kritischem Krankheitsverlauf trägt unseren Untersuchungen zufolge jedenfalls das größte Risiko, auch ein Jahr nach Covid-19 noch Lungenveränderungen im CT zu zeigen“, erklärt Radiologin Anna Luger.

Insgesamt wurden vier CT-Verlaufskontrollen der Lunge durchgeführt, von anfangs 142 Studienteilnehmer konnten nach einem Jahr noch 91 Teilnehmer in die Studie eingeschlossen werden. Im Detail zeigten 34 Prozent der Teilnehmer oberflächennahe netzartige Verdichtungen der Lunge, geringe Milchglastrübungen oder beides. Bei 20 Prozent der Teilnehmer waren ausgedehnte Milchglastrübungen, oberflächennahe netzartige Verdichtungen, Bronchialerweiterungen und mikrozystische Veränderungen feststellbar, die eventuell auf Vernarbungsprozesse hindeuten.

Thorax eines Studienteilnehmers
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CT-Thorax desselben Teilnehmers nach einem Jahr. Die initial ausgeprägten Gewebsvermehrungen sind deutlich rückläufig, jedoch zeigen sich residuell noch feine lineare Verdichtungen in beiden Unterlappen.

Drei Szenarien für künftige Entwicklung möglich

„Aus radiologischer Sicht lässt sich noch nicht abschätzen, wie sich diese strukturellen Lungenveränderungen zeitlich weiter verhalten“, sagte der Leiter der Radiologie in der interdisziplinären Studiengruppe, Gerlig Widmann.

Es seien jedoch drei Szenarien vorstellbar: Die Veränderungen bilden sich langsam vollständig zurück, die Veränderungen halten an und es entwickeln sich stabile Vernarbungen, oder das Lungengewebe wird zunehmend fibrotisch (Bindegewebsvermehrung) und es kommt begleitend zu kontinuierlich zunehmenden klinischen Symptomen. In jedem Fall werde man den Verlauf weiter wissenschaftlich begleiten, so Widmann.

Folgen der Erkrankung auch nach 15 Jahren feststellbar

Aus Langzeitstudien zur SARS-Pandemie im Jahr 2003 mit Sars-CoV-1 ist bekannt, dass im CT auch noch 15 Jahre nach Erkrankung Veränderungen des Lungengewebes festzustellen sind.

Angesichts der gesundheitspolitischen Relevanz einer Post-Covid-Erkrankung zeigen die bisherigen Daten aus Innsbruck mit der ersten systematisch wissenschaftlich untersuchten Covid-19 Gruppe in Österreich, dass eine langfristige klinische und radiologische Nachsorge von Patienten mit anhaltenden Lungenveränderungen im CT notwendig ist, um mehr über den klinischen Verlauf und potentielle Folgeerscheinungen herauszufinden, hieß es in der Aussendung der Med-Uni Innsbruck.