Karusell am Kinderspielplatz
ORF.at/Georg Hummer
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Soziales

Pandemie für Kinder immer noch spürbar

Seit der Coronavirus-Pandemie haben sich Konflikte innerhalb von Familien verschärft, negative Auswirkungen sind nach wie vor spürbar. Die Leidtragenden sind meist Kinder, darauf macht einmal mehr die Jugendwohlfahrt in Innsbruck aufmerksam.

Dass Belastungen innerhalb von Familien zunehmen, stellt man bei der Kinder- und Jugendhilfe Innsbruck seit Beginn der Coronavirus-Pandemie fest. Dies schlägt sich unter anderem in den Gefährdungsmeldungen nieder, die in den letzten beiden Jahren um 35 Prozent zugenommen haben. 2021 waren es 1.188, im Jahr 2020 1.203. Diese Meldungen kommen von der Polizei, von anonymen Personen, von Nachbarn oder seitens der Schule, wenn der Verdacht besteht, dass ein Kind in der Familie vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht wird.

Schutz des Kindeswohls an oberster Stelle

Um sie nicht länger einem gewaltgeprägten Umfeld auszusetzen, werden Minderjährige im äußersten Fall in einer Jugendeinrichtung untergebracht. Der Schutz und die Sicherung des Kindeswohls stehen laut Raphael Hölbling, Amtsvorstand der Kinder- und Jugendhilfe bei der Stadt, im Zentrum der Arbeit. „Es geht darum, Minderjährige vor körperlicher und psychischer Gewalt, Vernachlässigung, Verwahrlosung sowie sexuellem Missbrauch zu schützen. Jede eingehende Gefährdungsmeldung wird durch fachkundige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe nach dem Vier-Augen-Prinzip überprüft.“

31 Minderjährige mussten aus Familien genommen werden

Häufig muss die Kinder- und Jugendhilfe nur unterstützend in der Erziehung tätig werden. Sollte für die Unversehrtheit des Kindeswohls eine unmittelbare Gefahr drohen, sind jedoch Gefahr-in-Verzug-Maßnahmen einzuleiten. Das bedeutet, dass Minderjährige – zumindest vorübergehend – in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, bei Pflegefamilien usw. untergebracht werden müssen. 2021 waren 31 Minderjährige von einer solchen Maßnahme betroffen – eine Steigerung von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Unterschiedliche Ursachen
Die nach wie vor erhöhten Zahlen erlauben einen Rückschluss auf die unterschiedlichen familiären Belastungen und Ängste, die durch die Pandemie noch verschärft wurden. „Innerfamiliäre Belastungsfaktoren können ein unangemessenes Erziehungsverhalten begünstigen, welches in einen gewaltgeprägten Erziehungsstil führt“, so der für Soziales verantwortliche Innsbrucker Vizebürgermeister Johannes Anzengruber(ÖVP).

Unterschiedliche Ursachen für Konflikte

Wegen des Coronavirus waren und sind Familienmitglieder auf engem Raum über einen längeren Zeitraum zusammen. Gerade wenn die Eltern zuhause arbeiten und Kinder nicht in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen gehen bzw. im Homeschooling unterrichtet werden, kann es verstärkt zu innerfamiliären Konfliktsituationen kommen. Auch finanzielle Probleme, Arbeitsplatzunsicherheit oder geringer bis gar kein Kontakt mit Freunden sowohl bei Kindern als auch Eltern verstärken zuhause maßgeblich den psychischen Druck.

Menschen, die Gewalt anwenden, haben mit überdurchschnittlicher Häufigkeit selbst Gewalt in der Familie erlebt. Dadurch steigt das Risiko, den eigenen Kindern gegenüber gewalttätig zu werden, erheblich an. So kann unter Umständen ein Kreislauf von Gewalt entstehen, der letztlich als Symptom einer belastenden Lebenssituation zu verstehen ist. Die Kinder- und Jugendhilfe Innsbruck vermittelt und unterstützt fachlich und bietet Hilfe bei allen Arten familiärer Problemlagen.