Bonding-Zimmer
G. Berger
G. Berger
Gesundheit

Mehr Privatsphäre nach Geburt an der Klinik

An der Innsbrucker Klinik sollen Mütter nach einem Kaiserschnitt oder Frühgeburt bessere Möglichkeiten haben, Zweisamkeit mit ihren Neugeborenen zu erleben. Die medizinische Betreuung und Überwachung soll dennoch gewahrt bleiben, betroffen sind davon deutlich über 1.000 Geburten pro Jahr.

1.000 Kinder kommen auf der Innsbrucker Klinik jedes Jahr per Kaiserschnitt zur Welt. Etwa 470 Mal muss ein Neugeborenes auf der Neonatologischen Intensivstation aufgenommen werden, weil es entweder sehr früh geboren wurde oder sich sonst in einem kritischen Zustand befindet. Weil in solchen Fällen eine durchgehende und engmaschige medizinische Überwachung nötig ist, war die Zweisamkeit oft stark eingeschränkt.

Mehr Intimität nach Kaiserschnittgeburt

An der Klinik versucht man nun dennoch, eine durchgehende Nähe der Eltern zu ihrem Neugeborenen zu ermöglichen. Nach Kaiserschnitten gibt es ein eigenes Zimmer, in dem trotz geschützter Zweisamkeit die Vitalfunktionen von Mutter und Kind überwacht werden. Eine eigene Pflegekraft ist für dieses „Bonding-Zimmer“ verantwortlich. Nach einem Kaiserschnitt wurden die Frauen bisher häufig in den Kreißsaal oder in einen Aufwachbereich verlegt, wo keine ungestörte Zeit mit dem Neugeborenen und dem Vater möglich war.

Bonding-Zimmer
G. Berger
Im Bonding-Zimmer kann die erste emotionale Annäherung vom Kind zur Mutter oder auch zum Vater stattfinden

Im Familien-Bonding-Zimmer ist dieselbe postoperative Überwachung wie in einem Aufwachraum gegeben. „Wenn möglich wird jedoch von der Pflegeperson sichergestellt, dass Mutter und Kind diese wichtige Phase nach der Geburt ungestört miteinander genießen können“, erklärt Aurelia Föger, Leitende Stationshebamme und Initiatorin des Projekts.

Privatsphäre trotz Überwachung

Bonding, so wird der Start der emotionalen Beziehung zwischen Eltern und Kind genannt, stand auch beim Projekt der neu geschaffenen Eltern-Kind-Zimmer auf der Frühgeburtenstation der Innsbrucker Kinderklinik im Zentrum. Auf der Neonatologie wurden zwei Eltern-Kind-Räume eröffnet, die trotz medizinischer Überwachung Ruhe und Privatsphäre bieten sollen. ​In den bereits bestehenden Räumen gibt es nun mehr Platz für die Eltern und ihre Babys, da nur mehr vier statt sechs Inkubatoren oder Wärmebettchen im Zimmer stehen.

Eltern Kind Zimmer
G. Berger
Eines der neuen Eltern-Kind-Zimmer an der Neonatologie

Emanuel Schmuck ist der Leiter des Projekts seitens des baulichen Infrastrukturmanagements. Er erklärt, man habe auf eine Einrichtung geachtet, die eher an ein Schlafzimmer mit wohnlichem Charakter als an ein Krankenhaus erinnere, um so viel Normalität wie möglich zu schaffen. Die Eltern sollen sich nicht als Patienten fühlen und die Zeit entspannt mit ihrem Baby verbringen zu können. Ursula Kiechl-Kohlendorfer, Klinikdirektorin der Pädiatrie II (Neonatologie) Innsbruck sagt, das Pflegepersonal sei dennoch immer in Rufweite, sollte es zu Unsicherheiten oder sogar einem Notfall kommen.