Grüne Hausschuhe
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Wirtschaft

Hausschuhe für die ganze Welt

Seit fast 100 Jahren produziert die Firma Gottstein Hausschuhe aus naturbelassener Schafwolle. 400.000 Paar dieser Hausschuhe werden jährlich von Ötztal-Bahnhof (Bezirk Imst) weltweit verschickt. Steigende Transportkosten erwiesen sich zuletzt als Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Seit 1926 stellt die Firma Gottstein Hausschuhe her. Über viele Jahrzehnte war das Unternehmen in Imst zu Hause, mittlerweile ist die Industriezone in Ötztal-Bahnhof zur neuen Heimat geworden. Knapp 60 Mitarbeiter erwirtschaften rund sieben Millionen Euro an Umsatz pro Jahr.

In zwei Geschäftsbereichen tätig

Philipp Gottstein leitet seit zwei Jahren das Familienunternehmen, er sieht sich und seine Mitarbeiten in einem Nischenbereich tätig. Gottstein ist dabei in zwei Geschäftsfeldern tätig. Zum einen stellt das Unternehmen Hausschuhe aus Wolle her. „Wir machen Filzhausschuhe, Walkhausschuhe, Pantoffeln, Clogs – alle Arten von Hausschuhen eigentlich“, sagt Phillip Gottstein.

Dass das Unternehmen in einem weiteren Geschäftsfeld tätig sei, würden viele nicht wissen, meint er „Wir sind Hersteller von Walkstoffen und versenden diese an Hersteller in der Haute Couture – beispielsweise an Modelabels wie Dior und Chanel.“

Philipp Gottstein
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Philipp Gottstein leitet seit zwei Jahren das Familienunternehmen

Ein großer Teil der Naturwolle, die in Ötztal-Bahnhof weiterverarbeitet wird, stammt von Tiroler Steinschafen und Tiroler Bergschafen. Da aus regionaler Produktion nicht mehr Wolle verfügbar sei, stamme viel Wolle aus anderen europäischen Regionen – wie zum Beispiel von der Gotland Insel in Schweden oder von den Shetland Inseln in Großbritannien.

Auch Merinowolle aus Neuseeland, Südafrika oder Südamerika wird weiterverarbeitet, ebenso Wolle von Yaks, Alpakas und Kamelen. Insgesamt produziert Gottstein aus 60 bis 70 Tonnen Wolle jedes Jahr Hausschuhe und Stoffe.

„Feine Wolle kratzt weniger auf der Haut“

Was eine gute Wolle ausmache, könne man nicht so bestimmt sagen. Viele Leute würden dazu sagen, dass feinere Wolle besser sei, betont Gottstein: „Das stimmt auch auf den ersten Blick. Je feiner Wolle ist, desto weniger kratzt sie auch auf der Haut. Aber es gibt auch ganz tolle Wollen die sehr grob sind – wie zum Beispiel die Wolle vom Tiroler Steinschaf, die einfach ganz eigene Charakteristiken hat, die sie sehr besonders macht.“

Graue Hausschuhe
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400.000 Paar Hausschuhe für Kunden auf der ganzen Welt

Im Vorjahr stellten die Mitarbeiter rund 400.000 Paar Hausschuhe aus Wolle her. Die meisten Kunden sind in der DACH-Region – also Deutschland, Österreich und der Schweiz – zu Hause. Das Unternehmen hat nach Angaben von Gottstein auch viele Kunden im nordischen Raum, in den USA, Japan, Australien, Südkorea und auch in Russland.

Er sehe sein Unternehmen für die nächsten Jahre gut aufgestellt, sagt Phillip Gottstein: „Wir verarbeiten regionale Produkte, wir arbeiten mit Natur Produkten und haben nachhaltige Zertifizierungen“

Grauer und blauer Stoff aus Wolle
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Stoffe für die Haute Couture

Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen

Von Engpässen bei Rohstoffen sei sein Unternehmen bisher weitgehend verschont geblieben, sagt Gottstein. Bisher habe man die Rohstoffe immer rechtzeitig beschaffen können. Doch in den letzten Wochen und Monaten sei das Beschaffen von Garn oder von Rohwolle zunehmend zu einem Problem geworden. Auch Schmiermittel seien nun deutlich schwieriger erhältlich als noch vor ein paar Monaten.

Zudem sei im Vorjahr die größte Wollwäscherei in Europa, die in Belgien ist, überschwemmt worden. „Ganze Wolllieferungen sind 40 Kilometer entfernt wieder gefunden worden.“

Grüne Hausschuhe
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Höhere Transportkosten als Vorteil gegenüber Konkurrenz

Durch steigende Transportkosten habe sein Unternehmen in den letzten beiden Jahren hingegen sogar einen leichten Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz gehabt. Firmen, die nur im Ausland produzieren würden, hätten daher höhere Kosten gehabt, um die Ware nach Österreich zu bringen. Sein Unternehmen produziere hingegen mit großteils regionalen Produkten in Tirol, daher würden Transportkosten eine kleinere Rolle spielen. So habe Gottstein einen leichten Vorteil gehabt.