Gemeindezentrum Rietz
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UKRAINE-KRIEG

Amtsschimmel wiehert auch für Geflüchtete

Über 2.500 schutzsuchende Menschen aus der Ukraine sind bereits in Tirol, rund 420 ukrainische Kinder und Jugendliche besuchen eine Tiroler Bildungseinrichtung. Die Hilfsbereitschaft in Tirol ist allgemein groß, in Rietz im Oberland hat sich die Bürokratie aber als Hindernis erwiesen.

Fünf schutzsuchende Frauen aus der Ukraine und fünf Mädchen wohnen seit letzter Woche im Personalhaus von Obstbauer Stefan Mair in Rietz. Normalerweise sind dort seine Erntehelfer untergebracht, die Unterkunft steht derzeit aber leer.

Stefan Mair
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Obstbauer Stefan Mair

Problem der fehlenden Widmung gelöst

Er habe schnell helfen wollen, so Mair: „Im Rahmen der Anmeldung bei der Gemeinde hieß es dann, dass es für das Haus ein Betretungsverbot für all jene gebe, die keine Erntehelfer sind. Uns war das bewusst, aber wir haben Hilfe und Lösungen erwartet – nach dem Motto: Wenn schnell geholfen ist, ist gut geholfen.“ Das Problem der fehlenden Widmung als Unterkunft für Schutzbedürftige hat Mair mittlerweile gelöst.

Zimmer mit kleinem Tisch, Stühlen und Betten
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Die Unterkunft für die ukrainischen Geflüchteten in Rietz

Hindernisse gab es allerdings auch bei der Anmeldung zweier ukrainischer Mädchen für den Gemeindekindergarten. Man habe im Kindergarten angerufen und erzählt, „dass die sechsjährige Erika und die dreijährige Katja bei uns sind und gefragt, wann sie kommen können und was es für die Anmeldung brauche“, erzählt Martina Mair. Im Kindergarten habe man die Information erhalten, dass es freie Plätze gibt, die auch dem Land gemeldet worden seien.

Ukrainische Mutter mit Kind in Küche
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Die Kinder aus der Ukraine dürfen nun den Kindergarten in Rietz besuchen

Bürgermeister habe Rücksprache halten wollen

Dann kam aber plötzlich ein Nein vom Bürgermeister und im Kindergarten gab es einen Aufnahmestopp. Erst müsse geprüft werden, ließ Bürgermeister Gerhard Krug am Montag auf ORF-Anfrage über seinen Anwalt ausrichten. Am Dienstag erklärte er dann: „Nur auf die Gemeinde gehen und sagen, ich melde eine Familie mit zwei, drei Kindern an, ist ohne Rücksprache mit dem Kindergarten nicht möglich. Ich habe gebeten, dass wir Rücksprache halten, ob es sich ausgeht. Das haben wir jetzt geprüft und wenn es sich ausgeht, haben wir kein Problem, Kinder aufzunehmen.“

Gerhard Krug, Bürgermeister
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Bürgermeister Gerhard Krug

Langjährige Differenzen zwischen Krug und Mair

Dass langjährige Differenzen zwischen Obstbauer und Bürgermeister etwas mit dem Hin und Her rund um Plätze für Schutzsuchende zu tun haben, bestreitet Krug. Jedenfalls habe man nun eine Lösung gefunden. Die beiden ukrainischen Mädchen dürfen nun doch den Kindergarten von Rietz besuchen.