Frau mit Koffer
ORF.at/Zita Klimek
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Tourismus

Zeit für Wandel? Der Tourismus der Zukunft

Wie sieht die Zukunft im heimischen Tourismus aus? Wer wird künftig in Tirol welche Art von Urlaub machen? Bei einem Tourismussymposion in Hochfügen haben sich Touristikerinnen, Touristiker und Fachleute darüber Gedanken gemacht.

In der Pandemie und ihren großen Auswirkungen auf die heimische Tourismus-Branche sind viele Fragen aufgeworfen worden – etwa, was sich im Tourismus mit den Erfahrungen der letzten Jahre ändern soll oder wird. Expertinnen und Experten versuchen, Antworten zu finden.

Anreise als erste Hürde

Das Tourismussymposion fand auf der Wedelhütte auf knapp 2.400 Metern im Zillertal (Bezirk Schwaz) statt. Gastgeberin war Martha Schultz. Die Schultz-Gruppe betreibt im abgelegenen Kals am Großglockner (Bezirk Lienz) ein Fünf-Sterne-Hotel mit 500 Betten. 30 Prozent der Gäste dort reisen bereits mit dem Zug an. Die Betreiber versuchen, künftig noch mehr Menschen dazu zu bewegen: „Wir bieten eine kostenlose Abholung an den Bahnhöfen an. Wir müssen da beweglicher werden. Die Anreise nach Osttirol ist ja besonders schwierig und da braucht es Lösungen“, forderte Martha Schultz.

Frau schaut in der Ferne am Untersberg
ORF.at/Christian Öser
Urlaub im Einklang mit der Natur wird vielen Menschen immer wichtiger

Nachhaltiger Tourismus

Auch Zukunftsforscher Andreas Reiter sieht in umweltfreundlichen Konzepten den Tourismus von morgen: „Tourismus wird nachhaltiger und regenerativer. Das ist ein ganz wichtiges Thema, vor allem für die junge Generation der heute 20 bis 25-Jährigen. Da geht es um Dinge wie ‚Zero-Waste‘, also kein Abfall, kein Plastik, all diese Dinge sind für die Betriebe und Destinationen wichtig“, zeigte er sich überzeugt.

Auch Orte wie Ischgl, die bisher für ihren Party- und Apres-Ski-Tourismus bekannt sind, werde dieser Wandel betreffen, wenn auch weniger drastisch, schätzte Reiter: „Sie können aus Ischgl kein Yogazentrum machen. Es steht mit seiner Marke für einen bestimmten Lebensstil und das komplett umzudrehen würde keinen Sinn machen, aber ich muss mich agil an die Gegebenheiten anpassen. Wenn ich dort etwa ein Mega-Event mache, muss das auch durch-ökologisiert sein, etwa durch Abfallvermeidung und nachhaltige Möglickeiten für die Anreise.“

Urlaub könnte teurer werden

Diesen potentiellen Wandel im Tourismus spürt man auch im Ötztal, wie etwa Hotelchefin Bärbel Frey aus Längenfeld erklärte: „Ich glaube, die Gäste werden auf Urlaub fahren, aber der Urlaub wird sehr kostbar werden. Gäste werden ganz genau schauen: Wo fahre ich hin?“ Urlaub werde teurer, glaubt sie: „Viele werden ihre Preise erhöhen, denn die Kosten steigen ja ins Unermessliche. Wir haben alleine fast 70 Prozent höhere Energiekosten wie 2019 und geben im Monat fast 400.000 Euro nur für Speisen und Getränke aus“, rechnete sie vor.

Gasthaus Jell/ Öffnung Gastro
ORF/ Petra Ottitsch
Persönliche Betreuung der Gäste könnte in Zukunft zum Luxusgut werden

Qualität statt Quantität

Die Pandemie muss aber nicht zwangsläufig das Ende des Billigurlaubs bedeuten. Etwa dann nicht, wenn der Urlaub digitaler wird und dann auch andere Erlebnisse bringt, wie Zukunftsforscher Reiter schilderte: „Digitalisierung heißt auch Automatisation. Viele Betriebe werden aufgrund von Mitarbeitermangel auf Serviceroboter in der Küche setzen, die zum Beispiel das Geschirr abräumen. Das gibt es schon heute und das wird im Budget-Segment zunehmen, während der Luxus im Premium-Segment persönliche Zuwendung sein wird, die noch teurer wird.“

Auch nach der Krise werde es weiter Hochfrequenz-Urlaubsorte geben, hier gelte es, auf künstliche Intelligenz zu setzen und die Touristenströme etwa in Peak-Zeiten umzulenken, riet der Forscher. Künftigen Skigebietserschließungen oder Hotelneubauten erteilte Andreas Reiter hingegen eine Absage. Die Zeiten dafür seien vorbei, betonte er: „Ich glaube, dass wir uns in Gebieten wie Tirol mit dieser Veränderung beschäftigen müssen. Nicht das quantitative Wachstum zählt, sondern die Qualität. Es geht nicht um ‚noch mehr‘, sondern um ‚noch besser‘!“