Illustration zu den Themen Arbeitslosigkeit / Arbeitslosenunterstützung / arbeitslos. Im Bild: Durchgestrichene Stellenanzeige einer Zeitung (24.4.2020)
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com
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Wirtschaft

Arbeitslosigkeit unter Vorkrisenniveau

Die Arbeitslosigkeit in Tirol ist im März weiter zurückgegangen. Aktuell sind weniger Menschen auf Arbeitssuche als 2019. Die Pandemie hat allerdings auch einen starken Wandel gebracht: Im Tourismus gibt es tausende Beschäftigte weniger als vor der Krise.

Mit Stichtag Ende März 2022 sind laut AMS 13.151 Menschen in Tirol als arbeitslos gemeldet, was einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent entspricht. Im Vergleich zum März vergangenen Jahres stellt das einen Rückgang von fast 60 Prozent dar. Österreichweit liegt der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei gut 31 Prozent. 340.000 Tirolerinnen und Tiroler sind unselbstständig beschäftigt – um 21.000 mehr als im Vorjahr.

Als die Pandemie im März 2020 begann, war die Arbeitslosigkeit binnen weniger Wochen auf ein Rekordniveau von 43.077 Arbeitslosen explodiert. Mittlerweile habe sich die Situation in mehreren Wellenbewegungen wieder sukzessive entspannt, konstatierte das AMS. Die Nachfrage nach Arbeitskräften sei weiterhin sehr stark.

Viele Langzeitarbeitslose, zu wenige Fachkräfte

Die positive Entwicklung solle aber nicht den Blick auf die nach wie vor sehr großen Herausforderungen am Tiroler Arbeitsmarkt verdecken, warnte Alfred Lercher, der Landesgeschäftsführer des AMS Tirol: „Noch immer ist Kurzarbeit ein Thema, die Langzeitarbeitslosigkeit ist weiterhin deutlich zu hoch und die Suche nach qualifiziertem Personal gestaltet sich für viele Unternehmen zunehmend schwieriger“, bilanzierte der AMS-Chef.

Seit dem Höchststand Ende April 2021 sinkt die Langzeitarbeitslosigkeit aber immerhin kontinuierlich. Vor dem Beginn der Pandemie waren knapp 1.000 Menschen in Tirol bereits lange Zeit ohne eine Arbeit. Die Folgen der CoV-Krise sind allerdings durchaus noch deutlich spürbar: im März waren in Tirol noch fast 10.000 Beschäftigte zur Kurzarbeit angemeldet.

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ORF
Im Tourismus fehlen immer noch viele Fachkräfte

Zudem sei zu erwarten, dass sich auch die anhaltend hohe Inflation, die Alterung unserer Gesellschaft und die vielfältigen Folgewirkungen des Ukraine-Krieges noch massiv auf den Wirtschaftsstandort Tirol auswirken würden, warnte Lercher.

Sorgenkinder: Tourismus und Verkehr

Seit Monaten sei am Tiroler Arbeitsmarkt eine hohe Dynamik zu spüren. Das liege wohl an den Corona-Maßnahmen und der starken Nachfrage nach Arbeitskräften. Auch die Beschäftigungsstruktur habe sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verändert: „Wir sehen nun sehr deutlich, in welchen Branchen die Anzahl der Beschäftigten zugenommen oder abgenommen hat“, erklärte Lercher. So seien im Tourismus und im Personenverkehr zuletzt 6.000 Menschen weniger beschäftigt gewesen, als noch im Februar 2020.

Generell ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr 2021 in allen Branchen gesunken. In der Beherbergung und Gastronomie ging sie um gut 77 Prozent zurück und liegt somit deutlich unter dem Vorkrisenniveau. In den Bereichen Verkehr und Lagerei um 65 Prozent, im Bau um 36 Prozent.

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Frauen und Männer gleich stark betroffen

Im Vergleich zum Vorjahr ging die Arbeitslosigkeit bei Frauen um gut 64 Prozent und bei Männern um rund 55 Prozent zurück. Mit Ende März sind 6.036 Frauen und 7.115 Männer in Tirol arbeitslos. Aufgrund der niedrigeren Erwerbsbeteiligung liege die Arbeitslosenquote der Frauen nur knapp unter jener der Männer, teilte das AMS mit. Frauen würden jedoch deutlich häufiger in Teilzeit arbeiten.

Starke Nachfrage nach Lehrlingen

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl der sofort verfügbaren offenen Lehrstellen um über 155 Prozent auf 1.337 mehr als verdoppelt. Die meisten sofort verfügbaren Lehrlinge werden im Einzelhandel, im Tourismus und im Bau- und Baunebengewerbe gesucht. Zusätzlich sind 1.571 offene Lehrstellen beim AMS Tirol gemeldet, die nicht sofort angetreten werden können.

Landesregierung will wachsam bleiben

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sah den positiven Trend am Arbeitsmarkt auch als Bestätigung der Tiroler Politik. Gleichzeitig warnte er: „Angesichts der Weltlage mit explodierenden Energiekosten und einer hohen Inflationsrate gilt es, eine soziale Schieflage in unserem Land zu vermeiden und in Abstimmung zwischen dem Bund und dem Land Tirol die Situation laufend zu evaluieren und entsprechende Gegensteuerungs-Maßnahmen sowie Unterstützungen für die Menschen im Alltag vorzubereiten.“ Sollte Krieg in der Ukraine zu Problemen bei Rohstoffen und Lieferketten führen, dann könne das zu Auswirkungen auf dem heimischen Arbeitsmarkt führen. Ebenso seien die steigenden Energiepreise ein Problem.

Arbeits- und Bildngslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) verwies auf die Sozialpartnerschaft als Garant für sozialen Frieden. Gemeinsam mit Kammern und Gewerkschaft versuche man, negative Auswirkungen für Betroffene abzufedern. „Denn trotz der guten Beschäftigungslage steigen die Lebenshaltungskosten in vielen Bereichen, wo nötig, werden wir hier gezielt ansetzen“, so Palfrader. Ziel sei es, dass Tirol als Standort für Betriebe wettbewerbsfähig und für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein attraktives Land zum Leben bleibe.