Martin Told, Christian Praxmarer, Thomas Wurm und Johannes Kirchmair
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Wirtschaft

Pandemie lässt Geschäft stark wachsen

Mit Gefrieranlagen und Schutzverpackungen für Flüssigmedikamente – etwa für den Corona-Impfstoff – hat das Kufsteiner Unternehmen Single Use Support eine Marktlücke gefunden und ist damit weltweit erfolgreich. Durch die Pandemie stieg das Geschäftsvolumen in den letzten Jahren enorm.

Johannes Kirchmair gründete vor sechs Jahren gemeinsam mit Thomas Wurm in Kufstein das Unternehmen Single Use Support. Die beiden Unternehmer wussten aus eigener Erfahrung, dass es in der Pharmabranche weltweit ein großes Problem gibt: den sicheren Transport von Flüssigmedikamenten, deren Literpreis oft bei mehreren Millionen Euro liegt.

Dafür entwickelten sie das RoSS-System. RoSS steht für Robust Storage and Shipping. Der RoSS-Behälter besteht aus einer Edelstahlhülle, einem Kunststoffrahmen und einem speziellem Schaumstoff. Darin liegen in einem Kunststoffbeutel die flüssigen Medikamente, die so sicher und steril auf minus 80 Grad tiefgefroren werden. Auch die speziellen Gefrieranlagen kommen von dem Tiroler Unternehmen.

Kunststoffbeutel nach einmaliger Verwendung verbrannt

Dass die Kunststoffbeutel nur zum Single Use gedacht sind, sie also nur einmal verwendet werden können, stört auch die beiden Firmengründer. Die Alternative wären allerdings große Edelstahlanlagen, die mit Chemikalien und viel Wasser nach jeder Charge immer gereinigt werden müssten, sagt Kirchmair: „Es gibt es unglaublich viele Studien der letzten Jahrzehnte, wonach die kontrollierte Verbrennung von Plastikmaterial mit Filteranlagen viel umweltfreundlicher ist als solche Edelstahlanlagen.“

Ross-Schale
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In den RoSS-Schalen, von denen ein Stück einige hundert Euro kostet, können die Medikamente sicher transportiert werden

Geschäftsidee brachte weltweiten Erfolg

Seit der Gründung konnte das Unternehmen den Umsatz stetig steigern. Waren es im Jahr 2019 nur wenige Millionen Euro, die die Tiroler erlösen konnten, so stieg dieser Wert im Jahr 2020 auf 50 Millionen. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen bereits 130 Millionen Euro Umsatz.

Er und sein Partner wären bei der Unternehmensgründung davon ausgegangen, dass sie mit ihrer Geschäftsidee Erfolg haben werden, sagt Johanes Kirchmair. Dass es aber so schnell gehen werde, habe sie überrascht, da die Pharma-Industrie eher ein konservatives Geschäft sei. Ihnen habe da die weltweite Pandemie durchaus in die Hände gespielt, gibt er offen zu. Allerdings hoffe niemand in seinem Unternehmen, dass die Pandemie noch viel länger dauere, betont der Firmengründer.

Michael Eder, Thomas Wurm und Johannes Kirchmair
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Marketingleiter Michael Eder im Gespräch mit den Firmengründern Thomas Wurm und Johannes Kirchmair

Zwar werde beispielsweise der Corona-Impfstoff von Moderna mit ihren Technologien transportiert, allerdings hätten die Kunden wie Roche oder Novartis viele andere Medikamente, die sie in nächster Zeit auf den Markt bringen wollten. „Moderna ist nur ein Kunde von 50, und wir sind mit unserer Technologie gesetzt. Somit sind wir breit aufgestellt und entspannt“, betont Kirchmair.

„Um Mitarbeiter gleich stark wie um Kunden bemühen“

Neben dem Umsatz wuchs in den vergangenen Jahren auch die Zahl der Mitarbeiter stark. Vor wenigen Jahren hatte Single Use Support noch 20 Mitarbeiter, mittlerweile sind es deutlich mehr als 100.

Um die Mitarbeiter zu halten, brauche es einen ganzen Blumenstrauß an Aktivitäten, erklärt Thomas Wurm. Das umfasse Mitarbeiterzufriedenheitsthemen, Massage im Büro, Yogastudio, Fitnessangebote und beinhalte natürlich auch Bonussysteme. „Also man muss sich schon sehr bemühen, ähnlich stark bemühen wie um Kunden.“

Zweiter Produktionsstandort in Hall in Tirol

Vor etwas mehr als einem Jahr übernahm ein milliardenschwerer US-Konzern eine Minderheitsbeteiligung. Man wolle aber unbedingt in Tirol bleiben, betonen beide Firmengründer.

Seit wenigen Monaten hat das Kufsteiner Unternehmen mit Hall in Tirol einen zweiten Produktionsstandort. Auf mehreren tausend Quadratmetern gibt es hier vorerst genügend Platz für die nächsten Jahre. Zeitgleich wird die Zentrale des Unternehmens in Kufstein erweitert.

Drohnenvideo Single Use Support am neuen Standort Hall in Tirol

Zweistelliges Wachstum für heuer in Aussicht

Auch wenn das Wachstum in den nächsten Jahren nicht mehr so extrem weitergehen könne, verfolge das Unternehmen auch in Zukunft ambitionierte Ziele. „Wir werden wachsen, und wir schauen, dass wir uns breiter aufstellen“, sind sich Kirchmair und Wurm einig. Für das Jahr 2022 rechnen die Firmengründer mit einem zweistelligen Wachstum: „Und wenn wir das schaffen, dann sind wir schon ausgezeichnet.“