Insolvenz
Public Domain
Public Domain
Wirtschaft

Firmenpleiten nehmen wieder zu

Nach dem massiven Rückgang von Insolvenzen während der Pandemie, der auf CoV-Hilfen und den Aufschub bei Steuern und Abgaben zurückzuführen war, nehmen die Firmenpleiten im ersten Quartal 2022 wieder deutlich zu. 80 Betriebe mussten Insolvenz anmelden, vier Mal so viele wie ein Jahr zuvor.

Für den Kreditzschutzbverband von 1870 (KSV) ist die aktuelle Entwicklung eine Rückkehr zur Normalität vor der Coronavirus-Krise. Es habe durch die Pandemie einen Rückstau bei Insolvenzanträgen gegeben. Aufgrund der Unterstützungen der Öffentlichen Hand in der Pandemie wie die Stundung von Steuern und Abgaben, konnten angeschlagene Betriebe die Insolvenz hinauszögern. Seit der Zahlungsaufschub durch die Finanz und die Sozialversicherungen ausgelaufen ist, komme es jetzt wieder verstärkt zu Insolvenzanträgen, vielfach gestellt von der Öffentlichen Hand, so Klaus Schaller vom KSV.

Betroffen seien vor allem kleinere Betriebe wie Paketzusteller oder Reinigungsunternehmen. Größere Betriebe mit vielen Arbeitsplätzen seien in Tirol dagegen derzeit nicht darunter, sieht Schaller keine beunruhigende Entwicklung. Die Zahl der Insolvenzen bewege sich derzeit nur leicht über dem Niveau vor der CoV-Pandemie. Mit den 80 Insolvenzen in den ersten drei Monaten heuer gebe es lediglich um sieben Firmenpleiten mehr als im gleichen Zeitraum des Vor-Pandemie-Jahrs 2019.

Klaus Schaller, Kreditschutverband von 1870 (KSV)
ORF
KSV-Experte Klaus Schaller rechnet heuer mit etwas mehr Insolvenzen in Tirol als vor der Pandemie, aber mit keiner Pleitewelle

Ausblick durch aktuelle Unsicherheiten schwierig

Eine Prognose für die weitere Entwicklung sei derzeit schwierig. Unsicherheiten wie die hohen Energie- und Rohstoffpreise, der Ukraine-Krieg und die Frage, ob die Pandemie bald ausgestanden ist, würden auch die heimische Wirtschaft betreffen. Laut Schaller habe Tirol habe aber einen guten Branchenmix mit Industriebetrieben, Gewerbe und Tourismus. Der KSV-Experte rechnet deshalb auch mit etwas mehr Firmenpleiten als vor der Pandemie, aber im Vergleich dazu nicht mit einer Insolvenzwelle.

Nachholeffekt auch bei Privatinsolvenzen

Ähnlich wie bei den Firmeninsolvenzen gab es im ersten Quartal 2022 auch bei den Schuldenregulierungsverfahren von Privatpersonen eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Auch hier gebe es eine Art Nachzieheffekt, weil viele Betroffene mit der Abwicklung der Privatinsolvenz auf die Gesetzesnovelle im Vorjahr gewartet haben. Dadurch wurde eine Entschuldung erleichtert.

159 Insolvenzverfahren von Privatpersonen wurden heuer in den ersten drei Monaten bei Tiroler Bezirksgerichten eingeleitet, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 71 solche Verfahren. Bei den Privatinsolvenzen des erste Quartals geht es in Tirol um Passiva in Höhe von 16 Millionen Euro.