Ukrainerin, die in Korneuburg lebt, bei Protestkundgebung in Wien
ORF
ORF
Ukraine-Krieg

„Putin will Ukraine willfährig machen“

Der russische Präsident Wladimir Putin will die Ukraine in eine mit Gewalt hergestellte russische Einflusszone bringen. Das sagt der Innsbrucker Politikwissenschafter und Russland-Experte Gerhard Mangott. Wie er in dem Interview gegenüber Ö1 ausführte, will Putin die außenpolitische Handlungsfreiheit der Ukraine beschränken und sie willfährig machen.

Putin will laut Mangott, dass die Ukraine neutral wird und sich entwaffnet. Er wolle, dass die Ukraine nicht ihre Souveränität und politische Unabhängigkeit behalten könne, so der Russland-Experte. Zu Putin sagte er, er vermute, dass er noch rational handle.

Begründung von Putin „absurd“

Putins Darstellung, dass Russland das Opfer sei und seine Sicherheit bedroht sei und der Westen wie 1941 die Ukraine zu einer Aufmarschplattform mache, bezeichnet Mangott aber als „absurd“. Auch wenn sich die staatlichen Medien mit aller Vehemenz bemühen werde, dieses Narrativ weiter zu transportieren, werde es nicht mächtig genug zu sein, dass die russische Bevölkerung ihre Skepsis oder Ablehnung in Bezug auf diesen Krieg aufgibt, vermutet Mangott.

Russland hat sich auf Sanktionen vorbereitet

Die Sanktionen von EU, den USA und Großbritannien bezeichnet Mangott einerseits als wichtig, „man kann Russland damit bestrafen, das ist notwendig, denn Russland ist der Aggressor“. Andererseits äußert der Politikwissenschafter die Befürchtung, dass man die russische Regierung dadurch nicht abhalten kann, diesen Krieg bis zum Ende zu führen, bis die geopolitischen Ziele erreicht sind. Die russische Führung habe mit den Sanktionen gerechnet und sich in den letzten Jahren vorbereitet und sich teilweise dagegen zu immunisieren versucht.

Mittelfristiger Effekt gegen Putin möglich

Die Sanktionen würden aber auf jeden Fall das wirtschaftliche Wachstum in Russland verlangsamen oder sogar in eine Rezession führen. Die Lebensverhältnisse der russischen Bevölkerung, die sich in den letzten acht Jahren ohnehin verschlechtert hätten, würden schlechter werden, so Mangott. Mittelfristig sieht er die Möglichkeit, dass viele Russen das außenpolitische Abenteurertum von Putin für diese Sanktionen und ihr schlechtes Leben verantwortlich machen.