Eine Flasche Bier
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Medizin

Neues Konzept für Behandlung Suchtkranker

Das Land Tirol hat am Mittwoch das neue Suchtkonzept für die kommenden zehn Jahre vorgelegt. Damit sollen Behandlung und Prävention von Suchterkrankungen verbessert werden und zwar auch „suchtübergreifend“. Grundlage dafür waren Erhebungen der vergangenen Jahre.

Die im neuen Tiroler Suchtkonzept festgehaltenen Maßnahmen und Empfehlungen leiten sich aus Daten ab, die in den Jahren 2012 bis 2020, etwa mittels der Verknüpfung von verschiedenen Quellen und Befragungen, erhoben wurden. Das bisher letzte Konzept stammte aus dem Jahr 2012.

Alltagsdrogen nach wie vor weit verbreitet

Konkrete Zahlen aus den Grundlagen nannte bei der Präsentation Studienautor Martin Busch, Abteilungsleiter des Kompetenzzentrums Sucht bei der Gesundheit Österreich GmbH. „15 Prozent der Tirolerinnen und Tiroler trinken in einem längerfristig die Gesundheit schädigenden Ausmaß“, so Busch. Darüber hinaus griffen 18 Prozent täglich zur Zigarette.

Ein Viertel der befragten Schüler in der 9. und 10. Schulstufe in Tirol habe schon mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert, umriss der Studienautor das Ausmaß bei den am meisten vertretenen Suchtmitteln. Dazu kämen unter anderem auch noch Medikamente und Psychopharmaka: „Sieben Prozent der Frauen und vier Prozent der Männer nehmen fast täglich Schlaf- oder Beruhigungsmedikamente.“

Joint (Cannabis, Mariahuana, Haschisch)
ORF
Der Konsum von Cannabis ist in Tirol weit verbreitet, ein Viertel der Schüler der 9. und 10. Schulstufe hat mindestens einmal einen Joint geraucht

Weiterentwicklung des bisherigen Suchtkonzepts

Das jetzige Suchtkonzept des Landes sei jedenfalls eine „konkrete Weiterentwicklung“, sagte Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Grundlage. Dieses sei vor allem auch deshalb nötig, weil sich „Erscheinungsformen der Sucht ständig ändern“ und auch der medizinische Fortschritt Änderungen beispielsweise in Bereichen wie der Pflege von suchtkranken Menschen mit sich bringe, so Leja.

Das nunmehr vorliegende „Arbeitspapier“ sei in dieser Hinsicht ein „Meilenstein für die nächsten zehn Jahre“, strich Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) heraus. Man könne mit dem Papier unter anderem gut darauf eingehen, dass sich der Konsum von Substanzen ändere, betonte Fischer. Angesichts der Zahlen zeige sich darüber hinaus, dass „sehr viele Menschen in Tirol von Sucht und Süchten betroffen sind“, führte die Landesrätin aus.

Konkrete Maßnahmen aufgrund aktueller Daten

Aus den vorliegenden Zahlen ließen sich klare Maßnahmen und Empfehlungen ableiten, erklärte Christian Haring, der als Mitglied der Expertise-Gruppe des neuen Tiroler Suchtkonzeptes fungierte und als medizinischer Geschäftsführer der tirol kliniken tätig ist. Neu sei beispielsweise im aktuellen Papier die „Etablierung und Umsetzung eines Konzeptes zur Unterstützung des Rauchausstiegs“, so Haring. Schließlich wisse man laut den aktuellen Daten, dass in Tirol im Jahr 2019 rund 45.500 Menschen erfolglos versuchten, mit dem Rauchen aufzuhören, so der Suchtexperte.

Außerdem gelte es zum Beispiel Wohnstrukturen für suchtkranke Menschen zu schaffen, die Verbesserung der medizinischen Versorgung in Haft voranzutreiben und insgesamt „ein diversifiziertes stationäres Therapieangebot“ zur Verfügung zu stellen. Nicht zuletzt seien auch die Themen „Selbsthilfe, Partizipation und Digitalisierung“ wichtige Punkte im neuen Tiroler Suchtkonzept, erklärte Haring.