Labor Bluttest
Анна Ковальчук – stock.adobe.com
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Coronavirus

Weniger Schutz bei Omikron-Genesenen

Eine Tiroler Labor-Studie über den Immunstatus nach einer Infektion mit der Omikron-Variante zeigt, dass Betroffene kaum neutralisierende Antikörper gegen andere Coronavirus-Varianten aufweisen. Deshalb empfahl die Innsbrucker Virologin Janine Kimpel dieser Gruppe, sich auch impfen zu lassen.

Die Labor-Untersuchung des Instituts für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck wies im Blut von Omikron-Genesenen, die weder geimpft noch zuvor mit einer anderen CoV-Variante infiziert waren, kaum neutralisierende Antikörper gegen die anderen Varianten des Virus auf, so Kimpel in einem APA-Interview vom Freitag.

„Der mehrfache Kontakt mit dem Virus schützt“, betonte Kimpel. Wer sich mit der Omikron-Variante infiziert hat, sollte sich deshalb auf jeden Fall auch noch impfen lassen. Dies lasse sich aus einer kürzlich abgeschlossenen Studie ihres Instituts anhand von Blutproben ableiten.

Immunantwort gegen sechs CoV-Viren untersucht

In der Studie wurde die Immunantwort gegen sechs unterschiedliche Varianten des Coronavirus getestet, konkret der „Wildtyp“ D614G und die bekannten Alpha-, Beta-, Delta-, Gamma- und Omikron-Varianten. Die Studienpopulation wurde je nach Immunstatus in vier Gruppen unterteilt. 15 Teilnehmer waren vor ihrer Omikron-Infektion geimpft, 13 ungeimpft und von einer Vor-Omikron-Variante genesen, zehn sowohl geimpft als auch bereits genesen und 15 weder genesen noch geimpft. Es sei die erste Studie, die diese unterschiedlichen Gruppen im Zusammenhang mit der Omikron-Variante dezidiert berücksichtige, unterstrich die Innsbrucker Virologin.

Fünf bis 35 Tage nach ihrem ersten positiven PCR-Test wurde den Probanden eine Blutprobe entnommen. Die Seren wurden dann mit dem Virus der jeweiligen sechs Varianten gemischt, beschrieb Kimpel die Vorgehensweise. „Falls neutralisierende Antikörper gebildet wurden, binden sie an das Virus“, erläuterte Kimpel. Um zu testen, ob dies der Fall war, wurden die mit dem Virus gemischten Seren im Anschluss mit Zellen in Verbindung gebracht. Wenn sich diese Zellen mit dem Coronavirus infizierten, hieß das, dass keine neutralisierenden Antikörper gegen die jeweilige Variante vorliegen.

Gute Immunantwort bei Geimpften

Geimpfte hätten eine hohe Immunantwort gezeigt, fasste Kimpel die Ergebnisse zusammen. Ebenso jene, die bereits zum zweiten Mal eine Covid-19-Erkrankung durchmachten und zuvor mit einer anderen Variante infiziert waren. Jene Probanden hingegen, die weder zuvor schon einmal genesen noch geimpft waren, hatten hauptsächlich neutralisierende Antikörper gegen die Omikron-Variante gebildet und nur vereinzelt welche gegen andere Varianten.

Virologin Janine Kimpel im ORF Tirol Interview
ORF
Die Studie wurde von der Virologin Janine Kimpel und ihrem Team durchgeführt

„Das ist nicht verwunderlich“, kommentierte die Virologin. Man wisse, dass die Impfung nicht auf die Omikron-, sondern Vorgänger-Varianten abzielt. Bereits durchgeführte Studien hatten zudem gezeigt, dass Ungeimpfte, die mit der Alpha- oder Delta-Variante infiziert waren, nur unzureichend gegen die Omikron-Variante geschützt sind. Zudem war aufgrund der bisherigen Studienlage bereits bekannt, dass der Impfschutz innerhalb weniger Monate signifikant zurückgeht, die Immunantwort aber besser ist, wenn man genesen und zusätzlich geimpft oder gar geboostert ist.

Kimpel erinnerte daran, dass die Booster-Impfung außerdem vor schweren Verläufen schützt. „Man sollte trotz der hohen Inzidenzen und vielen Infektionen mit der Omikron-Variante schon alles darauf setzen, eine hohe Impfquote zu erreichen“, resümierte die Virologin. Die Ergebnisse der Studie wurden am Donnerstag in einem Preprint-Paper publiziert und noch nicht von Fachkollegen überprüft.