Baustelle Patscherkofelbahn
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Politik

Patscherkofelbahn noch teurer als gedacht

Der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) hat am Montag die Schlussrechnung für die 2017 in Betrieb gegangene Patscherkofelbahn öffentlich gemacht. Demnach kostet die Bahn jetzt 83 Millionen Euro, mehr als doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt.

Kurz vor dem Jahreswechsel 2017 ging die neue Patscherkofelbahn in Betrieb, gleich mit Startschwierigkeiten. Die Bahn musste wenige Tage nach der Eröffnung wieder abgeschaltet werden, der Wind am Innsbrucker Hausberg war für die neue Bahn zu stark.

Seitdem beschäftigt die Bahn weiterhin die Gemüter der Innsbruckerinnen und Innsbrucker, aber nicht mehr wegen des Wetters, sondern viel mehr wegen der Kosten des einstigen Prestigeprojektes der ehemaligen Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI). Mit jeder Endabrechnung scheint die Errichtung der Bahn wieder um zig-Millionen teurer zu werden.

Patscherkofelbahn
ORF
Die Patscherkofelbahn neu sorgt auch noch vier Jahre nach Inbetriebnahme für Aufregung.

83,2 Millionen Euro ohne neue Rodelbahn

Ursprünglich war die Rede von 34 Millionen Euro, die die neue Bahn kosten würde. Mitte 2020 legte die Stadt eine vorläufige Abrechnung mit 63,3 Millionen Euro vor. Jetzt kommen laut Bürgermeister Georg Willi nochmals 20 Millionen Euro dazu: „Dazu kommen die Rückkaufskosten der alten Bahn, das sind 10,7 Millionen Euro. Und dann kommen noch vertragliche Verpflichtungen dazu, die die Stadt Innsbruck mit der Agrargemeinschaft eingegangen ist. Da hat sich die Stadt Innsbruck dazu verpflichtet, den Sportbereich Zimmerwiese schön zu gestalten, das macht zwei Millionen Euro aus. Und dann kommen noch 4,2 Millionen Euro dazu, dass wir die alte Talstation von der Patscherkofelbahn von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben zurückkaufen. Damit sind wir auf den 83,2 Millionen Euro.“

Nicht einkalkuliert seien Kosten für die Adaptierung der alten Talstation für die Igler Vereine und der Bau einer Rodelbahn, meinte Willi, der darauf hinwies, dass die Kosten noch weiter ansteigen würden.

Pako-Bau mit politischen Folgen

Wegen der explodierenden Kosten des Baus dieses Projekts musste Christine Oppitz-Plörer 2019 als Vizebürgermeisterin gehen, nachdem sie zuvor als Innsbrucker Bürgermeisterin abgewählt worden war – mehr dazu in Innsbrucks Vizebürgermeisterin abgewählt.

Beirat seit 2018 als Kontrollinstanz

Wegen dieser finanziellen Misere wurde bereits 2018 ein Beirat eingerichtet, der mit externen Experten besetzt, ab einer Summe von einer Million Euro, hinzugezogen wird. Ab einer Summe von fünf Millionen Euro muss der Beirat in Innsbruck laufende Projektkosten verpflichtend kontrollieren.

FPÖ sieht sich bestätigt

„Wir wurden verspottet und lächerlich gemacht, als wir im Vorfeld von knapp achtzig Millionen Euro an Kosten, inklusive Ablöse an den vorigen Besitzer sprachen“, sagt Stadtrat Rudi Federspiel (FPÖ) in einer Aussendung. Seine Partei habe sich immer gegen den Neubau der Bahn ausgesprochen. Er macht Für Innsbruck, ÖVP, Grüne und SPÖ für die hohen Kosten für die Patscherkofelbahn verantwortlich. Der Neubau sei auch aufgrund der Klimaveränderung reine Geldverschwendung, sagt Federspiel.

Liste Fritz spricht von finanziellem Scherbenhaufen

„Aus dem geplanten Prestigeprojekt vor der Gemeinderatswahl 2018 wurde ein Millionengrab, ein finanzielles Debakel für Innsbrucks Steuerzahler“, sagt Gemeinderat Thomas Mayer (Liste Fritz) in einer Aussendung. Die Liste Fritz habe davor gewarnt, dass bei diesem Großprojekt die Kosten ausufern würden. Der Zeitdruck gegenüber den ausführenden Firmen, schlechte Planung und ein plötzlich ausgelobter Architekturwettbewerb hätten die Kosten in die Höhe getrieben, so Mayer von der Liste Fritz.