Untersuchung der Mammografiebilder
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Gesundheit

Weniger Vorsorge-Checks durch Pandemie

Covid-19 und die Lockdowns haben die Zahl der Spitalsbesuche und Krebsuntersuchungen einbrechen lassen. Obwohl die Akutbehandlung aufrecht blieb, verzichteten viele Patientinnen auf Arzt- und Klinikbesuche. Österreichweit ging etwa die Zahl der Mammografien um drei Viertel zurück.

Bei der Behandlung von Krebs drängt die Zeit: Je früher ein bösartiger Tumor diagnostiziert wird, desto besser sind die Überlebenschancen. In den Phasen der Lockdowns, speziell im ersten, ist die Anzahl der Vorsorgeuntersuchungen aber dramatisch eingebrochen, das zeigt ein aktueller Rechnungshof-Bericht.

Deutlich weniger Untersuchungen

Auch in Tirol gab es einen starken Rückgang, schilderte Dominik Wolf, der Leiter der Hämatologie und Onkologie an der Klinik Innsbruck: „In der allerersten Welle waren wir alle wie paralysiert. Wir haben die Stationen leergeräumt, Patienten entlassen aus Angst, dass alles voll belegt ist. Man kann rückblickend nicht sagen, dass das falsch war, weil wir eben nicht wussten, mit welcher Dynamik die Pandemie verläuft, aber wir hatten dann eben nicht belegte Betten.“

In der ersten Welle seien so etwa auch Knochenmark-Transplantationen verschoben worden. Daraus habe man aber gelernt: „Später haben wir das dann nicht mehr gemacht. Wir haben dann gesagt: ’Wenn eine Patientin oder ein Patient eine Indikation für eine Transplantation hat, wird diese auch durchgeführt“, so Wolf.

Rechnungshofbericht zu den Gesundheitsdaten zur Pandemiebewältigung im ersten Jahr
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Der aktuelle Bericht des Rechnungshofs zeichnet ein düsteres Bild

Laut Rechnungshof-Bericht ist während des ersten Lockdowns die Zahl der Mammografien österreichweit um 75 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Darmspiegelungen, einer etablierten Vorsorge für die Früherkennung von Darmkrebs, sank um 76 Prozent. Auch viel weniger Herzinfarkte wurden entdeckt – im Bericht ist von 40 Prozent weniger Spitalsaufenthalten die Rede.

Todesfälle durch verschobene OPs

Akute Operationen wurden weiterhin durchgeführt. Durch andere verschobene Eingriffe würden sich allerdings durchaus dramatische medizinische Kollaterschäden ergeben, wie Walter Hasibeder, der ärztliche Leiter der Intensivmedizin im Krankenhaus Zams berichtete.

„Kolleginnen und Kollegen in ganz Österreich erzählen, dass es auf Wartelisten für herzchirurgische elektive Eingriffe Todesfälle gegeben hat. Wenn Sie eine schwere Herzkranzgefäßerkrankung haben und auf einen Herzbypass warten, ist das etwas elektives, aber wenn man zu lange abwartet, steigt das Risiko, dass Sie einen Herzinfarkt durch einen Gefäßverschluss erleiden – und der kann dann tödlich sein“, so Hasibeder.

Monitor auf der Intensivstation
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Viele OPs, die als nicht absolut notwendig erachtet wurden, fanden nicht statt

Erneut Übersterblichkeit durch Pandemie

Bei der Auswertung der Todesfälle im vergangenen Jahr zeigt sich wieder eine pandemiebedingte Übersterblichkeit. Allerdings liegen hier die aktuellen Daten aus Tirol noch nicht gesammelt vor.

Wie viele Menschen bei der Übersterblichkeit an Covid-19 oder durch medizinische Kollateralschäden verstorben sind, könne nicht genau gesagt werden, sagte Hasibeder: „Leider werden solche Phänomene nicht in Datenbanken erfasst, sodass wir über die globale Situation, über die tatsächlichen Todesfälle oder Schädigungen nichts aussagen können.“

Brustkrebsvorsorgeuntersuchung
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Durch die Pandemie gingen auch in Tirol deutlich weniger Frauen zur Brustkrebsvorsorge

Wieder mehr Gesundheits-Checks

Vergangenes Jahr stieg die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen wieder an – und damit auch jene der diagnostizierten Krebsfälle. Welche Folgen beispielsweise die gesunkene Zahl an Vorsorge-Untersuchungen hat, werden die nächsten Jahre erst noch zeigen.