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APA/dpa-Zentralbild
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Wirtschaft

Trendumkehr zu mehr Insolvenzen

Die Zahl der Unternehmenspleiten ist in Tirol im Jahr 2021 auf einen historischen Tiefststand gefallen. Allerdings zeichnete sich im zweiten Halbjahr eine Trendumkehr ab. Bei den Privatinsolvenzen gab es heuer laut dem KSV1870 in Tirol die stärkste Zunahme innerhalb von Österreich.

Was die Firmeninsolvenzen betrifft, gab es laut dem KSV im zweiten Halbjahr 2020 mit 58 und im ersten Halbjahr 2021 mit 61 Insolvenzen außerordentlich wenige Pleiten in Tirol. Außerdem waren es nur Insolvenzen mit einer Gesamthöhe an Verbindlichkeiten von deutlich unter fünf Millionen Euro.

Rückkehr zur Normalität

In der zweiten Jahreshälfte 2021 verzeichnete der KSV bereits 87 insolvente Unternehmen in Tirol. Dieser Trend sei als ein Zeichen der Rückkehr zur Normalität zu deuten. „Etablierte wirtschaftliche Mechanismen, die auch ein Scheitern von schwachen Betrieben und deren Ausscheiden aus dem Markt vorsehen, waren ab dem Beginn der Pandemie bis zumindest Mitte des Jahres 2021 komplett aus den Fugen geraten. Nun dürften diese Prozesse eines gesunden Wirtschaftsablaufs jedoch wieder an Schwung gewinnen.“

Platz für neue Betriebe

Aus volkswirtschaftlicher Sicht sei diese Entwicklung zu begrüßen, da durch ein Ausscheiden von – ohne staatliche Unterstützung – dauerhaft nicht lebensfähigen Unternehmen, welche über eine nicht stimmige Kosten-Erlös-Struktur verfügen, wirtschaftlich gut aufgestellte Unternehmen in ihrem Bestand geschützt werden und Platz für neue innovative Betriebe geschaffen wird.

Für 2022 erwartet man beim KSV keinen plötzlich eintretenden Insolvenzausbruch, sondern eine sukzessive Fortsetzung der jüngsten Entwicklung. Das Insolvenzniveau werde sich in Tirol etwa im Bereich der Jahre vor dem Ausbruch der Pandemie, oder vielleicht etwas darüber, einpendeln.

Bei den Privatinsolvenzen Trend nach oben

Bei den Privatinsolvenzen verzeichnet der KSV1870 im Jahr 2021 insgesamt 531 Fälle in Tirol. Diese Zahl ist gleichbedeutend mit einer Steigerung um 29,2 Prozent oder 120 Fällen im Vergleich zum Vorjahr. Der KSV sieht darin aber keinen Grund zur Panik. Bezogen auf die Insolvenzzahlen des Jahres 2019 sei es heuer zu einem Rückgang im Ausmaß von 16,8 Prozent gekommen, relativiert man beim KSV.

Privatinsolvenz als Chance für Neustart

Der KSV erwartet für das kommende Jahr einen deutlichen Anstieg bei der Zahl der Privatinsolvenzen in Tirol, nicht zuletzt deshalb, weil die Bundesregierung Privaten seit Jahresmitte eine verbilligte Entschuldung zugestehe. Das Insolvenzniveau werde sich im Bereich des Jahres 2019 oder gar etwas darüber einpendeln. Der Leiter des KSV Klaus Schaller sagt, jede Privatinsolvenz sei eine Chance für eine Privatperson, sich des Schuldenrucksacks zu entledigen und neu wirtschaftlich durchzustarten.