„Über den Holocaust unterrichten“ – Lernmaterialien für den Schulunterricht gegen Antisemitismus von erinnern.at
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Bildung

Schul-Pilotprojekt gegen Antisemitismus

Ein österreichweites Pilotprojekt will Antisemitismus an Schulen bekämpfen. Tiroler Lehrpersonen bekommen damit Fortbildungsangebote für zeitgemäßen Unterricht zu Themen wie Rassismus und Judenfeindlichkeit.

Die Details wurden beim ZeitzeugInnen-Gespräch an der Pädagogischen Hochschule Tirol vorgestellt. Um Kinder und Jugendliche wirksam und nachhaltig über Antisemitismus aufzuklären, brauche es gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, betonte Claus Oberhauser, der das Institut für Forschung und Entwicklung an der Pädagogischen Hochschule Tirol leitet. Er hat sich in besonderem Maße für eine neue und intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema im Schulunterricht eingesetzt.

Sensible Aufklärung bereits in der Volksschule

In Tiroler Berufsschulen, polytechnischen Schulen oder in Volksschulen soll es daher zukünftig „Holocaust Education“ geben: „Wir zeigen dem Lehrpersonal, wie man mit neuen Wegen eine solche Form der Gewalt zum Beispiel kleinen Kindern begreifbar machen kann. Wir wissen aus empirischen Untersuchungen, dass Volksschülerinnen und -schüler am Thema interessiert sind“, erklärte Oberhauser. Solche schweren Themen könnten auch von den Kindern gut verarbeitet werden, sofern sie eben altersgerecht vermittelt würden.

Pädagogische Hochschule Tirol
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Das Pilotprojekt findet an der Pädagogischen Hochschule Tirol statt

Warnung: „Judenfeindlichkeit wird mehr“

Die jüngsten Daten und Fakten und nicht zuletzt die Auswüchse in Sozialen Medien würden für sich sprechen, betonte Claus Oberhauser: „Schon vor Corona haben wir gesehen, dass Antisemitismus wieder mehr wird. Die Grenzen des ‚Sagbaren‘ werden immer weiter verschoben, die antisemitischen Gewalttaten und Vorfälle nehmen zu. Dieser Trend lässt sich ablesen“, warnte er.

„Über den Holocaust unterrichten“ – Lernmaterialien für den Schulunterricht gegen Antisemitismus von erinnern.at
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Sensible und altersgerechte Unterrichtsmaterialien helfen, das Thema „Holocaust“ zu vermitteln

Das Leid nachvollziehbar machen

Eine Erinnerungskultur würde sich auch Horst Schreiber von erinnern.at, dem Kooperationspartner der Pädagogischen Hochschule Tirol, wünschen. Er plädiert für einen Schulunterricht ohne mahnenden Zeigefinger: „Sobald man mit Jugendlichen und mit Kindern arbeitet und einen Bezug zu ihrer eigenen bekannten Lebenswelt und der Region in der sie leben darstellt, ist das Interesse enorm. Es geht dabei um Fragen wie: ‚Wie ist es ihnen in der Schule ergangen? Wie war das Leben zuhause?‘“, schilderte Schreiber mögliche Zugänge.

Auch Berichtet von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über religiösen Auseinandersetzungen oder Vertreibungen aus der Schule und dem Land könnten jungen Menschen helfen, niederschwellig eine Verbindung zu den Themen zu erhalten, erklärte der Experte. Das Pilotprojekt soll bald an Schulen in ganz Österreich umgesetzt werden.