Max Castlunger mit Sauerstoffflaschen
ORF
ORF
Kultur

Meditation aus der Sauerstoffflasche

Max Castlunger nennt es „Upcycling Music“, wenn er alltägliche Gebrauchsgegenstände so verändert und arrangiert, dass sie zu Instrumenten werden. In der Werkstatt des Südtiroler Musikers werden Bodenbleche zu imposanten Gongs und Sauerstoffflaschen aus den Krankenhäusern zu meditativen Metallophonen.

Max Castlunger bastelt seit Jahren an seinen fantasiereichen Klangkörpern. Der Perkussionist findet an fast jedem Material musikalischen Gefallen. „Ich nehme einen Gegenstand her und werte ihn auf. In der Regel wird er von mir zweckentfremdet“, erklärt der Musiker aus dem Gadertal in Südtirol. Vor allem die Zeit der Pandemie und der Bühnenabstinenz hat der Musiker genutzt, um sein Repertoire an Instrumenten zu erweitern.

Ausstellung Toblach
ORF
In einer Ausstellung in Toblach präsentiert Max Castlunger über 50 selbstgebastelte Instrumente.

Umfunktionieren statt wegwerfen

Damit haben die Instrumente von Max Castlunger alle etwas gemeinsam: Ihr eigentlicher Verwendungszweck war einst ein anderer. „Bevor die Materialien weggeworfen werden, versuch ich ihnen Töne zu entlocken“, beschreibt Castlunger seine Arbeit. So finden sich in der Instrumenten-Sammlung beispielsweise die Felgen alter Fahrräder. „Um diese habe ich ein Rohr geklebt und es mit Sand gefüllt.“ Fertig ist die „upgecycelte“ Rassel.

Auch kleine Schminktische können klingen. Dabei dient der Tisch als Resonanzkörper. Darüber hat Max Castlunger Saiten gespannt. „Dieses Instrument kann wie ein alpenländisches Hackbrett gespielt werden. Der Ton erinnert jedoch an den Nahen Osten und an arabische Tanzmusik“, beschreibt der Instrumentenbauer den Klangkörper.

Max Castlunger beim Spielen
ORF
Die Santur, die an ein Hackbrett erinnert, hat Castlunger aus einem alten Schminktisch gebaut.

Corona hat Spuren hinterlassen

Zwei der neuesten Erfindungen Castlungers sind die von ihm getauften „Oxybells“ und „Oxybowls“. Damit finden Gegenstände der Coronapandemie Eingang in sein Sammelsurium. „Die ‚Oxybells‘ sind ausrangierte Sauerstoffflaschen, die in den letzten Monaten in den Krankenhäusern zur Beatmung der Patienten eingesetzt wurden“, beschreibt Max Castlunger sein riesiges Metallophon.

Die Flaschen schneidet der Musiker auseinander. Dann werden sie geschliffen und gefärbt. Danach befestigt er sie an einer Metallkonstruktion. Einmal angestoßen erklingt ein unglaublich sauberer und langanhaltender Ton, der einen beinahe in Trance verfallen lässt. „Ich war von diesem Klang selbst überrascht“, gibt der Bastler zu. Den kleineren Teil der Flaschen, die „Oxybowls“, verwendet Castlunger als meditative Klangschalen.

Sauerstoffflaschen
ORF
So erhalten die Sauerstoffflaschen, die in den Krankenhäusern nicht mehr verwendet werden, einen neuen Nutzen.

Instrumente für alle spielbar

Über 50 Instrumente hat Max Castlunger in den vergangenen Jahren gebaut und den scheinbar wertlosen Gegenständen so eine neue Nutzung zukommen lassen. Ein alter Futtertrog wurde zum Xylophon, Sägeblätter, Federn und Blechdeckel zu einem Schlagzeug. Der Musiker, der heute in Terlan im Etschtal lebt, kann die vielen Klangkörper aber nicht allein spielen.

„Ich habe mich dazu entschieden, eine Ausstellung einzurichten“, zeigt sich der Perkussionist zufrieden. „Meine Instrumente sind so konzipiert, dass sie jeder spielen kann und dass jeder ein Erfolgserlebnis hat, wenn er sich daran versucht.“ Bis Ende Oktober stellt Max Castlunger seine Kreationen im Kulturzentrum in Toblach zum Probieren und Musizieren daher kostenlos zur Verfügung.