Brillenfassungen auf einem Barhocker
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Wirtschaft

Mit der Brille aus Bohnen zurück zum Erfolg

Vor knapp zehn Jahren ist Brillenhersteller Roland Wolf aus Weißenbach am Lech im Außerfern der internationale Durchbruch mit seinen Holzbrillen gelungen. Die Pandemie führte sein Unternehmen fast in die Pleite. Zurück zum Erfolg brachte ihn die Brille aus Bohnen.

Die Brillenfirma Rolf aus Weißenbach am Lech wurde 2009 gegründet. Zuvor hatte Roland Wolf mehrere Jahre für eine Berliner Design-Firma gearbeitet, dann aber beschlossen sich mit der Herstellung von Brillen selbständig zu machen. Mit den Holzbrillen fand er eine Nische und schaffte so den Durchbruch.

Roland Wolf
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Roland Wolf gründete 2009 die Firma Rolf

Brillen aus den Bohnen des Wunderbaums

Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen werden bei Rolf groß geschrieben, wie Wolf betont. Daher begann er vor einigen Jahren an der Entwicklung einer neuen Brille. Die Brille sollte aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt werden. Als Material kam Wolf dabei auf die Bohnen des Wunderbaums.

Der Wunderbaum ist ursprünglich in Nordost-Afrika und dem Nahen Osten beheimatet, wächst mittlerweile in großen Mengen auch in Indien, Portugal und Spanien. Der Wunderbaum trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Er wächst extrem schnell – bis zu sechs Meter in vier Monaten.

Der Wunderbaum wächst in wenigen Monaten einige Meter

Alle Teile der Brille kommen aus dem 3-D-Drucker

Aus den Bohnen des Baumes, den Rizinusbohnen, wird Öl gemacht. Das Öl wird dann in Raffinerien zu Pulver verarbeitet, daraus macht Wolf dann seine Bohnenbrillen. „Das Besondere an dieser Brille ist, dass sie aus einem pflanzenbasierenden Material besteht und mit einer zukunftsträchtigen Technologie – dem 3-D-Drucker – gefertigt wird. Außerdem schaffen wir es ressourcenschonend zu arbeiten. Wir drucken das Gelenk mit, das heißt die Brille besteht eigentlich nur noch aus drei Teilen – der Front, zwei Bügeln und zwei Gummis“, erläutert Roland Wolf.

Die Einzelteile einer Rolf-Brille
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„Die Brille ist komplett unzerstörbar“

Durch die vollständige Herstellung der Brille im 3-D-Drucker sei er nun endlich mit den großen Anbietern, die ihre Brillen in Fern-Ost herstellen, konkurrenzfähig, sagt Wolf. Seine Bohnenbrille habe darüber hinaus einen großen Vorteil. Sie sei unzerstörbar, betont Roland Wolf.

„Wir sind schon mit dem Auto drübergefahren. Mein kleiner Sohn mit 15 Monaten hat sie jeden Tag in der Hand und versucht sie zu zerstören. Er hat es bis heute noch nicht geschafft“, zeigt sich Wolf von der Qualität seiner Bohnenbrille überzeugt.

Die Brille lässt sich in alle Richtung verformen

Nach dem Drucken sind die Brillen zunächst grau und werden händisch abgeschliffen, damit es keine Unebenheiten gibt. Erst nach optischer Überprüfung und dem strengen Biegetest erhalten die Bohnenbrillen in den nächsten Arbeitsschritten die Beschichtung und ihre jeweilige Farbe.

Firma wegen Pandemie kurz vor Pleite

Seine Bohnenbrille wollte Wolf im vergangenen Jahr bei den Brillenmessen in New York und Mailand vorstellen. Doch diese Messen wurden wegen der Pandemie abgesagt. Das sei eine extrem harte Zeit gewesen, erinnert sich Wolf. Man habe ein neues Produkt, aber niemand wolle es sehen. Im März des Vorjahrs hätte sein Unternehmen nur noch ein paar tausend Euro Umsatz gemacht.

Graue Brillenfassungen
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So kommen die Brillen aus dem 3-D-Drucker

Mit einer Verzweiflungsaktion konnte er damals aber sein Unternehmen vor der Pleite retten, sagt Wolf. Er schickte an seine bestehenden Kunden 120 Pakete mit jeweils 15 Bohnenbrillen und einer Flasche Schnaps – verbunden mit der Bitte an die Optiker, den Verkauf der Bohnenbrille zu versuchen. Das habe wunderbar funktioniert, sagt Wolf, denn von den 120 Paketen seien nur 20 zurückgekommen.

„Wir sind mega erfolgreich!“

„Seitdem läuft das Produkt brutal“, freut sich Wolf. Die Brillen aus dem Lechtal werden derzeit in 48 Länder geliefert. „Wir habe eine kleine Tochterfirma in New York, die den amerikanischen Markt macht. Wir sind schon eine Nischenfirma, aber wir sind schon international unterwegs und verkaufen überall hin“, sagt Wolf.

Er treffe mit seinen Brillen den Zeitgeist, glaubt Roland Wolf. Es handle sich um ein nachhaltiges, regionales unzerstörbares Produkt auf Pflanzenbasis. Das würden auch die Kunden schätzen.

Teile von Brillen in Holzkasten
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Einige seiner Kunden würden ein oder zwei Bohnenbrillen pro Tag verkaufen. Das sei er von den Produkten, die er bisher hatte, nicht gewohnt. In Weißenbach stellt Rolf täglich ungefähr 130 Bohnenbrillen am Tag her – Tendenz steigend. „Wir sind mega erfolgreich!“

Viele Preise für Nachhaltigkeit und Design

Seine Bohnenbrille kommt nicht nur bei den Kunden gut an, Rolf gewinnt beinahe monatlich einen internationalen Preis für Nachhaltigkeit und Design. Im Sommer gewann er heuer zum wiederholten Mal in Paris den Oskar der Brillenbranche – den Silmo d’or.

Der Preis Silmo steht auf einem Barhocker
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Der Oskar der Brillenbranche – der Silmo d’or.

Königsklasse Metall-3-D-Druck

Auch sein nächstes Projekt habe mit dem 3-D-Druck zu tun, verrät Wolf. Wie bei allen anderen Dingen gebe es auch hier eine Königsklasse, und das sei der Metall-3-D Druck. Im Bereich Titanium-Brillen stamme der Großteil dieser Brillen aus Japan, in Europa habe man die ganze Technologie schon verloren, bedauert Wolf. Er habe es sich und seinem Unternehmen nun zur Aufgabe gemacht, Titan-Brillen in Europa herzustellen.

Der spezielle Drucker dafür komme in wenigen Tagen bei ihm an. So könne er dann eine komplette Titan-Brille in Weißenbach fertigen und brauche dafür keine Zulieferer. „Wenn alles rund läuft, dann können wir damit in sechs bis acht Monaten auf den Markt kommen“, glaubt Roland Wolf.