Für 70 Prozent der Tiroler Betriebe ist der Fach- und Arbeitskräftemangel die größte Herausforderung, das zeigt das aktuelle Konjunkturbarometer. Die Situation spitze sich mit dem Start der Wintersaison weiter zu, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser. Für den Tourismus verlangt er 3.000 Saisonniers aus Nicht-EU-Ländern – zehnmal mehr als bisher – als kurzfristige Lösung.
Der heimische Arbeitsmarkt sei aber in vielen Bereich leergefegt. Walser sagt, er höre immer wieder, dass sich Unternehmen gegenseitig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegnehmen. Es gebe einen regelrechten Kampf um die besten Kräfte am Arbeitsmarkt. Das helfe dann vielleicht einem Betrieb für kurze Zeit, langfristig sei das aber keine Lösung, so Walser.

Mehr Freizeit als Lockmittel keine Lösung
Die Bezahlung sieht Walser dabei nicht als das Problem, in 90 Prozent der Betriebe werde ohnehin schon über Kollektivvertrag bezahlt. Darunter fänden sich ohnehin keine Mitarbeiter, so Walser. Er kann sich auch mehr Freizeit als Lockmittel vorstellen, die Wirtschaft sei da flexibel.
Für den Mangel an Arbeitskräften sei das aber auch keine Lösung. Bei einer Verkürzung der Arbeitszeit brauche man noch mehr Arbeitskräfte, um die Arbeit abdecken zu können. Das verschärfe die Situation noch einmal mehr, glaubt der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident.
Politik soll Anreize schaffen
Walser fordert von der Politik umgehende Lösungen und Anreize. Gerade bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnten Schrauben gedreht werden, damit Frauen in höherem Ausmaß arbeiten könnten. Damit lasse sich auch die Pensionslücke und Altersarmut bei Frauen verhindern. Auch bei der Beschäftigung von Nicht-EU-Bürgern gebe es noch mehr Möglichkeiten.
Walser erwähnte außerdem die Nachschärfungen bei den Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitssuchende. Hier laufen derzeit auch Gespräche zwischen der Wirtschaftskammer und Arbeitsminister Martin Kocher von der ÖVP. Gebe es keine Entspannung, dann drohe ein Abwürgen des aktuell starken Wirtschaftswachstums, denn dann könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Aufträge und Nachfrage nicht mehr bewältigen.