Mann legt Hand auf Schulter einer Frau
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Chronik

Sensibilisierung für das Thema Belästigung

Mehr als jede zweite Frau hat laut Studien schon einmal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Im Rahmen des Projektes „Be Aware“ wurden in einer Reihe von Workshops Führungskräfte von Tiroler Unternehmen für das Thema sensibilisiert.

20 Tiroler Firmen haben an einen Workshop zu diesem Thema teilgenommen, der von dem Verein „Frauen im Brennpunkt“ angeboten wird. Die Unternehmen sind Arbeitgeber für 15.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

96 Prozent der Betroffenen, die sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft wenden, sind weiblich. Die mutmaßlichen Belästiger sind zu 95 Prozent männlich. Ein kostenloses E-Learning-Programm informiert über rechtliche Rahmenbedingungen, mögliche Reaktionen und Präventionsmaßnahmen. Es geht um Strategien und Risikominimierung und um die interne Firmenkultur beim Umgang mit diesem Thema.

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz weit verbreitet

Mehr als jede zweite Frau hat laut Studien schon einmal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. 96 Prozent der Betroffenen, die sich an die Gleichbehandlunganwaltschaft wenden, sind weiblich.

Belästigung tritt in verschiedenen Formen auf

Für die Geschäftsführerin von „Frauen im Brennpunkt“ Claudia Birnbaum ist sexuelle Belästigung, wenn einer Person unangemessenes, aufdringliches und unerwünschtes Verhalten entgegengebracht wird. „Immer dann, wenn sich die betroffene Person nicht mehr wohl fühlt oder in ihrer Würde verletzt wird.“ Das könne körperliche Belästigung durch unerwünschtes Berühren sein, digitale Belästigung oder versenden unerwünschter Nachrichten oder Bilder, erläuterte Birnbaum am Dienstag gegenüber „Tirol heute“. Es könne aber auch Machtmissbrauch sein, wenn eine Führungskraft private Treffen oder Dienstleistungen verlange, um etwa beruflich weiterzukommen. Die Belästigung könne auch verbal sein, etwa durch unangebrachte Witze oder sexistische Bemerkungen.

Belästigende Nachrichten auf Smartphone
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Belästigung kann auch in digitaler Form stattfinden

Führungskräfte und Ansprechpersonen sensibilisieren

Aufklärung brauche es vor allem dahingehend, dass in Unternehmen Führungskräfte oder Ansprechpersonen für das Thema sensibilisiert werden und ein Bewusstsein entwickeln, so Birnbaum. Die Bandbreite von Alltagssexismus am Arbeitsplatz sei sehr groß. Es gehe darum, Ursachen und Wirkmechanismen zu erkennen, um dann als Führungskraft vielleicht schon präventiv entgegenwirken zu können.

Unternehmen sind zwar per Gesetzt dazu verpflichtet, Angestellte vor sexueller Belästigung zu schützen. Man habe aber die Erfahrung gemacht, dass ein Gesetz oder Zwang nicht automatisch die innere Bereitschaft von Führungskräften mit sich bringe, so Birnbaum. Als Firma müsse man von sich aus sagen, „es gibt keine Toleranz“. Wenn ein Fall auftrete, werde das transparent und offen aufgearbeitet.

Thema wird oft tabuisiert

Das Thema Alltagssexismus werde oft totgeschwiegen und es gebe keine konkreten Zahlen dazu, stellt die Expertin von „Frauen im Brennpunkt“ fest. In Unternehmen gelte es, die Gesprächskultur zu öffnen und Mitarbeiter zu schulen. „Wenn die Mitarbeiter gut vorbereitet in eine schwierige Situation hineingehen, kommen sie auch gut wieder heraus.“