Blick in Zimmer einer Intensivstation
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Gesundheit

Sepsis: Die unterschätzte Gefahr

Bereits zum 10. Mal wird am Montag der Welt-Sepsis-Tag begangen. Damit soll Aufmerksamkeit und Bewusstsein für die häufig unterschätzte Erkrankung, die Möglichkeit der Früherkennung und ein bestmögliches Sepsis-Management geschaffen werden.

Eine Sepsis (oft auch Blutvergiftung oder Blutstrominfektion genannt) kann als lebensbedrohliche Komplikation bei verschiedensten Infektionskrankheiten entstehen. Dabei wird die körpereigene Reaktion auf eine Infektion fehlreguliert und es kann zu einer Schädigung eigener Organe kommen.

Covid verschärfte Sepsis-Gefahr

„In den mehr als eineinhalb Jahren COVID-19-Pandemie sind mehr Menschen denn je auf kritische Infektionserkrankungen, die eine intensivmedizinische Therapie erforderlich machen, aufmerksam geworden“, sagte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) Walter Hasibeder. Er ist auch Leiter der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams. „Diese Sensibilisierung ist wichtig, denn die Sepsis ist nichts anderes als die dramatische Konsequenz einer Infektion, bei der Früherkennung besonders wichtig ist.“ Nahezu alle akuten Infektionserkrankungen, einschließlich Viren wie SARS-CoV-2, können zu einer gefährlichen Sepsis führen.

Pressegespräch zur Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin – AIC 2018
B&K/APA-Fotoservice/Reither
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) Walter Hasibeder. Er ist auch Leiter der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams.

Weltweit häufige Todesfälle

Als Ursache Nummer 1 für Todesfälle im Krankenhaus, für Wiederaufnahmen im Spital und für hohe Gesundheitskosten gehört die Sepsis zu den weltweit größten Gesundheitsproblemen. Rund 50 Millionen Sepsisfälle treten weltweit pro Jahr auf, 11 Millionen Menschen sterben daran, darunter 3 Millionen Kinder und Jugendliche. Damit ist diese schwere Erkrankung auf globaler Ebene für einen von fünf Todesfällen verantwortlich. Darauf macht aus Anlass des Welt-Sepsis-Tages am 13. September die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) aufmerksam, ebenso wie zahlreiche Organisationen in aller Welt, die in der Global Sepsis Alliance zusammengeschlossen sind.

Früherkennung kann Leben retten

Eine besondere Bedeutung kommt beim Sepsis-Management auch der Früherkennung zu, die sprichwörtlich Leben retten kann. Entgegen verbreiteter Vorstellungen ist die Sepsis keine Erkrankung, die im Spital entsteht: 80 Prozent der Sepsis-Fälle treten außerhalb eines Krankenhauses auf. ÖGARI-Präsident Hasibeder: „Je später die Diagnosestellung und eine angemessene Therapie erfolgt, desto schlechter sind Heilungs- und Überlebenschancen und desto dramatischer ist der Verlauf. Bewusstsein für Alarmsignale der Sepsis ist daher zentral.“ Der oft zitierte „rote Strich am Arm“ ist keineswegs das typische Anzeichen für Sepsis. Vielmehr sind es zunächst eher allgemeine – und daher oft nicht leicht erkennbare – Symptome wie Fieber und/oder Schüttelfrost, eine erschwerte, schnelle Atmung, eine verwaschene Sprache oder Verwirrtheit, die im Zusammenhang mit einer Infektion auftreten, aber auch eine sehr blasse Haut und ein starkes Abgeschlagenheits- und Krankheitsgefühl.