Im Großen Haus sind derzeit ungewöhnliche Klänge zu hören: Kreissägen statt Koloraturen, Hammer statt Hamlet. Mitarbeiter einer Spezialfirma aus Dresden sind gerade dabei, den Bühnenturm aus dem Jahr 1967 zu sanieren. In dem 25,5 Meter hohen Turm können die Kulissen während der Vorstellung aus der Sicht des Publikums weggefahren werden, erklärt Alexander Egger, der technische Direktor des Tiroler Landestheaters bei einer Führung für ORF Tirol.
Die Erneuerung war überfällig
Die Sanierung der mehr als 50 Jahre alten Anlage sei dringend notwendig gewesen, weil man für die Maschinerie keine Ersatzteile mehr bekommen habe, so Egger. Auch die Computersteuerung sei endlich erneuert worden. Einen der letzten Computer habe man aus dem Technischen Museum in Wien ausgeliehen, gesteht er. Die Vorplanung dieser Sanierung habe mehr als drei Jahre in Anspruch genommen. Daher hätte man sie nicht während des Lockdowns durchführen können, sagt Egger.
Bühnenbretter als Souvenir
Auf der 1.500 Quadratmeter großen Bühne wird unter Zeitdruck gesägt und geschraubt. Die Arbeiter legen bereits Extraschichten ein, um rechtzeitig fertig zu werden. Die schwarz lackierten Holzscheite, auf denen in den letzten 20 Jahren gesungen, gespielt und getanzt worden ist, werden derzeit ausgetauscht. Die Entsorgungskosten seien minimal, schmunzelt Egger, denn das Interesse an diesen Brettern, die die Welt bedeuten, sei enorm. Zahlreiche Theatermitarbeiter haben die historischen Scheite als Andenken mitgenommen. Einige haben sich sogar Tische und Regale daraus gezimmert.
Ganze Platten statt einzelne Bretter
Geradezu unromantisch ist der neue Bühnenbelag. Statt der einzelnen, zusammengesteckten massiven Holzbretter, werden nun große, verleimte Platten verlegt. Das harzige Kiefernholz ist gut geölt. Die Löcher, die bei der Montage von Kulissenteilen entstehen, sollten sich nach dem Herausschrauben wieder schließen, erklärt Egger.
Unsichtbare Vorteile für das Publikum
Das Publikum wird von dieser 6,5 Millionen teuren Sanierung nur wenig mitbekommen. Die Kosten übernehmen die Stadt Innsbruck und das Land Tirol. "Die neue Bühne wird so schwarz sein wie die alte und die Technik hinter den Kulissen bemerkt das Publikum kaum, erzählt Alexander Egger. Aber mit diesen zeitgemäßen technischen Möglichkeiten würde die Arbeit der Maschinisten und der Bühnenarbeiter präziser und effizienter ablaufen.
50 Personen arbeiten derzeit auf Hochtouren, damit die Sanierung bis zum Saisonauftakt abgeschlossen ist. Am 3. Oktober soll die Tanzcompany Innsbruck die neue Bühne mit der Uraufführung von Romy Schneider einweihen.