Geldbörse mit Euro
jobipro – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Schulkosten sind deutlich gestiegen

Im Schuljahr 2020/21 haben Tiroler Eltern im Schnitt über 1.200 Euro pro Kind ausgegeben. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle AK Schulkostenstudie. Viele Familien sind durch Krise und Lockdown nicht nur finanziell, sondern auch psychisch unter Druck geraten.

Die letzte AK Schulkosten-Erhebung fand im Schuljahr 2015/16 statt: Damals gaben Tiroler Eltern für den Schulbesuch pro Kind im Schnitt 730 Euro aus. Österreichweit waren es gut 855 Euro. Im vergangenen Corona-Schuljahr 2020/21 seien die Ausgaben dramatisch über diesen Summen mit durchschnittlich 1.233 Euro pro Kind in Tirol gelegen, meldete die AK.

Österreichweit beliefen sich die Ausgaben sogar auf rund 1.468 Euro pro Kind. Insgesamt gaben Eltern für den Schulbesuch aller ihrer Kinder durchschnittlich 1.794 Euro in Tirol aus, beziehungsweise 2.132 Euro österreichweit.

Zur Studie

An der AK Schulkostenstudie beteiligten sich zwischen 1. September 2020 bis 10. Juli 2021 österreichweit 2.916 Eltern für 4.335 Kinder, davon in Tirol 354 Eltern mit 533 Kindern. Die Angaben wurden vom Forschungsinstigut SORA ausgewertet.

Weniger Haushaltseinkommen durch Schulkosten

Tiroler Haushalte mit einem Einkommen von monatlich mehr als 3.750 Euro müssen rund vier Prozent davon für Schulkosten aufwenden, etwa die Hälfte des Österreichschnitts. Liegt das Einkommen allerdings bei maximal 2.000 Euro, sind es rund 17 Prozent, – also mehr als das Vierfache. Somit mache der Schulkostenanteil in armutsgefährdeten Haushalten, beziehungsweise bei vielen alleinerziehenden Eltern, mehr als ein Sechstel des Jahreseinkommens aus, warnte die AK.

Mehrfachbelastung im Lockdown

Auch wenn Schulen und Großeltern im Winter wieder häufiger als „Notfallbetreuung“ genutzt worden seien, seien viele Eltern doch über Monate mit der Betreuung ihrer Kinder auf sich gestellt, hieß es. Während Akademikerinnen und Akademiker die Arbeit ins eigene Zuhause verlegen konnten, mussten etwa Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Beschäftigte in systemrelevanten Berufen weiterhin an den Arbeitsplatz. Eltern in Produktionsberufen, im Gesundheits- und Sozialwesen oder im Handel hätten sich laut Studie am schwersten damit getan, die Kinderbetreuung sicherzustellen.

Mehr als zwei Drittel aller befragten Eltern bezeichneten sich sowohl im Frühjahr 2020 als auch von Dezember 2020 bis Februar 2021 als sehr oder ziemlich gestresst. Zusätzlich zum digitalen Unterricht mussten viele als „Ersatz-Lehrperson“ fungieren. Im Oktober 2020 sagten 40 Prozent der Tiroler Eltern, ihre eigene psychische Gesundheit habe sich im Vergleich zum Frühjahr verschlechtert. Im Februar 2021 gaben dies bereits 58 Prozent aller Eltern an.

Eine Schülerin beim Homeschooling bzw. Heimunterricht mit ihrer Mutter
APA/ERWIN SCHERIAU
Homeschooling stellte für viele Tiroler Eltern eine weitere große Belastung dar

Eine Sonderauswertung der AK Studie vom Oktober 2020 habe bereits ergeben, dass sie auch bei ihren Kindern vermehrt Einsamkeit, Gereiztheit, Traurigkeit, Nervosität und Verängstigung beobachteten, während Gefühle wie Gelassenheit oder Glücklichsein zurückgingen. Rund drei Viertel aller befragten Eltern gaben an, dass ihre Kinder im Corona-Schuljahr deutlich weniger gelernt haben, als in einem „normalen“ Schuljahr.

AK-Forderungen

Die Politik müsse dafür Sorge tragen, dass der Schulerfolg und damit die Zukunft der Kinder nicht länger vom Haushaltsbudget abhängen, betonte Tirols AK Präsident Erwin Zangerl. „Weil Maßnahmen bisher auf sich warten ließen, wurde die Situation durch Corona noch verschärft.“

Die AK Tirol fordert eine kostenlose Ganztagsschule für jedes Kind in seiner Wohnumgebung, sowie eine kostenlose Lernbegleitung für alle, die sie in Anspruch nehmen möchten. Zusätzlich solle es eine Bonuszahlung der Familienbeihilfe pro Schülerin beziehungsweise Schüler geben, eine Sonderzahlung für alle, die SchülerInnenbeihilfe beziehen, sowie eine weitere Erhöhung dieser.