„Das war sicher die Lebensphase, in der ich am wenigsten geschlafen habe“, schmunzelte Pathologe Eduard Egarter Vigl beim Rückblick an seine erste Zeit mit dem „Ötzi“. Bis zum Fund der Gletschermumie hatte der Pathologe keinerlei Erfahrungen mit Feucht-Mumien gehabt. Das habe er auch damals immer wieder gesagt und betont, berichtete der Pathologe.
Nachdem die Mumie im Keller der Uni Innsbruck gelagert wurde, bestand die Herausforderung für ihn und das damals neu gegründete Museum in Bozen darin, den Ötzi unbeschadet der Öffentlichkeit zu zeigen. Am 13. Jänner 1998 fand der Transfer von Innsbruck nach Bozen statt, am 28. Februar sollte das Museum bereits öffnen. In weniger als zwei Monaten also mussten die Experten eine Möglichkeit für den Erhalt und das Zurschaustellen vom Ötzi finden.
Wasserverlust als Problem
Eduard Egarter Vigl fand damals schnell heraus, dass die Mumie 30 bis 40 Gramm Wasser jeden Tag verlor. Also musste er handeln: Versuchsweise wurde der Ötzi mit sterilem Wasser aus einer Sprühflasche besprüht, um den Wasserverlust auszugleichen.
Das funktionierte nur begrenzt: Die Gletschermumie bildete dadurch Eiszapfen. Das Wasser tropfte von der Mumie ab, es bildeten sich Stalaktiten und Stalagmiten, schmunzelte Egarter Vigl in Erinnerung daran. Das Problem war also noch nicht gelöst. Als beste Maßnahme wurde schließlich ein gleichmäßiger Sprühnebel gefunden, der die Bedingungen am Gletscher simulieren sollte. Alle drei bis vier Monate musste der Ötzi dann zwar immer noch aufgetaut werden, das spendete seiner Haut aber auch Feuchtigkeit und hielt den Ötzi somit „elastisch“.
Vom Ötzi nach Ägypten
Damit wurde Eduard Egarter Vigl zu einem gefragten Feuchtmumien-Experte. Er erhielt Anfragen aus aller Welt, von Argentinien bis Kairo. Eine besonderes Erlebnis war für ihn die Fahrt nach Kairo. Gemeinsam mit dem Radiologen Paul Gostner konnte er dort die Mumie von Pharao Tutanchamun untersuchen.
„Dass man uns wegen der Ötzi-Kompetenz diese Aufgabe ermöglicht hat, war sehr schön.“ Eine Woche lang konnten die beiden Forscher in einer Zelle die Mumie des ägyptischen Pharaos untersuchen. Das sei etwas unglaublich Besonderes gewesen und wahrscheinlich seine schönste Erinnerung „Der Ötzi möge es mir verzeihen“, schmunzelte Egarter Vigl.